Historische Orgel der evangelischen Kirche soll erweitert werde
Von Dominique Pfeiffer
Das Spektrum der Orgelmusik soll künftig in den Gottesdiensten und Konzerten breiter erklingen – rechts Johannes Schmidtke, der seit 2005 Kantor in der evangelischen Kirche ist. Foto: Guido Schiek
( Foto: Guido Schiek)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ROSSDORF - Verziert mit verschiedenen Ornamenten ist die Vorderseite, der sogenannte Prospekt – der Teil der mittelgroßen Orgel, den Besucher vom Kirchenschiff aus sehen können. Er stammt aus dem Jahr 1851 und wurde von Georg Rothermel aus Zwingenberg erbaut. Insgesamt hat das Instrument etwa 1750 Pfeifen. „Innen stehen die Holzpfeifen dicht an dicht wie ein Brett, und die kleinen Pfeifen, die teilweise aus einfachem Metall gemacht sind, stehen dahinter“, erläutert Pfarrer Axel Erdmann das Innenleben des Instruments. Der gesamte Klang wird somit in einem „gefangenen Raum“ produziert, sagt Erdmann, der seit 1995 in der evangelischen Gemeinde tätig ist.
Auch neuer Spieltisch steht auf der Wunschliste
Das klingende Werk erbaute 1915 die Firma Förster & Nicolaus aus Lich in Oberhessen. Seitdem steht das fast vollständig erhaltene Instrument in der evangelischen Kirche in Roßdorf, hoch oben auf der Empore. Für ein brillianteres und transparenteres Orgelspiel soll es im Zuge der Kirchenrenovierung für über 200 000 Euro repariert und erweitert werden.
Am Sonntagmorgen nun hat sich im Elisabeth-Haus der Freundeskreis der Orgel gebildet. Mittelfristig soll ein Orgelförderverein gegründet werden. Bezuschusst durch die Landeskirche, soll die Finanzierung großteils durch Spenden erfolgen. „Jeder gespendete Euro wird noch mal um zehn Prozent ergänzt“, schildert Erdmann einen Teil der Finanzierungsidee. Rund um die Orgel wird es künftig Veranstaltungen und Konzerte geben. Eine Orgel-Matinée gab es vor der Zusammenkunft. „Wir suchen Menschen mit Ideen, die Freude an Orgelmusik haben und sich einbringen wollen“, schildert Johannes Schmidtke, der seit 2005 Kantor in der evangelischen Kirche ist. Etwa ein Jahr brauche man um ein Konzept für die Erweiterung der Orgel zu entwickeln, führt er weiter aus.
SPENDENKONTO
Aktuell sind drei weitere Veranstaltungen geplant. Informationen gibt es beim Freundeskreis der Orgel. Das Spendenkonto ist auf www.rossdorf-evangelisch. de genannt. (dop)
Seltenheitswert erhält das Instrument auch durch seine 26 Register (Klangfarben), die auf zwei Manuale und das Pedal verteilt sind, sowie durch einen pneumatischen Kegelladen. „Die Orgel ist historisch und denkmalgeschützt – von ihrer Bauart gibt es nur noch sehr wenige in Hessen, die so gut erhalten sind“, betont der Kantor. Spezifisch ist auch ihr spätromantischer Klangcharakter, durch den sie sich ausgezeichnet für kleinere bis mittelgroße Werke von Max Reger oder Sigfrid Karg-Elert eignet.
„Die Windanlage muss überholt werden. Die Pfeifen werden durch einen Motor, einen großen Balg sowie Hunderte von Bleiröhrchen mit Druckluft zum Klingen gebracht“, erläutert der Kirchenmusiker. Diese „Windversorgung“ ist instabil und muss erneuert werden. Der Klang sei kurzatmig und bei lautem Spiel nicht stabil.
Bei der geplanten Renovierung soll die Orgel teils repariert und teils um neue Register erweitert werden. Zudem beabsichtige man einen neuen Spieltisch anzufertigen, durch den die Orgel vom Kirchenschiff aus angesteuert werden könne. Dadurch ist der Organist sichtbarer und flexibler. Das Spektrum der Orgelmusik soll künftig in den Gottesdiensten und Konzerten breiter erklingen. „In ihrem jetzigen Zustand ist die Orgel nur begrenzt für konzertante Aufführungen nutzbar“, erklärt der Kantor. Durch die angestrebte Renovierung könne diese besser für den Unterricht und das „liturgische Orgelspiel farbiger gestaltet werden“, so Schmidtke.