Karl-Heinz Maier (links) leitete ein letztes Mal den Literaturkreis, der sich seit 25 Jahren regelmäßig trifft. Daneben sind auf dem Bild Horst Turschner und Cölestine Kron zu sehen. Foto: Michael Prasch
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DIEBURG/ZEILHARD/GROSS-UMSTADT - Seit 25 Jahren besteht in der Dieburger Pfarrei St. Peter und Paul ein Literaturkreis. Der wird seit Anfang an von Karl-Heinz Maier geleitet. Der ehemalige Regierungsschul- direktor, der im Reinheimer Stadtteil Zeilhard zu Hause ist, will sich im Alter von 85 Jahren mehr Ruhe gönnen.
„Die Augen machen nicht mehr mit“, sagt der belesene Senior, der jetzt offiziell zum letzten Male den Literaturkreis leitete; dieser trifft sich bei der Familie Lehrke in der Groß-Umstädter Hackersiedlung.
Der Literaturkreis hatte sich vor 25 Jahren formiert, als in Dieburg noch Monsignore Manfred Gärtner Pfarrer von St. Wolfgang war, wie es der Dieburger Literaturfreund Josef Hach schildert. In der Regel trifft sich der Literaturkreis monatlich, elfmal innerhalb eines Jahres. Die Treffen sind in der Regel in Dieburg. Und jedesmal wird dabei ein anderes Buch besprochen.
„Wir sind keine Vorlesegruppe“, macht Maier deutlich. Voraussetzung sei, dass jeder Teilnehmer – bei denen es sich überwiegend um Frauen handelt – das jeweils zur Diskussion stehende Buch gelesen haben muss, um mitreden zu können. „Die Auswahl geschieht ohne Vorbehalte. Es geht bei uns nicht um Wohlfühl- und Trivialliteratur“, macht Maier deutlich, der auch jetzt noch um die 60 Bände im Jahr liest, und dessen privater Buchbestand – vom Keller bis zum Dach – um die 6000 Bücher umfasst.
In den vergangenen 15 Jahren überwog eindeutig die deutschsprachige Prosa: Romane, Kurzgeschichten und Novellen. „Es war ein Querschnitt der deutschen Literatur von der Barockzeit bis zur Gegenwart“, so Josef Hach.
Karl-Heinz Maier sei ein Glücksfall für den Literaturkreis gewesen, habe sein enormes Fachwissen über die deutschsprachige Literatur weitergeben, wie ein Professor auf die Treffen vorbereitet. „Lesen ist ein subjektives Erlebnis, und diese Eindrücke kann und soll man austauschen. Und das durchaus kontrovers und ohne Scheu“, fasste Karl-Heinz Maier zusammen.
Der Literaturkreis, den es in dieser Form spätestens ab Jahresende so nicht mehr geben wird, hat in den zweieinhalb Jahrzehnten Tausende Euro an Spenden für ein Patenschaftprojekt für Straßenkinder in Brasilien aufgebracht.