Die Bücherschrankpaten Janika Rittau (links) und Andrea Meixner freuen sich über den ersten Bücherschrank. Foto: Stefanie Steinert
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NIEDERNHAUSEN - Das knallrot angemalte Holzhäuschen am Linnebenkplatz nahe der Bushaltestelle „Linde“ wirkt auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Schwedenhäuschen und Londoner Telefonzelle. Doch an der Seitenwand ist in weißen Lettern „Bücherschrank“ zu lesen, sodass man rasch die wahre Funktion erkennen kann. Wie in vielen Nachbargemeinden auch können sich nun Fischbachtaler Bürger aus einem offenen Bücherschrank kostenlos mit neuem Lesestoff eindecken. An Gründonnerstag wurde das Projekt im Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters Georg Schuchmann – Bürgermeister Wilfried Speckhardt war erkrankt – mit einer kleinen Feierstunde in Betrieb genommen.
Die Idee dazu hatte im vergangenen Sommer die junge Niedernhäuserin Janika Rittau, die das Projekt gemeinsam mit Andrea Meixner ehrenamtlich betreuen wird. Petra Messerschmidt, Vorsitzende der örtlichen SPD, erreichte vergangenen Herbst einen einstimmigen Parlamentsbeschluss für die Sache und holte sich Rat bei Steffi Stuckert, die sich in Ueberau um den dortigen Bücherschrank kümmert. Der Zufall wollte es, dass die Stadt Reinheim gerade alle alten Bücherschränke austauschte. So schenkten die Ueberauer den Fischbachtalern „ihre“ Telefonzelle, die ihnen seit 2013 als Büchertauschplatz gedient und zuvor 15 Jahre lang auf dem Dachboden eines Ueberauer Schlossers auf ihre neue Bestimmung gewartet hatte. Ursprünglich stand sie in der ehemaligen Poststelle Ueberau.
Das rote Häuschen stammt aus Ueberau
Dass sie nun frisch aufgemöbelt – mit betoniertem Fundament, Regenrinne und durch Solarzellen erzeugtem Strom für die Beleuchtung – gut sichtbar an der Darmstädter Straße steht, ist dem gemeinschaftlichen Engagement zahlreicher Fischbachtaler zu verdanken. „Wenn man vernetzt ist und in der Gemeinschaft etwas tut, kann man auch etwas erreichen“ erklärte bei der Eröffnungsfeier zufrieden der Gemeindevertreter Michael Kierstein, der den Bücherschrank gemeinsam mit handwerklich begabten Bürgern und einigen Helfern vom Bauhof instandgesetzt hat.
Das Prinzip des stets geöffneten Bücherschranks ist einfach: Jeder kann Bücher ausleihen, mit nach Hause nehmen, behalten, weitergeben oder wieder zurückbringen oder eigene Bücher zur Verfügung stellen. In handgezimmerten Regalen unterschiedlicher Höhe stehen aktuelle Krimis neben Romanklassikern und Kinderbüchern. Weiter unten finden sich Bildbände und sogar englischsprachige Literatur. Schade, dass gleich nach Aufstellung des Schranks eine Scheibe eingeworfen wurde. Meixner und Rittau bitten alle Bürger, die Augen offen zu halten, damit so etwas nicht noch einmal passiert und der Bücherschrank, neben der Bücherei der evangelischen Kirche, erfolgreich einen Beitrag zur Lesekultur in Fischbachtal leisten kann.