Darmstadt-Dieburg: Tierheime leiden unter Corona-Krise
Geld fehlt und wenige Tiere werden vermittelt: Tierheime im Landkreis Darmstadt-Dieburg sind in der Corona-Krise auf Hilfe angewiesen. Hamsterkäufe schaden ihnen zusätzlich.
Von Isabel Hahn
Das Tierheim in Babenhausen wird von einem Verein getragen. Doch der hat inzwischen wegen der Corona-Krise mit geringeren Einnahmen durch die Tiervermittlung zu kämpfen. Foto: Isabel Hahn
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DARMSTADT-DIEBURG - Corona hat die Welt fest im Griff. Schulen, Gaststätten und öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. Auch die Tierheime mussten für Besucher dichtmachen und kämpfen nun mit Geldknappheit.
"Wir brauchen wirklich dringend Spenden", sagt Beate Balzer. Die Leiterin des Babenhäuser Tierheims beobachtet besorgt, wie eine wichtige Einnahmequelle wegbricht. In den vergangenen zwei Wochen konnten nur zwei Tiere vermittelt werden. Im Vergleich: Sonst sind es allein drei oder vier Tiere an einem Wochenende.
Hamsterkäufe schaden Tierheim
Das Problem: Die staatliche Unterstützung betrifft nur durch die Krise betroffene Betriebe, aber keine Vereine - auch nicht, wenn sie sich wie der Tierschutzverein Babenhausen/Münster einem lebensnotwendigen Zweck verschrieben haben. "Statt Spenden bekommen wir viele Angebote von Mitgliedern, die uns mit ihrer Arbeit unterstützen wollen. Leider ist das zurzeit nicht möglich", meint Balzer bedauernd. Auch nicht, wenn die Leute gesund zu sein scheinen. Wenn der Verdacht auf Covid-19 aufkommen würde, müssten auch die Vorsitzende und ihre festen Mitarbeiter in Quarantäne. Eine Katastrophe für die Tiere. Alle ehrenamtlichen Helfer und Gassigeher wurden somit erstmal freigestellt. Zurückgeblieben sind neben Balzer der Pfleger Marcus Neff, der Auszubildende Tejaye Hujo und zwei Bufdis vom Bundesfreiwilligendienst. Zu fünft stemmen sie die tägliche Arbeit.
Das Tierheim in Pfungstadt ist noch durch eine ganz andere Seite der Corona-Krise gebeutelt worden. Vergangene Woche baten die Verantwortlichen auf ihrer Webseite dringend um Nudeln und Reis - Grundzutaten, die sie ihren Hunden immer als Ergänzung ins Futter mischen. Hamsterkäufe hatten für einen Engpass gesorgt. Die Resonanz sei überwältigend positiv gewesen, schreiben die Pfungstädter in einem Dankesbrief auf ihrem Online-Auftritt. Auch genügend Möhren, Salate und Gurken für die Kaninchen wurden in einer Spendenbox des Heims abgelegt. Das einzige, an dem es weiter fehle, sei Dosenfutter für Hunde und Katzen.
Es werden nicht mehr Tiere abgegeben
Und etwas zweites Positives gibt es. Ein schlimmes Gerücht hat sich nicht bestätigt, ist vom Kreistierheim in Münster zu hören: Seit Aufkommen von Corona werden glücklicherweise nicht vermehrt Tiere abgegeben. In den vergangenen Tagen tauchten etliche Berichte in den sozialen Medien auf, die genau dies befürchten ließen. Angeblich würden immer mehr Menschen ihre Schützlinge aus Angst vor einer Ansteckung loswerden wollen. "Es gibt bislang keinerlei Hinweise, dass Katzen oder Hunde ein Infektionsrisiko für den Menschen sind. Kein einziger Übertragungsfall ist bekannt", beschwichtigt Balzer. "Und Leute hier auf dem Land, die nicht mehr raus zum Gassigehen wollen, haben meist einen Garten, sodass dies ebenfalls kein Abgabegrund ist."
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Was bleibt, ist die kritische finanzielle Lage der Tierheime. Wenn Menschen, die schon seit Längerem einen tierischen Mitbewohner suchen, jetzt Zeit haben, sich darum zu kümmern, dürfen sie sich gerne melden, bittet Balzer. "Auf unserer Internetseite können sie sich die einzelnen Tiere anschauen, eine Vorabwahl treffen und dann einen Termin ausmachen, um dieses Tier näher kennenzulernen." Sich einfach nur zum Durchbummeln telefonisch anzumelden, sei leider nicht möglich. Eine andere Möglichkeit, der Unterstützung, sind Patenschaften für nicht mehr vermittelbare alte und krankem Heimtiere.