Reinheim fordert vom Land Antworten auf seine Verkehrsprobleme
Mit drei Anträgen nach Wiesbaden sollen die Lkw aus der Stadt verbannt und die Umgehung beschleunigt werden.
Von Thomas Bach
Redaktionsleiter Darmstadt-Dieburg
Und sie rollen und rollen und rollen durch Reinheim, wie hier in der Ueberauer Straße. Das soll so schnell es geht enden. Die Stadt will kurzfristig ein Durchfahrtsverbot erreichen und auf lange Sicht die Umgehung schneller bekommen.
(Archivfoto: Karl-Heinz Bärtl)
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REINHEIM - Die Stadt Reinheim und die Initiative „Reinheim ohne Lkw-Durchgangsverkehr“ (Rold) geben nicht auf: Nun wurden gleich mehrere Vorstöße unternommen, um Reinheim zumindest vom Lkw-Durchgangsverkehr zu befreien, zur Not anfangs nur nachts, und das große Ziel einer B-426-Umgehung doch noch in absehbarer Zeit zu erreichen.
Eine West-Ost-Umfahrung Reinheims steht im Bundesverkehrswegeplan derzeit nicht im vordringlichen Bedarf, also wird vor 2030 noch nicht mal über eine Planung nachgedacht. Ein Umstand, der sowohl Initiativen-Sprecher Frank Weis als auch Bürgermeister Manuel Feick (SPD) nicht gefällt. „Zukünftig soll es eine Umgehungsstraße in den drei Nachbarkommunen Ober-Ramstadt, Groß-Bieberau und Otzberg geben. Diese Lösungen sind nur Insellösungen“, heißt es in einem Schreiben von Manuel Feick an den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), „die ganzheitliche Verkehrsstrombetrachtung zeigt eindeutig, welche Probleme auf Reinheim zukommen, wenn nicht dieser Lückenschluss mit einer weiteren Umgehungsstraße bei uns ebenfalls getätigt wird und das zeitgleich mit den vorgenannten Projekten. Auf einer Strecke von 70 Kilometern, von Erbach im Odenwald bis zur Anschlussstelle der A 5 bei Darmstadt würde der Verkehr außerorts geführt werden, lediglich durch unser idyllisches Odenwaldstädtchen müsste dieser durch. Das ist eine fatale Fehlplanung. Reinheim kann und darf nicht auf der Strecke bleiben, wenn um uns herum überall eine Entwicklung stattfindet.“
Deshalb hat die Stadt nun eine Machbarkeitsstudie beantragt für die Trasse der künftigen Umgehung. Dies soll Zeit sparen, erläutert Feick. „Wir könnten jetzt schon alle eventuellen Probleme feststellen und darauf hin arbeiten, diese abzustellen“, sagt er. An den Kosten würde sich die Stadt auch beteiligen, falls das Parlament dem zustimmt.
Zudem hat die Stadt beim Ministerium zwei weitere Sachen beantragt: die Durchführung einer Untersuchung zum vorzeitigen Baubeginn der Umgehungsstraße auf Basis einer „Innerörtlichen Verbesserung“. So seien auch Griesheim und Pfungstadt zu ihren jüngsten Umgehungen gekommen. Zudem wurde ein Antrag auf vorzeitige Auswertung der turnusmäßig geplanten Verkehrszählung 2021 gestellt, um nicht erneut zwei Jahre darauf warten zu müssen „und nötig Zeit zu verlieren“, so Feick. Denn im Normalfall gehen die Zahlen aus der Zählung nach Berlin und werden dort ausgewertet. Das dauert normalerweise bis zu zwei Jahren. Nun soll es das Land Hessen übernehmen, damit es schneller geht.
Die Auswertung soll dann laut Frank Weis auch eventuell schneller zu einem neuen Lärmgutachten führen, mit dem das Zwischenziel eines Nachtfahrverbotes für Lkw erreicht werden könnte. Ziel ist aber nach wie vor, dass zu keiner Zeit mehr Lkw durch Reinheim rollen. Dieses Ziel könnte auch erreicht werden, wenn die Bundesstraße 45 vierspurig ausgebaut ist. Das ist ja nun möglich, weil Groß-Umstadt – und auch Groß-Bieberau – mit den Planungsleistungen in Vorleistung gehen dürfen. Die Landkreise Odenwald und Darmstadt-Dieburg haben sich entschlossen, bei der Vorfinanzierung gemeinsame Sache mit den Kommunen zu machen, um die Sache zu beschleunigen und um die eh durch Corona gebeutelten Kommunen nicht vor finanzielle Probleme zu stellen (wir haben berichtet). Auf eine solche Lösung einer Vorfinanzierung hatte die Stadt auch gehofft. Allerdings komme eine solche Lösung nur in Frage, wenn die betroffenen Maßnahmen im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans stünden, hieß es aus dem Ministerium. Für die Vorhaben in Groß-Bieberau (B 38) und Groß-Umstadt ist dies der Fall, für die B 426 in Reinheim aber nicht. Also wurde diese Anfrage abgelehnt.
Derzeit gibt es nur ein Tempolimit, und zwar ein generelles für alle Verkehrsteilnehmer, auf Teilen der Bundesstraße 426 in Reinheim. Ein Durchfahrtsverbot wurde bislang abgelehnt mit der Begründung, dass die Umwege für die Lkw zu weit seien. Der Stadt schwebt eine große Umfahrung über die Bundesstraßen 38, 45 und 26 vor.
Die Chancen, dass die Nord-West-Umgehung schneller realisiert werden kann, gehen laut Frank Weis „gegen Null“. Dennoch sagt Manuel Feick, dass die Stadt Reinheim nicht 20 Jahre warten könne, bis die Verkehrsprobleme gelöst seien: „Und wir brauchen endlich mal Antworten, nicht immer dieses Hin und Her.“