Der Land- und Gastwirt Günter Koch legt mit Unterstützung des BUND Blühstreifen an. „Wir müssen alle etwas gegen das Artensterben tun, nicht nur wir Bauern´“, mahnt er.
HERING - Lange ist es her, dass man auf langen Autofahrten manchmal anhalten musste, um mit einem Schwamm und ordentlicher Kraft Insekten zu Hunderten von der Windschutzscheibe und Scheinwerfer zu entfernen. Dass sich auf der Kapuzinerkresse im Garten Dutzende von Schmetterlingen und Marienkäfern tummelten. Ein Grund, da sind sich Wissenschaftler weitgehend einig, sind die intensive Landnutzung und die Unmengen von Pflanzenschutzmitteln, die jedes Jahr auf den Feldern versprüht werden, sagt Horst Pöschl, Otzberger BUND-Gründungsmitglied. Denn die Gifte machten nicht nur Schädlingen den Garaus, sondern töteten so ziemlich alles, was da kreuche und fleuche.
Nahrungsgrundlage für viele Tierarten
Die Nachricht habe im Herbst 2017 wie eine Bombe eingeschlagen, erinnert sich Pöschl: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Insektenvielfalt in Deutschland rund 76 Prozent zurückgegangen sei. „Insekten sind äußerst wichtig, denn sie spielen im Ökosystem eine entscheidende Rolle“, betont der Naturschützer. Ihr Beitrag sei unverzichtbar, wenn es um die Lebensgrundlagen gehe. Sie spielten nicht nur die wichtige Rolle der Bestäubung für viele Pflanzen und sorgten so dafür, dass die Menschen Ernten einfahren und sich davon ernähren können. Die Insekten selbst seien Nahrungsmittelgrundlage für viele andere Tierarten und sorgten zudem für eine verbesserte Bodenqualität als natürliche Schädlingsbekämpfer. Pöschl spricht von einer großen Betroffenheit wegen des Insektensterbens, die Bereitschaft etwas zu verändern indes komme eher schleppend in Gang. „Doch langsam findet ein Bewusstseinswandel statt“, stellt er fest.
So lobt er das Engagement des Heringer Land- und Gastwirts Günter Koch, der Ackerblühstreifen anlegt, um einer bunten Gesellschaft von kleinen Fliegern und Krabbeltieren einen reich gedeckten Tisch anzubieten. Gut lassen sich hier all die Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge oder Käfer beobachten, wie sie auf den großen Blütenköpfen landen, um Pollen zu holen oder Nektar zu zapfen. Ackerblühstreifen oder Blühwiesen dienen als Nahrungs-, Rückzugs- und Bruthabitate für Insekten, und mehrjährige Blühflächen sorgen auch für Humusaufbau und vermindern Bodenerosion.
Günter Koch freut sich, dass viele seiner Berufskollegen inzwischen ebenfalls solche Flächen schaffen. „Das Interesse ist groß“, betont der engagierte Heringer Land- und Gastwirt, der immer wieder Anfragen bekommt, wie man am besten eine Blühwiese gestaltet und seinen Garten bienenfreundlicher macht. „Wir müssen alle etwas gegen das Artensterben tun, nicht nur wir Bauern. Mit meinem Projekt will ich bei der Bevölkerung auch um mehr Verständnis für die Landwirtschaft werben. Für viele sind wir Landwirte leider immer nur der Prügelknabe“, findet Koch.