Der Titel „AktVis – Aktivierung von Flächenpotenzialen für eine Siedlungsentwicklung nach innen; Beteiligung und Mobilisierung durch Visualisierung“ ist sperrig. Ungeachtet dessen hat sich im Otzberger Ortsteil mit diesem Projekt eine neue Möglichkeit der Bürgerbeteiligung aufgetan, die jetzt knapp 40 Besucher in fünf Arbeitsgruppen nutzten. Foto: Klaus Holdefehr
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OBER-KLINGEN - „Die Ortsdurchfahrt ist für Lkw gesperrt, aber keiner hält sich dran.“ Im Workshop geht es auch um Verkehr und Mobilität. Professor Hans Joachim Linke von der TU Darmstadt sammelt die Meinungen und Anregungen von Bürgern, überträgt sie auf einen Ortsplan.
Im Volkshaus Ober-Klingen machen sich Bürger im Rahmen von „AktVis“ Gedanken. Das Kürzel steht für „Aktivierung von Flächenpotenzialen für eine Siedlungsentwicklung nach innen – Beteiligung und Mobilisierung durch Visualisierung“. Damit wird ein Prozess der Bürgerbeteiligung bezeichnet, in dem Ideen nicht nur diskutiert, sondern auch auf einem Touchscreen visuell „durchgespielt“ werden.
Der kleinste von drei Schauplätzen
Der Otzberger Ortsteil ist – neben dem Ortskern von Münster und einem Stadtteil von Bensheim – der kleinste von drei Schauplätzen, an dem das von der TU Darmstadt und dem Fraunhofer-Institut begleitete Modellprojekt durchgeführt wird. Es hat bereits einen Ortsrundgang gegeben, und bei einer Fragebogenaktion sind 130 Antworten und Anregungen eingesammelt worden.
Daraus hat man unter anderem den Ober-Klinger Durchschnittsbürger ermittelt, den ein Plakat zeigt: Eigentlich ist es ja ein Paar, um die 56 Jahre alt; es lebt gemeinsam in einem eigenen Haus, auf mehr als 100 Quadratmetern, und seit 24 Jahren im Dorf. Es schätzt die schöne Natur, wünscht sich aber mehr Angebote für die Bürger, mehr Geschäfte, mehr Parkplätze und einen besseren Öffentlichen Personennahverkehr.
Bürgermeister Matthias Weber ist der Koordinator am Thementisch 3, wo die Generalfrage lautet: Was fehlt vor Ort? Weber erläutert Anregungen des Ortsbeirats, es geht unter anderem um die Umgestaltung der Freifläche beim ehemaligen Feuerwehrhaus zu einem kleinen Freizeitpark, oder auch um einen neuen großen Spielplatz zwischen Ober- und Nieder-Klingen – und dessen Kosten.
Georg Lutz nimmt zum ersten Mal die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung wahr und findet es gut, „dass die Bürger sich Gedanken machen“. Franziska Herbert von der TU Darmstadt koordiniert die Diskussion im Themenbereich 4: Sehenswertes in Ober-Klingen. Auf einem großen Plakat sind unter anderem die fünf schönsten und fünf hässlichsten Orte verzeichnet. Es geht zudem um Leerstände und Gegenstrategien, offenbar ein großes Thema im Ort, auch am Thementisch 2: Wie möchte ich wohnen?
Leerstände lassen sich auf dem großen Bildschirm im Themenbereich 1 aufzeigen, der ein Kernstück von AktVis ist, vorerst aber nur am Rande zum Einsatz kommt. Wiebke Mildes vom Fraunhofer-Institut erläutert Funktionsweise und zeigt Möglichkeiten. Nach etwa 20 Minuten ertönt die Aufforderung an die Teilnehmer, den Themenbereich zu wechseln.
In der Wechselpause erklärt Professor Linke, dass man die Ergebnisse des Workshops in einem Bericht zusammenfassen und der Gemeinde vorlegen werde. Auch Ortsvorsteherin Anna Schmidt ist unter den Teilnehmern. Sie sieht die Sache „total positiv“: „Wir haben hier schon eine besondere Lebensqualität, und das Programm bietet uns Chancen, diese noch zu verbessern.“