Heubacherin Christine Hornberger ist seit dem vergangenen Jahr Landesvorsitzende der Diabetiker Hessen
Von Ulrike Bernauer
Christine Hornberger ist Diabetikerin. Sie engagiert sich von Beginn ihrer Krankheit an in einer Selbsthilfegruppe und ist mittlerweile die Vorsitzende der Diabetiker Hessen. Foto: Ulrike Bernauer
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GROSS-UMSTADT/HEUBACH - Auf den Piks freut sich Christine Hornberger (62) nicht. Aber er ist mehrmals täglich nötig: Sie ist Diabetikerin und muss mehrmals täglich spritzen. Vorher kommt immer noch die Probe aufs Exempel: Sie sticht sich in den Finger, um herauszufinden, wie hoch ihr Zuckerspiegel ist und wie viel Insulin sie spritzen muss. Hornberger erfuhr 2010 von ihrer Krankheit und engagiert sich seither für Menschen, die ebenfalls von Diabetes betroffen sind. Mittlerweile ist sie die Vorsitzende der Diabetiker Hessen, die in Selbsthilfe das Leben der Betroffenen verbessern wollen.
Erst Fragenstellerin, nun Antwortgeberin
Gleich nachdem sie erfuhr, dass sie Diabetes hat, trat sie in den Verband ein. Ihre Motivation war, die vielen Fragen, die sich plötzlich stellten, beantwortet zu bekommen. „Wer hilft mir, wo bekomme ich Informationen?“. Diese Fragen bestimmten plötzlich ihr Leben. Schnell wechselte sie die Rollen. Von der Fragestellerin wurde sie zur Antwortgeberin. Schon nach einem Jahr war sie stellvertretende Pressesprecherin im Verein und gründete bereits 2011 eine eigene Selbsthilfegruppe. 2012 ging sie in den Vorstand des hessischen Vereins. Inzwischen ist sie seit 2017 die Vorsitzende.
Hornberger investiert viel Zeit in die Vereinsarbeit. Lange war sie für die Mitgliederzeitung zuständig, eine für sie eher leichtere, wenn auch zeitaufwendige Übung – sie ist Journalistin. Die Arbeit an der Zeitung hofft sie, nun abgeben zu können, beide Funktionen überfordern sie. An Wochenenden ist sie oft für die Diabetiker unterwegs oder sie liest und beantwortet Briefe, die den Verein erreichen.
„Du stirbst nicht an Diabetes“, sagt sie, „aber du kannst an Folgekrankheiten wie zum Beispiel einem Herzinfarkt sterben.“ Auch Stress ist bei Diabetes schädlich. „Ich habe Entspannungspädagogin gelernt und mache jeden Tag mein autogenes Training. Man muss wissen, wann man sagt: Es geht nicht mehr.“
Zu ihrer Selbsthilfegruppe, die sich in Heubach trifft, wo Hornberger auch lebt, gehören rund 20 Menschen. Sie sucht die Themen aus, die sie für relevant hält und sucht dann die entsprechenden Referenten. Häufig sind das Ärzte, aber auch Heilpraktiker oder Diabetologen stellen unentgeltlich ihr Wissen zur Verfügung.
Auch einen orthopädischen Schuhmacher hat sie als Referent eingeladen; Ernährungsberater sind ebenfalls gefragt. Der Besuch ihrer Selbsthilfegruppe ist für die Interessierten kostenlos. Nicht nur aus Groß-Umstadt kommen die Menschen zu den Treffen, sondern aus der Umgebung bis Offenbach und aus dem Odenwald.
Ihr selbst hat die Krankheit nicht die Freude am Leben genommen. Sie lebt seit ihrer Scheidung vor einigen Jahren allein mit zwei Katern im eigenen Häuschen in Heubach. „Hier habe ich nicht nur meine Selbsthilfe- sondern auch meine Flamenco-Gruppe“, freut sich Hornberger. Letztere leitet sie allerdings nicht. Beim Flamenco, mit dem sie erst vor zwei Jahren angefangen hat, ist sie die Schülerin.
Hornberger liest viel, wenn sie Zeit hat – Belletristik und Kunstbücher. „Ich gehe auch gern in Museen.“ Seit Kurzem lernt sie Blockflöte, „einfach weil man nie aufhören soll zu lernen.“
Die Selbsthilfegruppe Groß-Umstadt und Umgebung trifft sich jeden letzten Donnerstag im Monat in der Wiesentalhalle, am Turnplatz 7, in Heubach um 19 Uhr. Telefonisch ist Christine Hornberger unter der Telefonnummer 06078-7 82 34 52 zu erreichen.