Schüler der Lichtenbergschule und Bewohner des Ober-Ramstädter Waldhofs malen zusammen ein Kunstwerk. Der Künstler Walter Rosam lässt sie gemeinsam durch feuchte Farbe laufen.
Von Miriam Gartlgruber
Ihre bunten Fußspuren hinterlassen die Teilnehmer der inklusiven Kunstaktion in der Lichtenbergschule in Ober-Ramstadt auf der Leinwand.
(Foto: Guido Schiek)
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OBER-RAMSTADT - Voller Körpereinsatz ist am Freitagvormittag in der Georg-Christoph-Lichtenbergschule (GCLS) von den Teilnehmern eines inklusiven Kunstprojekts gefordert. Unter der Anleitung von Künstler Walter Rosam aus Eschau bemalen Bewohner des Waldhofs, Schüler der GCLS und Grundschulkinder aus dem Jugendzentrum Trio mit Händen und Füßen eine knapp zwei Meter mal zwei Meter große Leinwand auf dem Boden.
„Berührungsängste werden so schnell abgebaut“, sagt Rosam, der bereits 2016 ein Kunstprojekt in dieser Konstellation leitete. Waldhof-Mitarbeiterin Andrea Meyer erzählt: „Damals waren wir die Veranstalter und haben zu uns eingeladen; das diesjährige Projekt wird nun gemeinsam mit der Georg-Christoph-Lichtenbergschule und dem Trio ausgerichtet.“ Am Morgen hieß es im Lichthof der Schul-Aula zunächst: „Alle ziehen ihre Schuhe und Socken aus.“ Und schon ging es los: Rosam hatte Farbpigmente mit Quark, Hirschhornsalz und Wasser angerührt und spritzte die Mischung, nachdem sich die Teilnehmer in drei Kreisen aufgestellt hatten, zwischen ihnen auf die Leinwand. Dann galt es in kleinen Trippelschritten über das Papier zu laufen, Hand in Hand mit den anderen. „Das hat Spaß gemacht“, sind sich Andreas und Lukas aus dem Waldhof später einig. Und es war nicht nur spaßig – auch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein gelb-grünes Muster, das sich in zarten Kreisen über die Leinwand zieht, prangt auf dem Boden. „Man könnte das Bild so lassen, ohne es weiterzuverarbeiten“, erklärt Rosam. „Aber wir wollen etwas ausprobieren“, kündigt er an. Jeder soll sich eine farbige Öl-Kreide aussuchen und dann eine große Spirale auf das noch feuchte Papier malen. Eifrig wuseln Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit nackten farbverschmierten Füßen durcheinander, es wird gelacht und gekichert. Auf der Leinwand entstehen schließlich große Spiralmuster, die sich in kräftig leuchtenden Farben, aufsteigend von klein nach groß, vor dem gelb-grünen Untergrund abheben. Das Konzept zu dem gerade entstehenden Kunstwerk hat Rosam, der seit 20 Jahren Kunstprojekte in Schulen und Kindergärten veranstaltet, selbst erarbeitet. „Das Programm hat sich bewährt, denn es ist wichtig, dass man am Schluss, auch ohne Vorkenntnisse der Teilnehmer, ein Ergebnis hat.“
Am Anfang habe er beobachtet, dass alle in kleinen Grüppchen zusammengesessen hätten, nach dem gemeinsamen Bewältigen eines so großen Formates aber, habe sich das nun erledigt. „Das bringt die Menschen zusammen.“ Die Schüler Alina, Jolina, Jannek, Helin und Rana können das bestätigen, „es macht einfach Spaß“, sind sich die jungen Leute einig. Jannek meint: „Man denkt immer, es ist schwierig mit Menschen, die Beeinträchtigungen haben, umzugehen, aber das stimmt nicht. Wir kommen gut klar“.
Genau das sei die Intention des inklusiven Projekts, wie Andrea Meier betont: „Es geht um Begegnung und darum, zusammen etwas Schönes zu gestalten – etwas, das nachhaltig wirkt.“
Die fertigen Werke, die hier entstehen, sollen laut der Waldhofmitarbeiterin unter anderem in der evangelischen Kirche aufgehängt werden. „Hierfür malen wir zwei große, längliche Bilder, die später, wie zwei Fahnen, im Altarraum hängen sollen.“