Pfungstadt erwägt Bewerbung für Hessentag
MEHRHEIT STEHT POSITIV ZUM LANDESFEST
Eine Bewerbung um den Hessentag 2023 stößt in der Pfung-städter Stadtverordnetenversammlung auf ein weitgehend positives Echo. Fünf der sechs Fraktionen stehen einer Ausrichtung grundsätzlich positiv gegenüber. Vor allem CDU, SPD, Freie Wähler und FDP nennen zunächst die Chance, die Stadtentwicklung voranzutreiben. Die Freie Grüne Liste fordert wie alle anderen Fraktionen eine genaue Prüfung der finanziellen Folgen. Bei der UBP herrscht vor dem Hintergrund in Teilen Skepsis, andere wollen nur zustimmen, wenn der Stadt keine Kosten entstehen. (wog)
PFUNGSTADT - Pfungstadt soll den Hessentag im Jahr 2023 ausrichten. Dafür macht sich Bürgermeister Patrick Koch (SPD) stark. Eine Imageaufwertung und einen Schub für die Stadtentwicklung verspricht er sich von dieser Initiative. Bis Ende des Jahres soll entschieden sein, ob sich die Stadt bewirbt. Zuvor sind aber noch viele Fragen zu klären.
"Das ist keine Schnapsidee", sagt Pfungstadts Verwaltungschef. Vielmehr "die einmalige Chance, die Stadt weiterzubringen". Koch greift damit das Ziel auf, das die Staatskanzlei mit dem zehn Tage dauernden Fest verbindet. Der Hessentagsbeauftragte der Landesregierung, der frühere Bürgermeister der Hessentagsstadt Bensheim, Thorsten Herrmann (CDU), bezeichnet die Veranstaltung vorrangig als "Motor für eine nachhaltige Stadtentwicklung".
Wie die aussehen soll, hat Pfungstadt in einem Konzept zusammengefasst. Als strategische Ziele sind darin unter anderem die Attraktivität des Stadtbildes, eine ausgewogene Sozialstruktur der Wohnbevölkerung, eine bessere Mobilität, die wirtschaftliche Entwicklung und Familienfreundlichkeit genannt. Mit dem Hessentag, 50 Jahre nach dem ersten Hessentag in Pfungstadt, soll all dies auch dank der Millionenzuschüsse des Landes forciert werden.
Konkrete Projekte gibt es indes erst wenige. Die Sanierung des Schwimmbads, Wohngebiete im Westen und eine Kläranlage, die ein Nahwärmenetz speist, nennt Koch. "Anderes muss noch ausgearbeitet werden", sagt der Bürgermeister. Davon soll die Stadt auch über den Frühsommer 2023 hinaus profitieren.
Nachhaltig soll auch etwas anderes als Gebäude oder Straßen sein: "Der Hessentag kann auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken", sagt Koch. "Wir müssen dafür Vorbehalte überwinden." Bedenken, die beim Thema Hessentag schnell aufkommen, sind die finanziellen Folgen. Zuletzt hat jedes Landesfest mit einem Millionen-Defizit für die Städte geendet. 2014 in Bensheim waren es knapp fünf Millionen Euro, in Rüsselsheim waren es im vergangenen Jahr 4,6 Millionen Euro.
"Ohne viel Geld draufzulegen" will dagegen Pfungstadts Bürgermeister das Fest ausrichten. Wie soll das gehen? Er will die Risiken klein halten. "Wir brauchen keine Großveranstaltungen mit Madonna", sagt Koch. Lieber weniger Besucher, aber auch niedrigere Kosten. Laut einer Prüfung des Hessischen Rechnungshofs haben gerade große Konzerte mit einer großen Hessenarena Kosten und damit das Minus hochgetrieben. Wohl auch aus dem Grund macht das runderneuerte Hessentags-Konzept der Staatskanzlei klare Vorgaben. Das Fest "muss sich in seiner Ausgestaltung den Möglichkeiten der jeweiligen Stadt anpassen", heißt es darin.
Auch, um das Kostenrisiko im Zaum zu halten, fordert die Staatskanzlei inzwischen eine Machbarkeitsanalyse. Die soll ebenso ein Personal-, ein Flächen-, ein Verkehrskonzept wie eine Finanzrahmenplanung enthalten. Dafür gibt es im Rathaus offenbar schon Überlegungen. Nach der für Dezember geplanten Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung sollen die Konzepte nach Angaben Kochs in größeren Gremien mit Interessierten weiter ausgearbeitet werden.
Aus Sicht des Bürgermeisters ist der Wert des Hessentags jedoch nicht nur nach dem Betrag zu bewerten, der unter der Abrechnung steht: "Der Hessentag ist nicht nur Party." Maßgebend sei das Vorankommen in der Stadtentwicklung. Dafür erhalte die Stadt Zuschüsse von bis zu 8,5 Millionen Euro. Davon können 2 Millionen Euro zum Ausgleich des Defizits verwendet werden. Es bleiben also mindestens 6,5 Millionen Euro für Investitionen in die Stadtentwicklung. "Deshalb lohnt sich der Hessentag", sagt Koch.
Diese Beträge kommen aus unterschiedlichen Fördertöpfen. Es ist aber in der Regel kein zusätzliches Geld für Vorhaben. Die Zuschüsse fließen nur früher, weil die Projekte zum Hessentag und damit früher abgeschlossen sein müssen. "Wir rutschen damit im Ranking ganz nach oben", sagt Koch.
Die langfristige Wirkung von Investitionen nennt zwar auch der Rechnungshof als positives Ergebnis der Hessentage. Er weist aber auch darauf hin, dass das Fest "naturgemäß eine zusätzliche Belastung für die ausrichtende Stadt mit sich bringt".