In Neunkirchen setzt der Pfarrer auf analoge Begegnung
Ottmar Arnd hält nichts von Gottesdienst per Livestream, er öffnet an Ostern seine Kirche. Und versucht auf vielfältige Weise, mit seinen Gläubigen in Kontakt zu bleiben.
Von Matthias Voigt
Lokalredakteur Darmstadt-Dieburg
Plakate mit dieser Aufschrift hängen in Neunkirchen in Fenstern, um auf die als nachteilig empfundenen Bedingungen im Pflegedienst hinzuweisen.
(Foto: Ottmar Arnd)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MODAUTAL - Einige Kirchengemeinden auch im Landkreis haben auf das Versammlungsverbot durch die Corona-Pandemie reagiert und bieten Gottesdienste per Livestream oder über Youtube direkt auf den privaten Laptop oder das Smartphone an. So wollen sie den Kontakt zu den Gläubigen aufrechterhalten.
In der Kirchengemeinde Neunkirchen geht man den Weg bewusst nicht mit. Dort versucht Pfarrer Ottmar Arnd, auf analoge Weise mit den Kirchenmitgliedern in Verbindung zu bleiben. „Zu einem Gottesdienst gehört der Geruch der Kirche, die Menschen um einen herum“, sagt der Pfarrer. Um das vorgegebene Kontaktverbot, das auch für Kirchen und sämtliche religiösen Gebäude gilt, zu achten und zugleich nicht alle Gottesdienste absagen zu müssen, hat sich der Geistliche für Ostern etwas überlegt. „An Karfreitag und Ostersonntag wird unsere Kirche geöffnet sein. Die Kirche ist geheizt, es geht auf analoge Art weiter“, sagt Arnd.
Die jeweilige Predigt will er auf Papier drucken und in der Kirche auslegen. Wer dann das Gotteshaus betritt, kann sich einen Zettel nehmen und ihn in Ruhe durchlesen – ob im Inneren oder auch draußen vor der Tür. Bis zu 450 Personen finden normalerweise in der Kirche Platz. Da sollten diejenigen, die sich an Ostern einfinden, genügend Abstand zueinander halten können, um die gängigen Hygienevorschriften einzuhalten, meint der Pfarrer. „Wir werden schon aufpassen, dass nicht zu viele auf einmal reingehen.“ An Ostersonntag (12. April) soll der Altar wie üblich festlich geschmückt werden. Dann soll auch die fünfte und sechste Symphonie von Beethoven gespielt werden. „Man kann sich auch einfach nur hinsetzen und für sich meditieren“, sagt Arnd.
Außerdem nimmt sich der Neunkirchner täglich eine Stunde Zeit, um ältere Menschen anzurufen, denen es nicht ganz so gut geht. Im Gespräch bietet er dann auch Hilfe an, etwa in Form eines Einkaufsservices. Viele ältere Menschen freuten sich über diese Möglichkeit.
Den Mitgliedern des Kirchenvorstands, die sich bei der Aktion auch einbringen, will Ottmar Arnd auf ungewöhnliche Weise danken. „Ab Mai werde ich ihnen anbieten, ihre Autos innen und außen zu putzen.“
Außerdem hängen derzeit einige Plakate in Fenstern in Neunkirchen. Darauf wird gebeten, sich nicht an dem abendlichen Applaudieren zu beteiligen, der mancherorts als Dank für Mitarbeiter von Pflegeberufen verstanden werden will. „Klatschen und Danke sagen ist grundsätzlich gut. Aber dabei dürfen wir nicht stehen bleiben. Viel wichtiger wäre es, wenn die finanzielle Ausstattung der Pflegeberufe verbessert würde“, meint der Pfarrer. „Genügend Geld ist vorhanden.“