Ab Juni kommenden Jahres läuft der Pachtvertrag aus und Rolf Tilly, der Betreiber der Burganlage, geht in den Ruhestand. Die Aussteller verabschieden sich.
Von Dorothee Dorschel
Der Blick auf die beleuchtete Veste Otzberg lockt die Besucher auf den Weihnachtsmarkt in Hering.
(Foto: Guido Schiek)
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HERING - Ein bäuerliches Weihnachtscafé in den Räumen der Heringer alten Schule lockt mit süßen und deftigen Leckereien. Das Motto: „Bärenstarker Weihnachtsmarkt uffm Hering“. Festlich geschmückte Fenster und das kulinarische Angebot an den Ständen von 30 Ausstellern zogen zahlreiche Besucher in den kleinen gemütlichen Ort zu Füßen der Veste Otzberg. Oben auf der Burg gab es noch einmal den weithin bekannten stimmungsvollen Adventsmarkt im Museum – doch zum letzten Mal. „Weihnachtsfreuden – Schlittenfahrt“, hieß es inmitten von Kunsthandwerk und Adventscafé, welches die „Weihnachtsmacher auf dem Otzberg“ hier zum Abschied veranstalteten. Denn Mitte nächsten Jahres geht der Betreiber der Burganlage Rolf Tilly in den Ruhestand. Der Mietvertrag mit dem Land Hessen ist zum 30. Juni 2019 gekündigt. Das Museum soll am 19. Mai, dem internationalen Museumstag, zum letzten Mal öffnen. Auf nicht absehbare Zeit sind Renovierungsarbeiten vorgesehen.
„Natürlich haben wir Sorge, aber nicht nur für den Weihnachtsmarkt, sondern generell für den Ort“, sagt Albrecht Uhrig, Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Otzberg, der den Weihnachtsmarkt ausrichtet. „Bei mindestens zwei Jahren Grundsanierung der Burg, da fehlt etwas. Das Image der Gemeinde leidet, wenn die Veste wegfällt.“
Zwar fürchtet Uhrig nicht unbedingt einen Einbruch bei den Besuchern. Zweifelsohne profitiere man aber auch beim Weihnachtsmarkt voneinander.
Mit der Besucherzahl und den Reaktionen sei man durchaus zufrieden, sagt Alfred Uhrig. Dagegen weist er auf die Problematik mit dem Kunsthandwerk hin: „Wir sind hier im Ort auf Hütten und Stände angewiesen. Von der Witterung her ist es oft zu feucht und zu kühl für die Kunsthandwerker, von denen immer weniger da sind. Wenn wir den Markt weiter interessant halten und nicht nur Gastronomie anbieten wollen, müssen wir Lösungen finden.“
„Seit ich klein war, sind wir jedes Jahr hierhergekommen. Es war schon immer schön, sich drinnen alles anzuschauen“, erinnert sich Enkelin Josephine. „Und die Wundertüten gab’s auch, da hab’ ich immer eine bekommen. Wir kommen trotzdem wieder her, aber es wird was fehlen.“
„Schon sehr traurig“, findet Thomas Stieb, der edle Steine vom Otzberg verkauft, den Abschied vom Weihnachtsmarkt auf der Veste. „Wenn man das schon so lange macht und weiß, mit welchem Herzblut hier gearbeitet wird. Man kennt die Aussteller und weiß, mit wem man es zu tun hat, alles ist so herzlich.“ Eine richtige Idee, wo man künftig hinkönne, gebe es noch nicht. „Es ist schwer, diese Energie von hier wieder zu finden.“
Seit gut elf Jahren ist Renate Pfeifer hier oben tätig, hatte bei Pächter Gerd Grein angefangen und bei Rolf Tilly weitergemacht, bei den großen Märkten an Weihnachten und Ostern geholfen, wo es nötig war. „Was schön war, ist, dass man nach seiner Meinung gefragt wurde.“ Von vielen Besuchern habe sie an den Adventswochenenden Bedauern gehört.
Fast 20 Jahre lang hat Werner Mark aus Kleestadt hier ausgestellt. „Schade, dass es jetzt zu Ende geht. Man kann es halt nicht ändern. Traurig. Das wird von jedem Aussteller hier so empfunden. Wir sind schon seit langer Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft, das empfinden wir als so positiv, alle.“