Beim Bürgerdialog in Kleestadt wird von dem geplanten Netto-Markt Konkurrenz zu örtlichen Nahversorgern befürchtet und die schlechte Erreichbarkeit bemängelt.
Von Ulrike Bernauer
Auf diesem Wiesengrundstück würde Netto gerne einen Einkaufsmarkt errichten.
(Foto: Ulrike Bernauer)
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KLEESTADT - Ein neuer Markt in Kleestadt, das war schon einmal Thema in Kleestadt. Jetzt war er Gegenstadt des Bürgerdialogs im Bürgerhaus. Der Dialog kam dann im Laufe des Abends auch tatsächlich zustande, nachdem Andreas van Ommen, Standortentwickler der Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt und Florian Riehn, Gebietsleiter Expansion der Kette Netto, ihre Ideen vorgestellt haben.
Die beiden würden gerne einen Einkaufsmarkt sozusagen im Eingangsbereich zu Kleestadt entwickeln, auf einem dreieckigen Grundstück zwischen der L 3065, die nach Langstadt führt und der L 3115, die Haupteinfahrtsstraße nach Kleestadt. Wie im Laufe der Sitzung öffentlich wurde, hat die Entwicklungsgesellschaft Schoffs schon ein Grundstück gekauft, den Zurufen in der Halle nach von einem Ortsbeiratsmitglied. So kommt folgerichtig auch die Frage aus dem Saal: „ist das schon beschlossene Sache?“.
Hier kann Bürgermeister Joachim Ruppert beruhigen. Die Entscheidung fälle die Politik, also die Stadtverordnetenversammlung. Soweit sei man noch lange nicht, außerdem würden sich die Stadtverordneten wohl nicht der Empfehlung des Ortsbeirates verschließen und der habe eben heute diesen Bürgerdialog angesetzt, um erstens über das Vorhaben aufzuklären und zweitens auch besseren Einblick in die Stimmungslage im Ort zu erhalten. Dass ein Unternehmen schon Grundstücke erwerbe, bevor ein Entschluss in der jeweiligen Kommune gefällt werde, sei nicht unüblich, aber unternehmerisches Risiko. Einen 800-Quadratmeter-Markt als Vollversorgern kann sich Riehn für Kleestadt vorstellen, angedacht sind gut 60 Parkplätze. Die Fragen der Bürger werden fast alle beantwortet. Viele betreffen die Erreichbarkeit des Marktes, der ganz am Rande von Kleestadt liegt, sollte er gebaut werden. Fußläufig wäre er schlecht zu erreichen, so die Meinung vieler Diskutanten. Auch die Anbindung von der L3115 sei schlecht, sie liege mitten in einer schlecht einsehbaren Kurve. Mit der Ein- und Ausfahrt werde man sich mit Hessen Mobil auseinandersetzen, wenn eine Baugenehmigung vorliege, so van Ommen und Riehn.
Anonyme Umfrage ergibt überwiegend Zustimmung
Die Gegner eines Marktes sind zumindest bei den lautstarken Äußerungen in der Überzahl. Sie befürchten das Aus für die zurzeit existierenden Nahversorger, zuvorderst Bäcker Vogel, der auch noch einige Grundversorgungs-Lebensmittel neben Backwaren ins Sortiment aufgenommen hat, aber auch den Landwirt Selzer könne es treffen. Manuela Bodensohn beispielsweise wünscht sich mehr regionale Produkte und weniger Plastik, aber auf keinen Fall Netto.
Da fällt es manch anderem, vor allen Dingen Älterem im Saal schwer, ein positives Votum für einen Markt ganz öffentlich abzulegen. Allerdings gibt es zum Schluss noch eine anonyme Abfrage auf einer Liste, wer für oder gegen einen Markt ist. Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig und entspricht nicht den Wortmeldungen bei der Versammlung. Ortsvorsteherin Marina Glorius zählt noch am Abend 98 Ja-Stimmen für den Markt, 48 dagegen.