Nach Gerichtsbeschluss laufen die Planungen für Shark City in Pfungstadt
Von Wolfgang Görg
vor 1 Jahr
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Nachdem das Verwaltungsgericht Darmstadt eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf der Grundstücke abgewiesen hat, scheint der Weg frei zu sein für das umstrittene Millionenprojekt. Das Planungsverfahren läuft, aber schleppend. Einen Bauantrag gibt es noch nicht. Die Baubehörden warten weiter auf Unterlagen der Betreiber. Wie geht es weiter?
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PFUNGSTADT - Nach allen Querelen - für den Baubeginn von Europas größtem Hai-Aquarium in Pfungstadt hält Bürgermeister Patrick Koch (SPD) am nächsten Sommer fest: "Das ist zu schaffen." Nachdem das Verwaltungsgericht Darmstadt eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf der Grundstücke abgewiesen hat, scheint der Weg frei zu sein für das umstrittene Millionenprojekt. Das Planungsverfahren läuft, aber schleppend. Einen Bauantrag gibt es noch nicht. Die Baubehörden warten weiter auf Unterlagen der Betreiber. Wie geht es weiter?
Zuallererst ist die Stadt Pfungstadt gefragt. Mit einer Bausatzung legt sie die Rahmenbedingungen fest. Dafür aber braucht sie Gutachten. Noch gibt es sie nicht. "Zurzeit befinden sie sich in Bearbeitung", sagt Koch. Erst, wenn die Expertisen vorliegen, kann der vorhabenbezogene Bebauungsplan, der ausschließlich für das Projekt Shark City gilt, weiterverfolgt werden.
Notwendig ist unter anderem ein für wichtig erachtetes Verkehrsgutachten. Das soll regeln, wie das Verkehrsaufkommen bewältigt werden kann. Denn die Betreibergesellschaft, die Seven Seas Aquarium GmbH & Co. KG, rechnet mit mehr als 500.000 Besuchern im Jahr.
Im Pfungstädter Gewerbegebiet Nordwest soll Shark City seinen Platz finden. Foto: Guido Schiek/Montage: vrm/kl
Der Bebauungsplan ist quasi die Grobplanung. "Er legt Art und Maß fest", sagt der Leiter der Bauaufsicht im Landkreis, Wolfgang Klos. Wie groß das Gebäude sein darf, wo Parkplätze auszuweisen sind, und eben wie die Verkehrsanbindung ist. Auch die Baugestaltung wie eine Fassadenbegrünung kann darin verankert sein.
Nur an dieser Stelle des Verfahrens gibt es eine Bürgerbeteiligung. Der Bebauungsplan muss einen Monat lang offengelegt werden. In der Zeit haben die sogenannten Träger öffentlicher Belange wie Naturschutzverbände und Behörden Gelegenheit, Einwände vorzubringen. Hier wollen gegebenenfalls auch die Gegner des Projekts ansetzen. Ob die Einsprüche allerdings berücksichtigt werden, entscheidet das Stadtparlament.
Das Aquarium Shark City soll 2019 in einem Gewerbegebiet in Pfungstadt eröffnet werden. 150 Haie von 36 Haiarten sollen dort zu sehen sein. Archivfoto: The Seven Seas Aquarium GmbH
Shark City elektrisiert Pfungstadt seit Monaten. Die Befürworter versprechen sich von dem geplanten Riesen-Aquarium hohe Einnahmen für die Stadt. Doch es könnte auch ganz anders kommen. Foto: roswitha wesiak - stock.adobe.com, Montage: VRM/kl
Im Pfungstädter Gewerbegebiet Nordwest soll Shark City seinen Platz finden. Foto: Guido Schiek/Montage: vrm/kl
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Es gibt auch eine Feinplanung und dafür einen städteplanerischen Vertrag. Darin verständigen sich Stadt und Unternehmen auf Details. Die Anzahl der Autostellplätze will Bürgermeister Koch etwa festschreiben lassen. "Auch die vom Stadtparlament beschlossene Liste der Haie, die aus Gründen des Tierschutzes nicht gezeigt werden sollen", ergänzt er. Über den Vertrag kann die Stadt eine Reihe von Festlegungen treffen. Darüber sollen ebenfalls die Stadtverordneten entscheiden. Die Verhandlungen über den Vertrag laufen noch.
Erst wenn der Kontrakt unterzeichnet ist, kann die Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan beschließen. Dann folgt der nächste Schritt, und die Bauaufsicht beim Kreis ist am Zug. "Wir prüfen, ob das, was der Bauherr will, mit dem Bebauungsplan in Einklang steht", sagt Amtsleiter Wolfgang Klos. Es ist ein großes Programm. Erdbebensicherheit, Schallschutz, Brandschutz sind nur einige Aspekte. Dafür braucht Klos den Bauantrag der Unternehmer. Der liegt noch nicht vor.
Schlussendlich benötigt Shark City noch eine tierschutzrechtliche Genehmigung. Dafür ist das Kreisveterinäramt zuständig. "Shark City gilt als zoologischer Garten", sagt Amtsleiter Andreas Schweigmann. Er prüft nicht nur, ob die Verantwortlichen über entsprechende Qualifikationen verfügen, sondern auch die räumlichen Voraussetzungen und das Einhalten tierschutzrechtlicher Vorgaben.
==Fast 150 Tiere in den Becken==
Fast 150 Haie und andere Meerestiere sollen bei Shark City zu sehen sein. Große Hochsee-Haie wie der Weiße Hai werden in Pfungstadt nicht gezeigt. Herzstück des zweistöckigen Gebäudes wird ein 10,5 Millionen Liter fassendes Becken - 38 Meter lang, 24 Meter tief und zwölf Meter hoch. Es soll weitere Becken unterschiedlicher Größe geben. Die Gesamtkapazität der Bassins geben die Betreiber mit 14 Millionen Litern an. "Das didaktische Konzept sieht die Wissensvermittlung rund ums Thema Hai vor", nennt Geschäftsführer Thomas Walter als Ziel. Die Unternehmer wollen 20,5 Millionen Euro investieren.
==Kommentar: Verantwortung==
Von Wolfgang Görg
Der juristische Streit um das Hai-Aquarium in Pfungstadt ist erst einmal ausgefochten. Betreiber und Stadt können die Planungen für das Projekt vorantreiben. Damit ist Shark City aber noch längst nicht gebaut. Bis das Baurecht erteilt werden kann, ist es noch ein weiter Weg, auf dem viele Fragen zu beantworten sind. Wie ist der Besucherverkehr zu bändigen? Wie sind die Vorschriften des Tierschutzes einzuhalten? Mit dem Bauverfahren und vor allem mit dem städtebaulichen Vertrag geht es nun aber um das Wesentliche des Millionenvorhabens. Damit wird darüber entschieden, wie das Groß-Aquarium später aussehen wird. Dabei hat die Stadtverordnetenversammlung eine wichtige Aufgabe. Sie ist jetzt die Kontrollinstanz, die darüber wacht, dass bei der Umsetzung der Pläne in erster Linie die Belange der Stadt und ihrer Bürger und nicht unbedingt die wirtschaftlichen Interessen des Betreibers im Vordergrund stehen. Damit müssen sich die Stadtverordneten intensiver, als im Vorfeld geschehen, auseinandersetzen. Dieser Verantwortung haben sie sich zu stellen und sie nicht an ein Gericht zu delegieren.
Shark City wirbt weiter damit, dass 2019 "ein einzigartiges und mit der neuesten Technik betriebenes Ozenarium entstehen" werde. Weitere Aussagen zu ihrem Projekt sind von den Betreibern nicht zu erhalten.