Das Forstamt arbeitet an einem Konzept für den Münsterer Wald. Dabei wird berücksichtigt, dass die Bäume das wärmere Klima vertragen müssen.
Von Michael Prasch
Im Münsterer Wald sind immer noch die Folgen des Orkans „Fabienne“ sichtbar.
(Foto: Michael Prasch)
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MÜNSTER - Die Forstleute planen von Berufs wegen über ein Menschenalter hinaus. Denn die ihnen anvertrauten Wälder – ob in privatem, kommunalen oder staatlichen Besitz – wachsen langsam heran. Und so hat der Leiter des Dieburger Forstamtes (Hessen Forst), Ronny Kolb, schon Vorstellungen wie der Wald in einigen Jahrzehnten aussehen könnte. Er hatte seine Überlegungen bereits beim letzten Rundgang im Münsterer Wald dargelegt, wo im September 2018 der Orkan „Fabienne“ besonders hart zugeschlagen hat und heute noch in einigen Abschnitten zerschmetterte Stämme auf dem Waldboden liegen, weil sie nur schrittweise aufgearbeitet werden können.
Die entstandenen Lücken sollen wieder geschlossen werden. Deshalb wird das Forstamt der Gemeinde ein Konzept zur Wiederaufforstung der zerstörten Waldbereiche vorlegen, kündigte Kolb an. Der partielle „Kahlschlag“ gibt den Forstleuten die Chance, die Grundlagen für eine neue Bewaldung zu legen, die an ein insgesamt wärmeres Klima angepasst sein wird. Allerdings macht der Chef des Forstamts klar: „Wir dürfen unsere Wälder nicht total auf Bäume umstellen, wie sie im Mittelmeerraum gedeihen, etwa in der Türkei, in Italien oder gar in Marokko mit den Atlaszedern.“ Zu 90 Prozent müsse man künftig hierzulande auf heimische Baumarten zurückgreifen, die bereits jetzt einigermaßen mit der Witterung und ihren Launen zurechtkommen, wie etwa die heimische Eiche oder die Kiefer. Die Fichte mit ihrem flachen Wurzelwerk werde es sehr schwer haben. Diese Baumart habe keine Chance mehr. Auch die Buche leide unter anhaltenden Trockenperioden, wie man beobachten könne.
Ronny Kolb sieht als Forstmann die Möglichkeit, auf den durch „Windwurf“ freigeräumten Flächen zumindest stellenweise den Wald sich selbst zu überlassen, etwa mit der sogenannten Naturverjüngung. Was bedeutet, dass von selbst robuste Baumarten nachwachsen, die sich nach den Gesetzen der Evolution auch bei wärmeren Phasen im Überlebenskampf behaupten. Ebenso könne man aber partiell auch „Exoten“ heranwachsen zu lassen.
Das Forstamt arbeite ein Gesamtkonzept für die künftige Entwicklung des Gemeindewaldes aus, das der Gemeinde vorgelegt werde. Dann könne die Kommunalpolitik entscheiden, wie weiter vorgegangen werden solle, so der Forstamtschef, der auch die Wetterphänomene der letzten Jahre und ihre Auswirkungen beschrieb. Während in normalen Jahren in Südhessen mit einer Niederschlagsmenge von etwa 800 Millimetern zu rechnen sei, waren es vor zwei Jahren zum Beispiel nur 360. Das hatte schlimme Auswirkungen auf manche Baumarten in den Wäldern. Als „Fabienne“ dann über Münster hinwegfegte, hielten viele der halb verdursteten Bäume dem Druck nicht mehr stand, wurden samt Wurzeln aus dem Waldboden gehebelt oder brachen in sechs, sieben Meter Höhe einfach ab. Die Waldwege müssten zwar jetzt nicht mehr für Spaziergänger gesperrt werden. Aber man solle die Augen offenhalten, ob bei Windbewegungen nicht noch einiges „runterkommen könne“.