Renate Valter aus Nieder-Ramstadt hat eine Schau zur Geschichte der Konfirmation erarbeitet
Von Rebecca Keller
Als Beitrag zum Reformationsjubiläum versteht Renate Valter die Ausstellung im Bürgerhaus Nieder-Ramstadt. Foto: Rebecca Keller
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NIEDER-RAMSTADT - Den Anstoß gab eine Konfirmationsurkunde von 1915: Darauf war ein Bild von einer Einsegnung von Kriegsgefangenen zu sehen. Daneben im Dekorrahmen ein Krieger, rechts ein Engel, darüber Trommel, Säbel und Helm, darunter Martin Luther und die Liedzeile: „Ein feste Burg ist unser Gott. Ein gute Wehr und Waffen.“
Renate Valter vom Arbeitskreis Heimatgeschichte Mühltal hat das sehr berührt. Sie beschloss, sich mit der Geschichte der Konfirmation genauer zu befassen – auch als Beitrag zum Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“. Sie sammelte Urkunden und kam bald auf 80 Stück, dazu 145 Fotos. Privatpersonen und die Mühltaler Kirchengemeinden haben ihr zugearbeitet.
Daraus ist eine große Schau unter dem Titel „Konfirmation im Wandel“ geworden, die ab Dienstag, 3. Oktober, im Bürgerzentrum zu sehen ist. „Die Auswahl ist mir schwer gefallen“, sagt Renate Valter. Die Zeitspanne der Konfirmationsurkunden – auch über die Grenzen Mühltals hinaus – reicht von 1872 bis heute. Die älteste Urkunde stammt aus dem Harz, von wo sie Urkunden von vier Generationen bekam. Früher hätten Pfarrer die Urkunden selbst geschrieben, weiß Renate Valter. Bei Gruppen mit nicht weniger als 60 Konfirmanden „müssen sie lang daran gesessen haben“, mutmaßt die Heimatforscherin, die von ihrem Mann Wolfgang, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises Heimatgeschichte, und weiteren Mitgliedern unterstützt wurde. Ein Begleitbuch, dessen Gestaltung Karl-Günter Heppenheimer übernommen hat, ist geplant.
WANN UND WO
Die Ausstellung „Konfirmation im Wandel“ des Arbeitskreises Heimatgeschichte wird am 3. Oktober, 16 Uhr, im Foyer des Bürgerzentrums, Ober-Ramstädter Straße 2-4, in Nieder-Ramstadt, eröffnet. Sie ist bis 18. Oktober jeweils Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr zu sehen. (rek)
Renate Valter hat sich mit den Motiven und der Gestaltung der Urkunden und Abbildungen beschäftigt. Auf den historischen Aufnahmen ab 1902 verglich sie Kleidung und Frisuren über die Jahrzehnte. Die Jungen trugen bis etwa 1936 bei ihrer Konfirmation Hüte, ist eines der Phänomene, auf die sie stieß. Ergänzt wird die Ausstellung mit Gesangbüchern, Bibeln mit Widmung, Glückwunschkarten und einem Konfirmationskleid.
Interessant fand Renate Valter auch „die vielen Gespräche mit den Leihgebern“. Manche, die sich von der Kirche längst verabschiedet hatten, kannten noch ihren Konfirmationsspruch auswendig, erzählt sie. Während bis vor wenigen Jahrzehnten noch der Pfarrer die Sprüche vergab, suchten sich Jugendliche heute ihren Spruch selbst aus. Während früher die Konfirmation „familiärer Zwang“ gewesen sei, dürften heute Schüler selbst auswählen, ob sie sich konfirmieren lassen wollen oder nicht. Musste früher die Konfirmationsurkunde noch dem Arbeitgeber vorgelegt werden – die Konfirmation fiel mit der Schulentlassung zusammen und markierte den Eintritt ins Erwachsensein –, habe sie heute keine solche Bedeutung mehr.