Bei den Planungen für die Umgestaltung des Groß-Umstädter Freibads sind sich Stadt und Förderverein uneins.
Von Klaus Holdefehr
Das Thema Freibad beschäftigt die Groß-Umstädter Kommunalpolitiker und die Verwaltung schon länger.
(Archivfoto: Ursula Friedrich)
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GROSS-UMSTADT - Bis zu 3,5 Millionen Euro Zuschuss vom Bund für die Sanierung – faktisch: Neubau – des Freibads. Das ist schon eine Ansage, die in Groß-Umstadt mit großer Freude aufgenommen wurde. Aber schnell musste es gehen, weil der Zuschuss an einen Bau bis 2023 gebunden ist. „Innerhalb von sechs Wochen mussten wir ein Grobkonzept erstellen und voraussichtliche Kosten ermitteln“, erläutert der Erste Stadtrat Alois Macht. Dabei hat sich nun ein Dissens zwischen den Planungen der Stadt und dem Förderverein aufgetan, der seit Jahren ehrenamtliches Engagement in den Erhalt der Sport- und Freizeit-Oase einbringt. Das liegt aber weniger an der Kommunikation als an unterschiedlichen Vorstellungen, was diese Einrichtung künftig vor allem sein soll: Familienbad oder Sportbad?
In einer Sitzung am 3. Juli wurde die vorsichtig als „Konzeptplanung“ oder „Plankonzept“ bezeichnete Planung in einer gemeinsamen Sitzung von Magistrat, Vertretern der Stadtverordnetenversammlung, der Verwaltung und dem Förderverein präsentiert. Noch vorsichtiger machte es Kurt Pelzer von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB), kurz „Bäderportal“, der die Stadt in Sachen Schwimmbad seit Jahren berät. Er sprach von einer „Konzeptstudie“, die kein Entwurf sei, Änderungen also noch möglich seien.
Der Förderverein hatte Verwaltung und Kommunalpolitikern bereits im April ein umfangreiches Exposé mit seinen Vorstellungen zur Zukunft des Umstädter Freibads überreicht, der in der folgenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung aus kritischer Distanz als „Wünsch-dir-was-Liste“ bezeichnet wurde. Einzig der Umstädter Ortsvorsteher und SPD-Stadtverordnete Matthias Horn hat sich seinerzeit dafür stark gemacht, die Ideen „zustimmend“ zur Kenntnis zu nehmen und sich damit politisch an die Ideen des Vereins zu binden, die separate Wasserflächen für jede denkbare Art der Nutzung vorsehen und bis hin zu einem „Cabriobad“ reichen, das auch im Winter dank einer Einhausung genutzt werden kann.
ZEITPLAN
„Wir müssen schon die Planungsleistung europaweit ausschreiben“, weiß Groß-Umstadts Erster Stadtrat Alois Macht und ahnt, dass sich wegen solcher Bestimmungen die Planungsphase leicht 18 Monate hinziehen könnte. Weitere 18 Monate veranschlagt er für den Neubau des Bades am vorhandenen Standort, mit einer Pfahlgründung für das große Becken auf weichem Grund. In dieser Zeit ist das Bad – im besten Fall für eine Saison – nicht nutzbar. 2023 soll es wieder eröffnet werden. Aktuell liegen die geschätzten Kosten bei 9,3 Millionen Euro. (aus)
„Wenn man einen Brief ans Christkind schreibt, ist damit auch nicht gewährleistet, dass alle Geschenke wie gewünscht eintreffen“, packt Macht die Sachlage in ein treffendes Bild. Konkret: „Mit der Umsetzung all dieser Wünsche hätten wir uns einem Investitionsvolumen von annähernd 15 Millionen Euro genähert.“ Die Stadtverordnetenversammlung hat bei ihrem Beschluss zum Neubau des Bads am vorhandenen Standort eine Obergrenze von 10 Millionen Euro eingezogen.
Der Verein hat sich in einer Sondersitzung mit der Planung befasst und kritisiert eine Verringerung der Gesamtwasserfläche von 1550 auf 1200 Quadratmeter. Besonderen Unmut hat die Zusammenfassung von Schwimmer- und Nichtschwimmer-Bereich unter Kürzung von zwei der derzeit sechs 50-Meter-Bahnen auf je 25 Meter erregt. Außerdem wird der Wegfall des Sprungturms kritisiert und eine 36-Meter-Rutsche kritisch beäugt. Auf den aktuellen Plänen ist allerdings eine gesonderte Beckennische mit Ein-Meter- und Drei-Meter-Sprungbrett zu erkennen.
„Wir gehen sogar von einer 75-Meter-Rutsche aus“, verdoppelt Macht die Größe des nicht allseits beliebten Elements eines „Spaßbads“ – und führt damit einen Begriff in die Debatte ein, den die Kritiker nur zu gerne aufgegriffen haben. „Wir wollen kein Spaßbad, um sich abkühlen zu können“, wird der Vereinsvorsitzende Martin Herold zitiert. „Die Meinungsbildung in der Bevölkerung, im Rat und in der Politik sowie seitens der Gutachter favorisiert ein Freibad insbesondere für Freizeit und Spaß, also Familien – was im Interesse der Kinder und der Nachhaltigkeit liegen sollte“, schließt das Konzeptpapier der Stadt.
