Ein neues Wohnquartier mit bis zu 300 Wohneinheiten soll auf dem Gelände des ehemaligen August-Euler-Flugplatzes entstehen. Die Stadt Griesheim will das 13 Hektar große Gelände kaufen. Foto: Stadtverwaltung
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GRIESHEIM - „Eine Riesenchance, ein richtiges Wohnquartier am Stück zu bauen“, stellen die Konversionsflächen am ehemaligen August-Euler-Flugplatz in Griesheim aus Sicht von Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl (CDU) dar. Auf was dabei zu achten ist, das erklärte jetzt der Architekt und Stadtplaner Professor Stefan Werrer in einem gut besuchten Vortrag im Rathaussitzungssaal. Der Experte berät Griesheim seit rund einem Jahr bei dem Prozess in städteplanerischer Hinsicht.
Seit 2015 befassen sich die Gremien der Stadt mit dem Vorhaben. Wenn alles nach Plan läuft, soll in diesem Jahr das rund 13 Hektar große Areal im Südosten Griesheims von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gekauft werden. Dann kann es losgehen mit dem „Leuchtturmprojekt“, als welches es vom Bürgermeister bezeichnet wurde.
Quartier braucht eigene Infrastruktur
Werrer, der seit 2016 an der Fachhochschule Aachen als Professor für Städtebau und nachhaltige Quartierentwicklung lehrt und forscht, gab den rund 80 Zuhörern ein einstündiges Proseminar, „was in der Welt der nachhaltigen Stadtquartiere passiert“. Er erläuterte dabei, dass von einem Quartier erst gesprochen werden kann, wenn es mindestens über zwei Hektar Fläche verfügt sowie zwei Baufelder und eine Mischnutzung vorweist. Letztlich sei ein Quartier ein Stück Stadt oder Viertel mit eigener Infrastruktur, das sich in ein größeres Ganzes einfügt.
Beim Entwicklungsprozess eines neuen Quartiers spielt die Nachhaltigkeit eine bedeutende Rolle. Darunter sei zu verstehen, dass den Bedürfnissen der heutigen Generation entsprochen wird, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen. Dies sei nicht selbstverständlich. „Wir verhalten uns heute so, als hätten wir drei Erden“, sagte Werrer.
Nach dem Leitbild der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) sind weitere Kriterien für ein gelungenes Quartier die Berücksichtigung des Stadtklimas. Dies betrifft die Temperatursenkung durch Grünflächen, die auch für Freiräume sorgt: „Je enger wir zusammenleben, umso wichtiger ist es, dass wir uns frei bewegen können.“
In diesem Zusammenhang kommt auch dem Thema Mobiliät große Bedeutung zu. „Wir wollen Mobilität, aber keinen Verkehr“, so Werrer. Inzwischen sei der Freizeitverkehr größer, als der Berufsverkehr. Eine Nutzungsänderung sei nötig. Hier gelte es, den „Spaßfaktor“ mit einzubeziehen. „Nur mit Vernunft wird die Mobilitätswende nicht gelingen.“
Werrer wies auf die Verantwortung der Kommunen hin, die Entwicklungsprozesse über viele Jahre zu steuern und weiterzuentwickeln – „im Sinne von Gemeinwohl“ und Identität. Dies gelte es, im Dialog mit den Menschen umzusetzen. Ziel sei es, „ein Optimum an Kompromiss zu schaffen“.