Die Big Band des Münsterer Turnvereins löste in den 90er Jahren das Blasorchester ab – mit einem ganz neuen Sound.
Von Michael Prasch
Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es die Big Band unter Leitung von Armin Obert.
(Foto: Michael Prasch)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MÜNSTER - Die Big Band des Münsterer Turnvereins muss still sein. Das ist seit dem vergangenen Jahr so und auch für 2021 konnten wegen Corona noch keine Auftritte geplant werden. Dabei hat die Band ein Repertoire von 200 Stücken, wie Bandleader Armin Obert erzählt.
Das Musizieren gehörte beim 1898 gegründeten mitgliederstärksten Münsterer Verein von Anfang an zum Programm. Bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts trat bei festlichen Anlässen ein Spielmannszug auf. Der hatte 1904 bei der Fahnenweihe des Turnvereins seinen ersten großen Auftritt, begleitete über Jahrzehnte vor allem Festzüge und große sportliche Veranstaltungen.
Doch auf Dauer war das musikalische Programm wegen der Beschränkung auf wenige Instrumente doch sehr begrenzt, aus dem Spielmannszug entwickelte sich ein Blasorchester. Bis es in den neunziger Jahren zu einer Krise in der Musikabteilung des TV kam und das Blasorchester, das über die Jahre ein anspruchsvollen Repertoire eingeübt hatte, auf etwa ein Dutzend Musiker geschrumpft war.
20 Musiker bringen einen neuen Sound auf die Bühne
Nach einem Generationenwechsel um 1995 stand das Überleben der Musiksparte des TV auf der Kippe. Doch man wollte nicht klanglos die Bühne räumen. Nach kurzer Bedenkzeit entschloss man sich 1997 zum Aufbau einer Big Band. Bei einem Tag der offenen Tür des Turnvereins stellten sich damals bereits mehr als 20 Musiker vor, die einen neuen Sound in den Verein und damit in die Gemeinde bringen wollten. Hans Zankl übernahm die Regie für die Formation, in die sich vor allem junge Leute mit Begeisterung einreihten. Zankl war mit seinem Saxofon zeitweise als Frontmann der einzige Graukopf in der neuen Band. Um die die Jahrtausendwende erklang erstmals der typische Big-Band-Sound bei einem großen Konzert in der Vereinshalle – mit Swing-, Blues- und Jazz-Elementen, wie man sie zuvor in Münster kaum bei einem Konzert gehört hatte.
Bereits im Jahr 2001 war die Big Band bei 13 Veranstaltungen aufgetreten, sie fand mit dem neuen Musikstil Anklang. Unter der Regie von Armin Obert, der sich vor knapp zwei Jahrzehnten mit dem Saxofon in die Big Band eingereiht und dann 2004 die Leitung übernommen hatte, entwickelte sich die Band weiter. Sie besteht inzwischen aus Saxofonisten, Trompetern und Posaunisten sowie aus Musikern mit Querflöte, E-Bass, E-Gitarre, Percussion und Schlagzeug, die auch bei den beliebten Tanztees in der Münsterer Kulturhalle auftritt, zusammen mit den Chordinettes. So nennt sich eine Gruppe aus zwei Sängerinnen und dem Sänger Christian Lotz.
War in den ersten Jahren nach der Formierung der Big Band vor allem am typischen Sound gefeilt worden, wurde bald das Repertoire erweitert – Stücke im Stil von Duke Ellington und Count Basie gehören dazu, auch moderne Klassiker wie „Strangers in the Night“, „Hello Dolly“, „Moon River“ oder auch „Über den Wolken“. Die Big Band ist in den vergangenen Jahren auch außerhalb von Münster aufgetreten, darunter in Berlin, Dresden und Wiesbaden.