Geologe Michael Wuttke referiert über Vulkane im Sprendlinger Horst
Von Dominique Pfeiffer
Heißes Thema: Der Geologe Michael Wuttke spricht im Alten Bahnhof in Roßdorf über „Die feurige Vergangenheit Roßdorfs – Vulkanismus in Südhessen“. Foto: Karl-Heinz Bärtl
( Foto: Karl-Heinz Bärtl)
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ROSSDORF - Ein äußerst intensiver Vulkanismus prägte vor 45 bis 48,2 Millionen Jahren den Sprendlinger Horst und den Oberrheintalgraben mit etwa 50 Vulkanen. Die Bekanntesten sind das Messeler Maar, der Roß- und Otzberg. Doch ist der Begriff „intensiv“ in Relation zum Zeitraum von zwei Millionen Jahren zu sehen: Nur zweimal habe es in der Zeit hier geknallt, leitet Michael Wuttke, Geologe, seinen Vortrag über „Die feurige Vergangenheit Roßdorfs – Vulkanismus in Südhessen“, am Samstagabend im Museum ein.
Angetrieben durch feurige Walzen im Erdinneren bewegen sich die Kontinente. Sie können zerbrechen, auseinander- oder aufeinander driften und kollidieren. „In der Knautschzone von solchen Kollisionen kommt es dann zu Auffaltung von großen Gebirgen“, erklärt Wuttke, der ehrenamtlich am Senckenberg Forschungsinstitut tätig ist.
Vor 50 Millionen Jahren erhoben sich die Alpen, in deren Folge der Oberrheintalgraben entlang von Klüften einsank und Magma aufstieg. Es kam zu Vulkanausbrüchen. Der Prozess der Oberrheintalgrabenabsenkung hält bis heute ruckartig an, zeigt sich in Erdbeben in unserer Region. Das heutige Paradebeispiel dafür sei der ostafrikanische Graben. In mehreren Millionen Jahren wird durch das Aufbrechen einer Meeresspalte ein neuer kleiner Erdteil entstehen. In den Gräben dieses Gebiets gibt es viele Seen, die von einmündenden Flüssen gefüllt werden.
So ähnlich sah es damals auch bei der Grube Messel und beim Roßberg aus. Sie sind sehr charakteristische Vulkanformen für den Sprendlinger Horst. Durch starke Verwitterungen sind aber nur noch Reste der Aufstiegskanäle vorhanden.
„Wasserdampferuption ist der eigentliche Mechanismus“, erklärt Wuttke den Ausbruch des Messeler Maars. Heißes Magma steigt in Spalten im Erdinneren auf, trifft in mehreren Hundert Metern Tiefe auf Grundwasser, das explosionsartig verdampft und sich gewaltig ausdehnt. Viel zertrümmertes Untergrundmaterial wird mit der heißen Luft (bis 1200 Grad) als explosive Wolke nach oben transportiert. Sie kann über dem Vulkan eine Höhe von 30 Kilometern erreichen.
Die Wände des später mit Wasser gefüllten Eruptionstrichters sind sehr steil und neigen zum Abreißen. Der Roßberg wird als Ausbruch eines normalen Vulkans oder einer Maareruption interpretiert.
Am Beispiel vom Vesuv schildert Michael Wuttke den Ausbruch eines „normalen Vulkans“. Durch Hitze werden Aschewolken nach oben bis zum Krater transportiert, Glutwolken steigen auf, Lava bricht kissenartig über die ganze Region aus. Die grauen Wolken rasen bis zu 50 Kilometer weit über die Landschaft, decken alles zu.
Die Minerale des Roßbergs zeigen auf eine geologisch kurze Verweildauer (etwa 1000 Jahre) in der Magmakammer hin. Die durchlaufenden Basaltsäulen lassen auf einen ehemaligen Lavasee mit einem Ausbruch schließen.
Bei gasreichem Magma dehnt es sich im Inneren aus, wie in einer Sektflasche. Durch Ziehen des Korkens schießt das Material heraus. Große Gasblasen in der Magmakammer des Roßbergs zeigen aber, dass sie wohl relativ gasarm war. Lavasäulen kühlen immer senkrecht zum Untergrund ab, führt Wuttke an. Beim Roßberg ist dieser geneigt. Abkühlendes Material schrumpft langsam gegen die Mitte hin, Risse entstehen, entlang derer sich die Säulen bilden.