Hirschbergschule in Georgenhausen besteht seit 60 Jahren
Von Melanie Schweinfurth
Die Hirschbachschule wurde vor 60 Jahren als erste Gemeinschaftsschule im Kreis für Grundschulkinder aus Georgenhausen und Zeilhard errichtet. Foto: Melanie Schweinfurth
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GEORGENHAUSEN-ZEILHARD - Als „Markstein in der Geschichte des Schulwesens im Kreis Dieburg“ wird die Eröffnung der Hirschbachschule in Georgenhausen-Zeilhard in einem ECHO-Artikel vom 7. Mai 1957 bezeichnet. Aus gutem Grund, denn die Grundschule war damals die erste Gemeinschaftsschule im Altkreis Dieburg.
Ortsgrenze verlief mitten durchs Klassenzimmer
Georgenhausen und Zeilhard waren vor 60 Jahren noch eigenständige Gemeinden. Nach Kriegsende 1945 war die Einwohnerzahl beider Gemeinden durch den Zuzug von Heimatvertriebenen und Kriegsflüchtlingen stark angestiegen. Die Kinder mussten in Schichten unterrichtet werden, der Kindergarten von Georgenhausen trat einen Raum für die Schulkinder ab.
Die räumliche Situation war schlicht nicht mehr tragbar, sodass ein Schulneubau erforderlich wurde. Sich für den Bau einer gemeinsamen Schule zusammenzuschließen, war zu jener Zeit ein Novum. Ungewöhnlich war es auch, die Schule so zu bauen, dass die Gemarkungsgrenze der beiden Gemeinden durch die Klassenräume verlief. Seit ihrem Bestehen ist die Hirschbachschule auch baulich ein verbindendes Element zwischen Georgenhausen und Zeilhard. Mittlerweile ist die Ortsgrenze verschoben, und auch der Schulzweckverband wurde aufgelöst.
ELTERN STREIKTEN
Das Engagement der Eltern erreichte einen Höhepunkt, als sie eine Woche lang die Schule bestreikten.
Mit dieser Aktion wollten sie das Schulamt davon überzeugen, dass eine besonders beliebte Lehrerin nicht an eine andere Schule versetzt werden dürfe.
Der Streik blieb eine einmalige Aktion, die Einsatzfreude der Eltern ist nach 60 Jahren und vielen Schülergenerationen aber immer noch unvermindert. (scm)
Anfänglich führte die Besonderheit der Hirschbachschule aber zu manchen fast schon satirischen Beiträgen in der lokalen Presse. So heißt es in einem Zeitungsartikel vom Oktober 1958, der Landrat sei vom Kulturamt mit einer „hochnotpeinlichen schul-geografischen Mission“ betraut worden. Ziel sei gewesen, im Feldbereinigungsverfahren von 1957 die Grenze zwischen den beiden Gemeinden so zu verschieben, dass sie nicht mehr durch das Schulhaus verläuft, das zu einem Viertel auf Zeilharder und zu drei Vierteln auf Georgenhäuser Gemarkung stand.
Bürgermeister und Gemeinderäte störte dies nicht, immerhin sei das Schulhaus bewusst an dieser Stelle errichtet worden und man sehe nicht ein, warum daran etwas geändert werden solle. Inzwischen steht die Hirschbachschule komplett auf Georgenhäuser Seite, doch das ist nur ein formales Detail. Die 119 Grundschüler aus beiden Reinheimer Stadtteilen sind nach wie vor eine Gemeinschaft.
Zur Feier des 60-jährigen Bestehens der Hirschbachschule stehen die Jungen und Mädchen denn auch gemeinsam für ein Musical auf der Bühne. „Seit einigen Jahren steigt die Schülerzahl wieder an“, berichtet Schulleiterin Elke Gelfius. „Viele junge Familien sind in die beiden Stadtteile gezogen und froh, dass ihre Kinder kurze Wege zur Grundschule haben.“ Damit gehe aber erneut ein Platzproblem einher.
Im ursprünglichen Gebäude reicht die Kapazität seit 40 Jahren nicht mehr für alle Kinder; 1977 entstand daher der erste Pavillon. Zehn Jahre später wurde das Raumangebot mit einem zweiten Schulpavillon erweitert. „Nun werden wir bald einen dritten bekommen“, sagt Konrektorin Dorothea Siebrecht, die seit den achtziger Jahren an der Gemeinschaftsschule unterrichtet. Eine wesentliche Veränderung erlebte die Schulgemeinschaft, als 1978 der Förderverein gegründet wurde. Damit verbesserte sich der Schuletat, und mit ihm die Ausstattung der Schule.
„Seit 20 Jahren gibt es den Verein Betreuende Grundschule, der erst in direkter Nachbarschaft lag und inzwischen auf dem Schulgelände die Mittagsverpflegung und Betreuung bis 17 Uhr übernimmt“, erzählt Elke Gelfius. 84 Kinder nutzen gegenwärtig das Angebot des Betreuungsvereins. Ehrenamtliches Engagement und der vielfältige Einsatz der Eltern zeuge von einer starken Schulgemeinschaft.