Über eine Verlängerung der Straßenbahn in Richtung Westen wird in Griesheim schon seit bald zwanzig Jahren immer wieder nachgedacht. Jetzt liegt eine Machbarkeitsstudie von Heag-Mobilo auf dem Tisch.
Von Peter Keller
Lokalredakteur Darmstadt-Dieburg
Die Straßenbahnlinie 9 könnte bald bis vor das Westtor von Griesheim fahren. Eine Machbarkeitsstudie zeigt Wege auf, wie das Vorhaben umgesetzt werden könnte - und was es kostet. Archivoto: Jürgen Buxmann
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GRIESHEIM - Über eine Verlängerung der Straßenbahn in Richtung Westen wird in Griesheim schon seit bald zwanzig Jahren immer wieder nachgedacht. Es gab Zeiten, da schwirrte sogar die Idee durch die Köpfe, eine Trasse bis nach Wolfskehlen (Riedstadt) zu bauen. Doch die Höhe der Kosten schreckte dann doch ab und beendete die Überlegungen.
Jetzt liegt eine Machbarkeitsstudie von Heag-Mobilo auf dem Tisch. Diese hatte sich die Stadt Griesheim gewünscht. Heag-Mobilo setzte die Forderung prompt um. Untersucht wird eine Verlängerung der Strecke von der Haltestelle Platz Bar-le-Duc bis vor die westlichen Tore Griesheims. Dadurch könnte das neue Baugebiet Südwest an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden.
Vier Varianten stellte Kadir Dumaz von Heag-Mobilo im Stadtplanungs- und Bauausschuss des Parlamentes vor. Drei führen rund 800 Meter weit bis in Höhe des Verkehrsknotens B 26/L 3303, wo eine Park-and-ride-Anlage mit mindestens 60 Pkw-Stellplätzen für Nutzer aus dem Ried geschaffen werden könnte. Die vierte Variante führt über 1500 Meter, schwenkt parallel zum Westring in Richtung Süden und endet mit einer Wendeschleife im Bereich des Flechsgrabens. Der große Vorteil dabei: Das Neubaugebiet West wird komplett erschlossen. "Die Machbarkeitsstudie soll Ansätze geben, wo sich Probleme auftun könnten", erläuterte der Verkehrsplaner. Zudem gebe sie Auskunft über die Kostenentwicklung. Diese bewegen sich je nach Variante zwischen 14,7 Millionen und 21,3 Millionen Euro (netto). Das Projekt könne jedoch durch Landesmittel gemäß dem Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetz gefördert werden. Nach einer Grobschätzung eines Fachbüros könnte Griesheim mit einer Fördersumme von 11,47 Millionen Euro rechnen. Von der Stadt müssten in diesem Fall 9,82 Millionen Euro aufgebracht werden. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten.
"Straßenbahnen genießen höhere Akzeptanz als Buslinien. Das ist eine ganz andere Lebensqualität", versicherte Kadir Dumaz und zeichnete eine zeitliche Perspektive in den Raum. "Wenn wir am Ball bleiben, könnte man frühestens im Jahr 2026 mit der Straßenbahn bis zum Westring fahren", sagte er. An den Knotenpunkt B 26/L 3033 könnte das im 15-Minuten-Takt geschehen. Bis zum Flechsgraben würde die Linie 9 allerdings nur alle halbe Stunde rollen.
Noch ist aber lange keine Entscheidung gefallen, ob der kostenträchtige Weg tatsächlich beschritten wird. Mit der Vorstellung der Machbarkeitsstudie ist erst einmal eine belastbare Grundlage vorgelegt worden, auf deren Basis sich das Griesheimer Stadtparlament mit dem Thema beschäftigen kann. Dabei sind viele Details zu beachten.
So würde bei der Variante A die Straßenbahn nur eingleisig auf einem eigenen Bahnkörper durch die Hinter- und Schulgasse fahren und den stark befahrenen Knotenpunkt am Westring überqueren. Ein Erwerb von Grundstücken in der Hintergasse sowie für die Wendeschleife würde die Kosten auf 14,7 Millionen Euro in die Höhe treiben. Notwendig würde der Abriss von Gebäuden im Bereich Hintergasse 1a bis 5.
Bei der Variante B verläuft die Trasse zweigleisig gemeinsam mit dem Kfz-Verkehr durch die Hinter- und Schulgasse. Die neue Endhaltestelle liegt jedoch auf der Süd-Ost-Seite des Knotenpunktes B 26/L 3303. Dazu muss die Straßenbahn die Schulgasse queren. Die Streckenlänge verkürzt sich auf 700 Meter (eine zusätzlichen Streckenhaltestelle). Die Kosten liegen bei 13,2 Millionen Euro. Private Grundstücke für Wendeschleife und P+R-Anlage sind notwendig.
Die Variante C sieht eine Streckenführung wie die Variante A vor, allerdings zweigleisig. Die Endhaltestelle liegt nordwestlich des Knotenpunktes, der gequert werden muss. Die Streckenlänge beträgt 800 Meter (zwei Streckenhaltestellen). Erwerb von privaten Grundstücken für die Wendeschleife ist nötig. Die Gesamtkosten betragen 16,8 Millionen Euro.
Zweigleisig verläuft die Trasse auch bei der Variante D durch Hinter- und Schulgasse. Analog zu Variante B muss die Straßenbahn die Schulgasse queren. Es sind zwei Streckenhaltestellen vorgesehen. Die Strecke ist 1,5 Kilometer lang und verläuft östlich des Westrings. Auch hier sind Grundstücksankäufe nötig, unter anderem für die Wendeschleife am Flechsgraben samt Überholgleis. Die Gesamtkosten betragen 21,3 Millionen Euro. Trotz der großen Summe handelt es sich laut Heag-Mobilo bezogen auf den Meterpreis um die geringsten Gesamtkosten, versicherte Kadir Dumaz.