Echo hilft: In der Heydenmühle zählt das Miteinander
Gemeinsam den Alltag gestalten, arbeiten und leben - mit und ohne Behinderung. Das funktioniert seit mehr als 20 Jahren in der Heydenmühle. Doch jetzt stehen Veränderungen an.
Von Sabine Eisenmann
Redakteurin Darmstadt-Dieburg
Elke Lampart (links) fädelt mit einer Bewohnerin in der Weberei der Heydenmühle Garn auf. Das handwerkliche Arbeiten ist ein wichtiger Teil des Alltags in der Einrichtung. Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT-DIEBURG - Mittagszeit in der Heydenmühle: In der Küchenwerkstatt des Haupthauses duftet es nach Backofenkartoffeln. Der leckere Geruch verteilt sich im Speisesaal, wo mehrere Mitarbeiter die Tische decken. Sie machen dies behutsam, vielleicht etwas langsamer als Profis. Sie gehören zu den 80 Menschen, die in der Heydenmühle leben und arbeiten. Ein Lebensort für eine Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz finden kann - mit diesem Ziel haben Menschen aus dem Raum Darmstadt und Oberursel vor mehr als 20 Jahren die Heydenmühle gegründet.
Im Zusammenwirken von menschlichem Miteinander, handwerklicher Arbeit, künstlerischem Schaffen und landwirtschaftlicher Betätigung helfen, fördern und stützen sie sich gegenseitig. Eltern, Freunde und Verwandte der Bewohner bringen sich in der Gemeinschaft ein. Es braucht nicht viel, um zu erkennen, wie gut das Miteinander dort funktioniert. Ob in den Werkstätten, in den Hausgemeinschaften oder auf dem Außengelände - jeder scheint für den anderen da zu sein, wenn nötig.
Bewohner helfen sich gegenseitig
Nach und nach füllt sich der Speisesaal. Die Bewohner der Heydenmühle, die auf Hilfe angewiesen sind, helfen sich auf dem Weg zum Speisesaal gegenseitig. Den Weg von ihren Hausgemeinschaften den Gehweg entlang über den Hof können nicht alle alleine meistern. Wer im Rollstuhl sitzt, wird von Mitbewohnern geschoben. Wer unsicher, seh- oder gehbehindert ist, legt seine Hand auf die Schulter eines Begleiters und wird so sicher geführt.
SIE MÖCHTEN SPENDEN?
Die Heydenmühle hat ein "Echo hilft!"-Spendenkonto bei der Volksbank Darmstadt - Südhessen eG. IBAN: DE48 5089 0000 0058 0518 02
Spendenquittungen stellt bei Bedarf der Verein aus. Bitte vermerken Sie dafür im Verwendungszweck Ihre Adresse.
Alle Spenden bzw. Spender werden veröffentlichtWenn Sie das nicht möchten, bitte vermerken Sie das im Verwendungszweck mit dem Hinweis "anonym". (red)
Marcus Kalliwoda benötigt keine Hilfe. Der 42-Jährige läuft allein übers Gelände, passt sogar ein bisschen auf die anderen auf. "Es ist schön hier, mir gefällt es", sagt der passionierte Lilien-Fan. Er kommt gerade aus der Weberei-Werkstatt im hinteren Teil des Geländes. Dort arbeitet er schon seit mehreren Jahren. Er sitzt an einem der 16 großen Webstühle aus Holz. Die Arbeit macht ihm Spaß. "Ich mache gerade Handtücher", erklärt er bei einem Besuch der Werkstatt.
Zwischen Weberei und Fußballfeld
Es sieht kompliziert aus, wie er die Schiffchen mit dem Garn durch die gespannten Fäden des großen Webstuhls sausen lässt. Noch dazu bedient er Fußpedale, sodass ein farbiges Muster entsteht. "Das ist gar nicht so schwer", sagt Marcus Kalliwoda. Bei der Arbeit genießt er den Blick aus dem Fenster auf den Garten. "Teppiche machen mir am meisten Spaß", sagt er. Jeden Tag arbeitet er in der Weberei. "Außer am Wochenende natürlich. Da bin ich im Fußballstadion."
Elke Lampart wirft einen Blick in die Weberei. Sie gehört zum Vorstand der Heydenmühle und schaut regelmäßig in den Werkstätten vorbei. Gemeinsam mit einer Bewohnerin fädelt sie Garn auf. "Ich mag die Atmosphäre hier, die Farben und die Stoffe", sagt sie. Und die Kreationen, die dort entstehen. "Farben sind ganz wichtig und auch die gleichförmige Arbeit am Webstuhl", sagt sie. Der Rhythmus sei gut für die Konzentration. Diese Hand-Auge-Fuß-Koordination findet sich auch in der Holzwerkstatt wieder. Und war maßgeblicher Bestandteil der Bäckerei, die leider in abgespeckter Form weiterlaufen muss, da der große gemauerte Backofen nicht mehr saniert werden kann.
So traurig das ist, gibt es doch einen Lichtblick, den die Aktion "ECHO hilft!" unterstützt. Die renovierungsbedürftige Küchenwerkstatt soll in das Gebäude der ehemaligen Bäckerei ziehen. Dann haben die Bewohner und Mitarbeiter mehr Platz und Möglichkeiten, dort zu arbeiten. Hand in Hand und Miteinander.