Drei Ärzte aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg zum Coronavirus
Die Hausärzte Michael Kneußel, Grigory Epstein und Sebastian Schellhaas aus Ober-Ramstadt und Groß-Bieberau äußern sich zum Coronavirus. Und was sie von der Panik halten.
Von Christina Kolb
Lokalredakteurin Darmstadt-Dieburg
Michael Kneußel, Facharzt für Innere Medizin in Ober-Ramstadt (links), Sebastian Schellhaas, Facharzt für Innere Medizin in Groß-Bieberau (mitte) und Grigory Epstein ist Facharzt für Allgemeinmedizin in Ober-Ramstadt (rechts).
(Fotos: Michael Kneußel, Sebastian Schellhaas, Karl-Heinz Bärtl)
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DARMSTADT-DIEBURG - Husten, Fieber oder Schnupfen sind in der Erkältungszeit nichts Ungewöhnliches. Doch das neuartige Coronavirus, Sars-CoV-2 , kann in schweren Verläufen zum Tod führen und verbreitet sich angeblich schneller. Das ECHO hat mit den Hausärzten Michael Kneußel und Grigory Epstein aus Ober-Ramstadt sowie mit Sebastian Schellhaas aus Groß-Bieberau gesprochen.
Wie beurteilen Sie das Virus?
Michael Kneußel: Das Virus ist neu und wir wissen nicht, was noch alles auf uns zukommt, es ist derzeit ein dynamischer Prozess, der jeden Tag neue Erkenntnisse bringen kann. Dennoch habe ich persönlich keine Panik vor dem Virus, auch nicht dass ich mich selbst infizieren könnte. Aber die Situation ist ernst zu nehmen und jeder sollte mit Bedacht damit umgehen. Wenn man Krankheitssymptome hat, sollte man lieber zuhause bleiben, nicht arbeiten oder unter Menschen gehen, jeder sollte sich informieren. Chronisch Kranke, vor allem Patienten mit Lungenerkrankungen, sollten sich nur mit Bedacht in die Öffentlichkeit begeben, zum Beispiel nur einmal wöchentlich einkaufen gehen. Wobei man auch sagen muss, dass wir im Landkreis Darmstadt-Dieburg und in der Stadt bis heute noch keine nachgewiesenen Fälle haben. Ein Herumlaufen mit Mundschutz wird von den Experten nicht empfohlen, wichtig aber ist, die Husten- und Nies-Etikette und das regelmäßige Händewaschen einzuhalten, ebenso sollte man darauf achten sich nicht ständig ins Gesicht zu fassen.
Grigory Epstein: Man muss es ernst nehmen, genauso wie die richtige Grippe. Nur ist die Sterblichkeit des Coronavirus um einiges höher. Man sollte sich daher dringend an die Hygieneregeln halten.
Verstehen Sie die Panik, die derzeit teilweise in der Bevölkerung herrscht?
Michael Kneußel: Die Panik mit Hamsterkäufen in den Geschäften ist übertrieben und aus meiner Sicht nicht notwendig. Dennoch kann ich verstehen, dass Menschen so reagieren, weil das Thema in allen Medien sehr präsent ist und Angst macht. Es ist eine Situation, die man nicht greifen kann, das Virus ist unsichtbar, es gibt Berichte von Todesfällen, das macht einfach Angst. Sicher auch übertrieben ist die Reaktion auf Menschen mit asiatischer Herkunft, dass hier wohl Menschen gemieden werden allein aufgrund ihres Aussehens, dafür gibt es keinen Grund.
Sebastian Schellhaas: Das Coronavirus ist ernst zu nehmen, allerdings halte ich die Panik in Teilen der Bevölkerung für übertrieben. Es gibt zum Beispiel keine Gewissheit, dass das Tragen von Mundschutz bei Gesunden die Ansteckung verhindert. Wie bei Influenza und anderen akuten Atemwegsinfektionen schützen Husten- und Nies-Etikette, gute Händehygiene sowie Abstand zu Erkrankten von zirka ein bis zwei Metern auch vor einer Übertragung des neuen Coronavirus. Diese Maßnahmen sind in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten.