Gewalt gegen Frauen: Zwei Opfer schildern ihr langes Leiden
Opfer von häuslicher Gewalt leiden noch Jahre danach. Das Frauenhaus Darmstadt-Dieburg bietet Schutz - aber muss viel zu häufig Hilfesuchende abweisen.
Von Christina Kolb
Lokalredakteurin Darmstadt-Dieburg
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Häusliche Gewalt gegen Frauen ist keine Privatangelegenheit, keine Familienstreitigkeit, kein Beziehungskonflikt, sondern eine kriminelle Handlung. Sie kommt in allen sozialen Schichten und Kulturen vor und zählt zu den häufigsten und zugleich am meisten verheimlichten Verbrechen in unserer Gesellschaft. „Auch in einer Ehe oder Partnerschaft sind Körperverletzung, Bedrohung, Nötigung und sexuelle Übergriffe strafbar“, warnt der Bundesverband „Frauen gegen Gewalt“. Die Frauenhaus-Leiterin Ursula Pavez Sandoval ergänzt: „Es geht los beim Geld wegnehmen, ständiger Kontrolle und Einsperren – über Beleidigungen, Demütigungen und Gewaltandrohungen bis hin zu körperlicher Gewalt wie Schlagen, Schubsen und Würgen, sexueller Nötigung und Vergewaltigung.“
Es gibt für dieses Jahr laut dem Bundesverband „Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe“ zwar noch keine aussagekräftigen Zahlen über die Zunahme von häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie. Aber: „Wir als Bundesverband haben von vielen Kolleginnen aus den Beratungsstellen gehört, dass sich im Moment der Lockerungen der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen im Frühsommer die Zahl der Hilfesuchenden erhöht hat“, sagt Sprecherin Katja Grieger auf Anfrage dieser Zeitung. Während der Corona-Beschränkungen hätten es viele Betroffene schwer gehabt, sich unauffällig an Beratungsstellen zu wenden.
Ob die Zahlen der häuslichen Gewaltdelikte während der Pandemie zugenommen haben, kann der Sprecher des Hessischen Landeskriminalamts (LKA), Sebastian Wolf, noch nicht mitteilen: „Belastbare Zahlen können wir erst mit Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik im Frühjahr 2021 präsentieren.“ 2019 seien von der Polizei hessenweit 9299 Fälle von häuslicher Gewalt erfasst worden, davon 237 in Darmstadt und 349 in Darmstadt-Dieburg. Laut dem Jahresbericht des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im vergangenen Jahr 141.792 Personen Opfer in Partnerschaften, davon 114.903 Frauen. 301 Frauen wurden von ihrem Partner ermordet oder totgeschlagen - die Zahl steigt seit Jahren.
Hilfe rund um die Uhr bekommen Frauen beim kostenfreien Hilfetelefon unter 08000 116 016, auf der Website www.hilfetelefon.de und beim Verein „Frauen helfen Frauen“ Beratungsstelle, Zentturmstraße 6 in Dieburg, 06071-25666, oder direkt im Frauenschutzhaus 06071/33033; www.frauenhelfenfrauen-da-di.de.