ZEILHARD - Eva schnuppert an dem kleinen Blatt, das sie zuvor zwischen den Fingern zerrieben hat, und rümpft die Nase. „Das riecht nach Kaugummi“, sagt sie. „Und nach Tee“, ergänzt Tim. Die beiden sind sich bald einig, dass sie nicht den gleichen Geschmack haben. Während Eva Minze nicht unbedingt auf ihrem Speiseplan braucht, findet Tim, dass das Gewürz öfter auf den Teller kommen könnte. Den Rosmarin, der gleich nebenan in der Kräuterspirale wächst, mögen dagegen alle Jungs und Mädchen des Kindergartens „Zauberwald“ in Zeilhard.
Vor etwa fünf Jahren haben die Erzieherinnen mit den Kindern einen Teil des weitläufigen Außengeländes zum Nutzgarten umgestaltet. Dabei waren die großen und kleinen Gärtner einfallsreich und experimentierfreudig, verwendeten für ihren Gemüse- und Kräutergarten auch Materialien, die man eher an einem anderen Ort vermuten würde.
So dienen alte Autoreifen als Begrenzung für einige Tomatenbeete. Sie halten die Pflanzen quasi im Zaum, ebenso wie die Behälter aus Holz und Glas, in denen über den Sommer Tomaten, Zucchini und Möhren gereift sind. Die Hochbeete sind so angelegt, dass sie zur Größe der vier bis sechs Jahre alten Nachwuchsgärtner passen. Eva, Tim, Georgia, Luke und die anderen Kinder können bequem daran arbeiten, säen, gießen und auch mal Unkraut jäten. Den größten Spaß aber macht die Ernte.
„Die Hochbeete haben Seitenwände aus Glas, damit die Kinder auch beobachten können, was in der Erde passiert“, erzählt Kindergartenleiterin Hannelore Bischoff-Kraft. Das geschäftige Treiben der Regenwürmer lässt sich ebenso gut beobachten wie die verschlungenen Wege der Pflanzenwurzeln. In der jüngsten Projektwoche kam ein weiteres Beet hinzu, das von kräftigen Holzbalken begrenzt wird und in dem die zarten Knospen der Kürbispflanzen zu imposanten, orange leuchtenden Früchten heranwuchsen.
Der Nutzgarten ist wie das gesamte Kindergartengelände „naturnah“, wie es Hannelore Bischoff-Kraft nennt. Überall gibt es kleine, verwunschene Stellen, die Buchenhecken bilden eine Art Laubengang, der zu einer Märchenburg führt, von einem Rodelhügel können die Kinder das ganze Jahr über herunterrutschen, unter hohen Bäumen ist es zu jeder Jahreszeit heimelig.
Auch die Erwachsenen lernen noch dazu
Schon vor 20 Jahren erhielt der Kindergarten „Zauberwald“ bei einem Wettbewerb um die phantasievollste Außengestaltung eine Platzierung. „Damals war das Gelände gerade frisch angelegt“, erzählt die Kindergartenleiterin. Die Anerkennung habe alle motiviert, die großzügige Fläche in idealer Lage am Ortsrand weiter zu entwickeln. Erzieherin Sibylle Salewski, die einen grünen Daumen und große Freude am Gärtnern hat, brachte mit dem Gemüsegarten ein nützliches und zugleich pädagogisch wertvolles Element ein.
„Auch für uns Erwachsene ist die Pflege des Gartens eine spannende Sache. Wir lernen gemeinsam mit den Kindern jedes Jahr etwas Neues dazu und müssen erkennen, dass nicht alles immer so klappt, wie es geplant war“, sagt Bischoff-Kraft. Die Zubereitung der selbst angebauten und geernteten Zutaten gelinge aber immer.
Auch in diesem Jahr haben die Kinder Tomatensoße und Ketchup, Kürbissuppe und Zucchinigemüse selbst zubereitet. Manches, was sonst verschmäht werde, wie beispielsweise Kohlrabi, schmecke fast allen 44 Kindergartenkindern – vorausgesetzt, er wuchs im eigenen Garten.