Bei der Blumen- und Pflanzenbörse im Reinheimer Stadtpark wechselt allerhand Grünes den Besitzer, darunter auch selteneres wie Ginseng und Färberwaid. Foto: Andreas Kelm
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REINHEIM - Einer zieht ein Handwägelchen voll mit Kräutern hinter sich her, auf umgedrehten roten und blauen Plastikkästen stehen kleine Tomatensträucher, in einer alten Holzschublade wachsen rosa Gänseblümchen. Überall wuseln am Samstagvormittag im Reinheimer Stadtpark Menschen mit in Plastiktüten oder in Zeitungspapier verpackten Pflanzen herum. Die Blumen- und Pflanzenbörse – schön gelegen unter den hohen Platanen des Parks – hat begonnen.
Etwa 35 Verkäufer, meist Hobbygärtner, sind dem Aufruf des Obst- und Gartenbauvereins 1889 Reinheim und Ueberau gefolgt. „Ohne Standgebühr, ohne sich zuvor anzumelden“, erklärt der Reinheimer Karl-Wilhelm Heil (64), der das Ganze seit 18 Jahren am ersten Samstag im Mai für seinen Verein organisiert. „Diese zwanglose Lockerheit ist das Schöne an der Sache“, findet Stefan Krenzer (58), ebenfalls aus dem Ort.
Selbstgezogener Bärlauch, Salbei und Pimpernelle
Aus diesem Grund ist er bereits zum fünften Mal mit einem Stand dabei. Diesmal hat er sich mit seinen selbst gezogenen Kräutern ganz an das eine Ende des Parks gestellt und präsentiert Bärlauch, Pimpernelle, Salbei und Co. auf einem Tischchen. Überschuss aus dem eigenen Garten, wie er sagt. Für kleines Geld, ein paar wenige Euro, gehen die Kräuter über den winzigen Tisch. „Man hat immer schöne Gespräche hier, gerade vorhin hab ich gelernt, dass es auch roten Basilikum gibt“, meint er und deutet auf seinen eigenen grünen. „Ein Kunde war auf der Suche nach rotem.“ Er selbst habe auch schon etwas gekauft: eine Paprikapflanze und eine Glockenblume. „Hier ist es einfach preiswerter als in den Läden.“
Und im normalen Geschäft kann man zudem nicht tauschen. Das tut gerade Renate Kaiser-Alexnat (58) aus Michelstadt – eines ihrer Päckchen mit Saatgut der Färbepflanze Färberwaid gegen ein Pflänzchen Sedum Spathulatum, ein Steingartengewächs, das in Trockenmauern, aber auch im Garten wachsen kann. Die Agrarwissenschaftlerin ist mit ihrer Freundin Ina Braun (59), ebenso Michelstädterin, nach Reinheim gekommen und dort nun emsig am Erklären, was die Vorteile der natürlich blau färbenden Pflanze sind. Freundin Ina tönt damit beispielsweise als Filzerin ihre Wolle.
Dieter Kobza (78) aus Nauheim, der das Steingartengewächs gegen den Samen eingetauscht hat, hört interessiert zu. Sein Ding sind aber eigentlich eher Kakteen. Seit 45 Jahren ist er im Darmstädter Kakteenverein. Und von den stacheligen Gewächsen präsentiert er einige an seinem großen Stand. Geschickt schneidet er von einem rot blühenden Exemplar ein paar verwelkte Blüten ab, bevor er es einem Kunden reicht. „Er ist noch feucht, bitte erstmal 14 Tage nicht gießen“ sagt er, während eine Frau an seinem Stand plötzlich „Guck mal, da sind ja Ginsengpflänzchen“ ruft und aufgeregt ihren Mann anstößt.
Auch Eva-Maria Werner (37) aus Modautal ist eifrig am Einkaufen. Eine Riesenkürbispflanze und einen Tomatensetzling trägt sie mit sich herum. „Das meiste hab ich schon im Auto“, sagt sie verschmitzt. Sie ist zum dritten Mal auf der Pflanzenbörse in Reinheim, zum Bummeln, Gucken und Shoppen. Und dazu ist hier wahrlich eine gute Gelegenheit.