Granny Aupair: Maria Mletzko aus Groß-Umstadt betreut Kinder und lernt andere Länder kennen
Ins Ausland gehen mit Sechzig plus? Oma auf Zeit werden? Immer mehr Frauen gesetzteren Alters engagieren sich als Kinderbetreuerin in einer Familie irgendwo auf der Welt. Maria Mletzko aus Groß-Umstadt, Mutter von drei Kindern und selbst Oma bereits erwachsener Enkel, war als "Granny Aupair" schon in Irland, Schweden und Frankreich.
Von Dorothee Dorschel
In Fotoalben blätternd blickt Maria Mletzko aus Groß-Umstadt gern auf ihre bisherigen Einsätze als Granny Aupair im Ausland zurück. In Irland, Schweden und Frankreich hat die 65-Jährige schon Kinder betreut. Foto: Dorothee Dorschel
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GROSS-UMSTADT - Ins Ausland gehen mit Sechzig plus? Oma auf Zeit werden? Immer mehr Frauen gesetzteren Alters engagieren sich als Kinderbetreuerin in einer fremden Familie irgendwo auf der Welt. Maria Mletzko aus Groß-Umstadt, Mutter von drei Kindern und selbst Oma bereits erwachsener Enkel, war als "Granny Aupair" schon in Irland, Schweden und Frankreich.
"Ich war schon immer reisefreudig", sagt die 65-Jährige. Von der Möglichkeit, auch im Alter noch ins Ausland zu gehen und dort für Familien tätig zu werden, erfuhr die Umstädterin aus einer Fernsehsendung, in der das Konzept der Granny-Aupairs vorgestellt wurde. "Eine wunderbare Idee" fand die ehemalige Sekretärin und MTA, die eigentlich gern nach Schweden wollte - "mein Traumland".
Erste Kontakte auch per Skype
Nachdem sie frei von beruflichen Verpflichtungen war, wagte sie den Schritt und erstellte 2013 auf der Plattform der Agentur "Granny Aupair" ein eigenes Profil. Danach könne man selbst nach interessanten Angeboten schauen oder auf Anfragen von entsprechenden Familien reagieren. Erste Kontakte funktionierten über Mail, Telefon oder Skype.
Nachdem ihre damalige Wohnung in Umstadt aufgelöst war, trat Maria Mletzko ihre erste Stelle in Irland an, als Kindermädchen bei einem elf Monate alten Mädchen. Drei Monate blieb sie bei Frieda in Maynooth/Dublin. "Kontakte zu anderen Grannys in der Umgebung gab es leider nicht." Das Konzept sei dort wenig bekannt gewesen, weshalb sich auch zwei irische Zeitungen wegen Interviews bei ihr meldeten. "Mittlerweile suchen viele irische Familien nach Granny-Aupairs."
Danach lebte sie für ein paar Wochen bei ihrer ältesten Tochter im Ried, bevor sie sich tatsächlich nach Schweden aufmachte. "Alle fanden, es gehöre viel Mut dazu, diesen Schritt zu gehen. Ich fand mich gar nicht mutig. Es befriedigt auch den Egoismus nach Reisen und nach Unternehmungen. So profitieren beide Seiten."
Für ein Jahr ging sie nach Schweden, um in der Nähe von Göteborg einen Dreijährigen zu betreuen. Etwas Schwedisch konnte Maria Mletzko bereits, vor Ort besuchte sie aber trotzdem einen Sprachkurs. Der kleine Louis ging in einen englischsprachigen Kindergarten, musste morgens hingefahren und nachmittags abgeholt werden. "Die Familie wohnte in einer wunderschönen Villa, nur einen Steinwurf vom Meer entfernt. Schwimmen, Paddeln, Spiele, Fischfang, auf Inseln fahren, Essen gehen, alles haben wir gemeinsam unternommen."
Die Eltern seien ziemlich begeistert von den Grannys, hat Maria Mletzko festgestellt. Oftmals handele es sich um alleinerziehende Frauen in Führungspositionen, die kaum Zeit hätten. "Ich wollte den Kindern das geben, was eine Oma bedeutet." Vermisst habe sie nie etwas. In Irland besuchten sie ihre Töchter, in Schweden verbrachte man einen gemeinsamen Urlaub. Ohnehin sei sie etwa alle zwei Monate für ein paar Tage nach Hause zur Familie gefahren.
Zurück aus Schweden reiste Maria Mletzko nach einer Woche weiter nach Frankreich. In einem kleinen Dorf in der Ardéche betreute sie wieder einen Dreijährigen. "Ruben besuchte anfangs noch den Kindergarten, zu dem ich ihn zu Fuß brachte und holte. Nach kurzer Zeit musste er morgens schon in die Vorschule und danach in den Kindergarten. Umso glücklicher waren wir, wenn wir Freizeit hatten und durch Wald und Wiesen stromern konnten. Viele Pferde, Kühe und Esel säumten unseren Weg."
Wieder in Deutschland, nahm sie Kontakt mit einer Familie in Philadelphia auf. "Eigentlich war schon alles besprochen, dann gab es jedoch einen Todesfall in meiner Familie. Das war erst einmal das Ende aller Reisepläne." Für den Moment genießt sie ihre erst Anfang 2016 bezogene Wohnung im historischen Stadtkern von Groß-Umstadt und engagiert sich ehrenamtlich. Sie sieht sich weiterhin Profile von Familien auf der ganzen Welt an. "Wer weiß, vielleicht mache ich das einmal wieder, dann aber in einem exotischeren Land."