Helene und Horst Hosang aus feiern ihre Gnadenhochzeit. Sie blicken auf ein arbeitsreiches Leben zurück. Foto: Karl-Heinz Bärtl
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ZEILHARD - „Ja, wie biste denn, Horst?“, sagt Helene Hosang (92) zu ihrem Mann Horst (93) auf die Frage, was denn ihren Mann so ausmache. „Alt“, antwortet dieser trocken und lacht. Das Ehepaar Hosang aus Zeilhard feiert heute seinen 70. Hochzeitstag, Gnadenhochzeit genannt.
Und das Wort „Gnade“ stimmt in ihrem Fall. Sie würden sich, ohne mit der Wimper zu zucken, noch einmal nehmen, sagen beide. Eine Gnade, dass sie so lange zusammenbleiben dürfen. Und das, obwohl es am Anfang alles andere als leicht war, wie Horst Hosang betont. Aber das waren eben die Umstände nach dem Krieg. „Ich bin 1946 mit 21 Jahren aus amerikanischer Gefangenschaft in Babenhausen entlassen worden. Nur die Kleider, die ich anhatte, gehörten mir.“ „Ja, sonst hatte er nichts“, bestätigt seine Frau. Ihre Eltern waren deswegen zunächst wenig begeistert von ihrer Wahl. „Aber sie mussten bald einsehen, dass sie uns nicht auseinanderbringen können“, wirft er ein.
Auf einem Hofgut, in dem der ursprünglich aus Leipzig stammende Kriegsgefangene nach seiner Entlassung wohnen durfte, arbeitete seine Helene als Hausmädchen. Zwei Jahre nach ihrem Kennenlernen haben sie geheiratet. „In meinen Augen haben wir alles richtig gemacht“, sagt Helene Hosang. „Ich glaube auch“, meint ihr Mann und fügt an: „Die ersten 20, 30 Jahren unserer Ehe bestanden hauptsächlich aus Arbeit.“ Seine Frau habe von ihrer Mutter ein Grundstück mit einem alten, verfallenen Haus geerbt. „Wir haben alles abgerissen und neu aufgebaut – zum größten Teil in Eigenleistung,“ erzählt er. Und hier leben die beiden noch heute.
„Er hat sich hochgeschafft“, lobt die Dame des Hauses die Leistung ihres Mannes, der am Anfang in einem Lebensmittelladen jobbte, später in einem Betonwerk und zuletzt 25 Jahre beim Finanzamt war. „Und sie war immer eine gute Hausfrau und eine sehr gute Mutter. Sie hat unsere Kinder zu anständigen Menschen erzogen“, gibt er das Kompliment zurück. „Zwei Mädchen und ein Bub, und alle haben was Ordentliches gelernt.“ Die beiden Töchter wohnen nun in Reinheim und in Ueberau, der Sohn in Kleestadt. Fünf Enkel und drei Ur-Enkel zwischen einem und 21 Jahren haben sie ihren Eltern beschert.
Und was ist das Geheimnis einer so langen, harmonischen Ehe? „Dass man sich nichts nachträgt“, findet Helene Hosang. „Gegenseitiges Vertrauen, und dass der eine für den anderen da ist“, ergänzt ihr Mann. Das beweist er als der gesundheitlich Fittere der beiden tagtäglich im Haushalt. Obwohl auch er schon eine Liste an Krankheiten, unter anderem einen Herzinfarkt, hinter sich hat. Bis aufs Kochen, was seine Helene übernimmt, erledigt er die Hausarbeit ganz alleine.
Ein Geheimnis ihrer Ehe: Das Akzeptieren, dass jeder Mensch anders ist und seinen eigenen Charakter hat. So habe ihr Mann immer ihre vorsichtig ängstliche, eher pessimistische Art toleriert und ihr ab und zu einen Schubser in die richtige Richtung gegeben.
Natürlich bleiben auch unerfüllte Wünsche. Sie wäre gern mal an die Nordsee gereist und er nach Afrika. Trotzdem ist alles gut. „Wir haben uns gesehen und gewusst, dass wir zusammengehören“, sagt er mit fester Stimme.