Experten informieren in Groß-Umstadt über Permakultur
Landwirte, Gärtner und gesunder Humus: Bauernhöfe und Förster erreichen ertragreiche Böden auch ohne Chemie.
Von Reinhard Jörs
Lokalredakteur Darmstadt-Dieburg
Bienen und Ackerblumen sind für eine intakte Umwelt wichtig. Über das Thema „Biolandbau und Permakultur“ informieren nun Experten in Groß-Umstadt.
(Foto: Stadtverwaltung)
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GROSS-UMSTADT - Die Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand. Ein Spruch, der zwar seit Jahren, ja Jahrzehnten gilt. Nicht umsonst haben viele Höfe den Verdrängungswettbewerb nicht überlebt, sind andere hoch verschuldet. Doch nicht zuletzt in jüngerer Zeit immer weiter verschärfte Umweltauflagen treiben Landwirte aktuell zu Protesten auf die Straße, lassen sie grübeln, wie das alles weitergehen soll. Ein „Weiter so“ scheint schwer möglich. Neue Ansätze sind gefragt und stoßen vor allem bei jüngeren Betriebsnachfolgern auf wachsendes Interesse.
Vor diesem brisanten Hintergrund gibt’s nun eine Informationsveranstaltung in Groß-Umstadt, zu der die „Lokale Agenda 21“ einlädt. Thema: „Biolandbau und Permakultur“. Namhafte Referenten wollen zeigen, wie sie auf eine naturverträgliche Wirtschaftsweise umgestellt haben, dass es ökologisch und wirtschaftlich funktioniert. Und wie bei all dem der Nährboden erhalten bleibt, der auch weiteren Generationen gesunde Lebensmittel und ertragreiche Böden beschert.
Menschen für Projekt gesucht
Am Mittwoch, 13. November, werden ab 19 Uhr im Pfälzer Schloss, Pfälzer Gasse 16, Bio-Bauer und Öko-Funktionär Felix Prinz zu Löwenstein (Habitzheim), vier Umstädter bäuerliche Betriebe und Burkhardt Klose aus Michelstadt darlegen, warum eine naturbezogene Kreislaufwirtschaft wichtig ist und wie sie gelingt. Abschließend werden Fragen und Anregungen angenommen und vielleicht finden sich auch Menschen, die ein Projekt „Permakultur“ in Groß-Umstadt starten möchten.
Felix Löwenstein hatte in Groß-Umstadt schon vor vier Jahren aus seinem Buch gelesen: „Es ist genug da. Für alle. Wenn wir den Hunger bekämpfen, nicht die Natur.“ Seit 1992 wird das Hofgut biologisch bewirtschaftet, das seit mehr als 500 Jahren in Familienbesitz ist. Eine seiner Kernthesen lautet: „Wir können die knapp gewordenen Ressourcen – Energie, Wasser, Land, Urwälder – nicht jetzt in einem letzten großen Feuerwerk verpulvern und den kommenden Generationen unlösbare Probleme hinterlassen.“
Vier Umstädter Betriebe stellen sich vor
Nach seinem Impulsvortrag stellen sich vier Umstädter Betriebe vor: Annette Däschner, Holger Schütz, Bernd Hax und für die Solidarische Landwirtschaft Christian Meier. Sie alle haben ihre Wirtschaftsweise umgestellt und zeigen, dass Geld verdienen nicht auf Kosten der Natur gehen muss. Für Groß-Umstadt arbeiten sie mit im derzeit laufenden Projekt des Landes Hessen „Ökolandbau Modellregion Süd“.
Burkhardt Klose ist Forstbeamter bei Hessen-Forst und betreut seit 15 Jahren das Kommunal-/Privatwaldrevier Michelstadt. Seine Kernbotschaft: „Den Humusaufbau in landwirtschaftlichen Böden sehe ich als Dreh- und Angelpunkt für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Die Permakultur gibt uns dazu das geeignete System.“ Im eigenen Garten baut er Gemüse nach Permakulturkriterien an, liebt es, große Komposthaufen für verschiedene Zwecke anzulegen. Seine Vision ist ein Wandel in der Bodenbewirtschaftung für mehr Humusaufbau und Fruchtbarkeit.