Angeklagt wegen Totschlags muss sich ein 52-jähriger Breuberger vor der Strafkammer des Landgerichts Darmstadt unter Vorsitz von Volker Wagner (Mitte) verantworten. Foto: Marc Wickel
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MÜNSTER - Ein Online-Zeitungsartikel hat dazu geführt, dass ein Ehepaar aus Ebersberg (rund 30 Kilometer östlich von München) am Donnerstag im Landgericht Darmstadt als Zeugen im Fall des Frauenleichnams im Münsterer Wald vernommen wurde. In dem Online-Artikel vom 25. August 2017, den der Zeuge zufällig gesehen hatte, wurde mit Porträtfotos eine Frau gesucht, die seit dem 20. August verschwunden war. Die Frau, eine 47 Jahre alte Frankfurterin, war am 1. September tot in einem Vogelschutzgebiet bei Münster gefunden worden.
Angeklagt wegen Totschlags ist ein 52 Jahre alter Mann aus Breuberg, der zugab, am 20. August mit der Frau unterwegs gewesen zu sein, aber bestreitet, sie umgebracht zu haben. Laut Staatsanwaltschaft hat er sie aber vor ihrer Wohnung abgefangen, mit Medikamenten ihren Widerstand gebrochen, sexuell missbraucht und dann getötet.
Das Ehepaar aus Ebersberg vermutet, die Frau wiedererkannt und am 20. August 2017 gegen 14 Uhr bei Weibersbrunn gesehen zu haben. Das Ehepaar war am 20. August auf dem Weg von Nordrhein-Westfalen nach Ebersberg. Wegen eines Staus auf der A3 sei man von der Autobahn abgefahren und habe sich entschlossen, mit dem Hund im Wald Gassi zu gehen, schilderte der Zeuge.
Auf einem Waldparkplatz bei Weibersbrunn im Landkreis Aschaffenburg habe man angehalten. „Dann kam ein zweites Auto“, schilderte der 57-jährige. „Das Kennzeichen war auffällig“, sagte seine Ehefrau (58), „wir dachten erst, da kommt jemand aus unserer Gegend.“ Ebersberg hat das Kennzeichenkürzel EBE. „Wir haben dann aber gemerkt, dass es nicht Ebersberg war.“ Das Auto, das mit einem Fahrer und einer Beifahrerin gekommen war, war braun, sagte der Zeuge. „Es war in der Form VW Touran oder Opel Zafira.“ Weiter war ihm aufgefallen, dass die Buchstaben auf dem Nummernschild in der Mitte gleich waren und bei den Zahlen eine neun dabei war.
Das Auto des Angeklagten war ein brauner Opel Zafira. Sein Erbacher Kennzeichen (ERB) hatte in der Mitte zwei gleiche Buchstaben und zwei Neuner. „Auf der Beifahrerseite stieg eine Frau aus und lief Richtung Straße“, schilderte der Zeuge. „Der Gang war etwas wacklig“, erinnerte er sich.
„Auf der Fahrerseite stieg ein Mann aus, ging ums Auto herum und führte die Frau wieder zum Auto“, schilderte er weiter. Dazu habe er sie mit beiden Händen im Hüftbereich angefasst und helfend zurückgeführt. Er habe sie geführt wie jemanden, dem schwindelig ist, war der Eindruck des Ebersbergers. „Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, alles was passierte ging vom Mann aus.“
Das Ehepaar hatte dann seinen Hund im Wald ausgeführt. Als sie nach einigen Minuten wieder am Parkplatz ankamen, sei der Mann aus der Beifahrertür des braunen Pkw ausgestiegen, und die auf dem Beifahrersitz sitzende Frau habe etwas ausgespuckt. „Die Situation stellt sich für mich so dar, als hätten beide Personen Oralsex gehabt“, sagte der Zeuge.
Der Angeklagte ließ über seinen Verteidiger mitteilen, dass er sich nicht mehr erinnern könne, wo man mittags zusammen Rast gemacht habe. An andere Personen könne er sich nicht erinnern. Die Frau sei ausgestiegen, um auszutreten, erklärte der Angeklagte.
Der Prozess wird am Montag, 16. Juli, um 9 Uhr fortgesetzt.