Reinheimer Jugendförderung thematisiert Grundwerte der Emanzipation
Von Klaus Holdefehr
Einen Tanz in die Emanzipation zeigten diese Mädchen anlässlich des Weltfrauentags im Reinheimer Jugendzentrum. Foto: Klaus Holdefehr
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REINHEIM - Das Plakat ist originell und wirft trotzdem Fragen auf: Eine Gesichtsmaske zum Weltfrauentag? Wellness nach vollendeter Emanzipation? Oder was? Auf jeden Fall sollen sie sich wohlfühlen, die rund 30 Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, die an diesem Weltfrauentag der Einladung der Reinheimer Jugendförderung ins Hofgut gefolgt sind.
Dass dabei die Geschichte des Tages und Sachstand der Emanzipation nicht aus dem Blickfeld geraten, dafür sorgt das von Sozialpädagogin Siggi Elsner entworfene und von mehreren Helferinnen aus dem wöchentlichen Mädchentreff mitgetragene Programm. Geschickt eingefädelt ist das „ultimative Mädchenbingo“ als Anleitung zum Kennenlernen, mit Aufgaben wie: „Finde ein Mädchen, das die gleiche Lieblingsfarbe hat wie du.“ Dafür muss Frau miteinander reden, und damit ist schon ein Anliegen auf den Weg gebracht: sich kennenzulernen.
Der nächste Schritt ist: gemeinsames Tun. Dass dies in vielen Facetten mädchenspezifisch ist, muss nicht als anti-emanzipatorisch gewertet werden. Wer Freude daran, hat, bunte Freundschafts- und Haarbänder zu entwerfen und zu basteln oder zu stricken, kann dies gerne tun – und sich mit anderen Mädchen dabei wohl fühlen. Dass Mädchen lieber in Formationen tanzen als Jungs, war jetzt gerade wieder eine Fastnachtskampagne lang zu erleben. Und dass beim gemeinsamen Musizieren von Mädchen weit weniger als bei Jungs die Frage aufgeworfen wird, wer der Bestimmer ist, gehört zum Erfahrungsschatz der meisten Eltern.
Ein ganzes Haus voller Mädchen also. Und obwohl das Programm schon längst auf Hochtouren läuft, vermisst niemand die ohrenbetäubende Geräuschkulisse, die 30 Jungs dieser Altersklasse entwickeln würden.
Entspannt und fröhlich geht es zu, aber Elsner hat auch für „ernsthafte“ Einsprengsel gesorgt, zum Beispiel mit einem Fragebogen, auf dem eingetragen werden muss, wer die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland war, seit wann Frauen Wahlrecht haben in Deutschland, und was Amazonen sind. Antworten sind auf kreuz und quer im Haus versteckten Zetteln notiert, eine Einladung zum Rundgang.
„Ja, wir sprechen hier über Geschichte und Bedeutung des Weltfrauentags, über Emanzipation und Gleichberechtigung, und oft sind die Mädchen überrascht, dass es nicht schon immer Wahlrecht für Frauen gab und es auch heute noch nicht gleichen Lohn für gleiche Arbeit gibt.“
Dass Gleichheit, besser Gleichwertigkeit bei allen Unterschieden, als etwas Alltägliches wahrgenommen wird, wirft ein Glanzlicht auf das bisher schon Erreichte. Da kann sich frau in der Wellness-Abteilung des Jugendzentrums ruhig mal eine Weile entspannen – um sich dann gestärkt auf den weiteren Weg zu machen. Elsner jedenfalls hofft, dass ihre geschlechtsspezifische Arbeit im Mädchentreff durch Veranstaltungen wie diese Verstärkung bekommt. Der Treff im JUZ des Hofguts an der Kirchstraße ist immer Mittwoch von 15.30 bis 17.30 Uhr geöffnet, „Neue“ sind immer willkommen.