Der Angeklagte im Fall der im Münsterer Wald aufgefundenen Frauenleiche gesteht vor dem Darmstädter Landgericht die Tat. Seine Ehefrau ist nun entlastet. Er hatte sie zunächst überraschend der Tat bezichtigt.
Von Marc Wickel
Der 52 Jahre alte Angeklagte aus Breuberg hat nach allerlei Finten am zehnten Prozesstag die Tat eingeräumt und damit seine zuvor fälschlicherweise beschuldigte Ehefrau entlastet.
(Foto: Marc Wickel)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT/MÜNSTER - Eine erneute Wendung gab es am Mittwoch im Prozess um die Leiche, die am 1. September 2017 im Münsterer Wald entdeckt wurde. Hatte der Angeklagte am vorletzten Verhandlungstag noch behauptet, seine Ehefrau habe seine Frankfurter Geliebte umgebracht, ließ er am zehnten Verhandlungstag über seine Anwälte „Ich möchte für meine Tat gerade stehen“ erklären.
„Ich möchte erklären, dass die Anschuldigungen gegen meine Ehefrau nicht zutreffend sind“, las Verteidiger Davut Yildiz aus der Erklärung des 52 Jahre alten, türkischstämmigen Breubergs vor. Vor zwei Wochen hatte er behauptet, seine 46 Jahre alte Frau habe die ebenfalls türkischstämmige, 47 Jahre alte Frankfurterin, nachts gegen 23 Uhr in Breuberg, mit einem Medikament in einem Kaffee betäubt und dann umgebracht. Details, wie die Frankfurterin getötet worden sei, hatte er nicht genannt.
„Ich wollte es mir nicht eingestehen, dass ich die Tat begangen habe“, erklärte der Angeklagte, seine beiden Einlassungen, die ihn entlasten sollten. Am ersten Verhandlungstag hatte er eine Erklärung abgegeben, dass er zwar mit der Frau am 20. August 2017 einen längeren Ausflug gemacht, sie aber dann wieder zuhause abgesetzt habe. Die Aussage wirkte an die Ermittlungen angepasst, da es Handydaten zu seiner Position und der der Frankfurterin gibt. Jedenfalls bis zum Nachmittag, da waren sein Mobiltelefon und das der Getöteten nahezu gleichzeitig ausgeschaltet worden. Handydaten, die eine nächtliche Fahrt nach Breuberg hätten bestätigen oder widerlegen können, gab es daher nicht.
Jetzt sagte der Angeklagte, dass er die Frau am Sonntag abgeholt habe, ziellos mit ihr durch die Gegend gefahren sei und über die Beziehung geredet habe. Denn er glaubte, dass seine Freundin noch anderer Männer habe. „Ich stellte sie zur Rede und verlangte von ihr die Wahrheit zu sagen“, erklärte der Angeklagte. Er wollte ihr nicht glauben, dass sie ihn liebe auch wenn sie es ihm auf Videos und in WhatsApp-Nachrichten mehrfach versichert hatte. Er glaube, dass sie noch andere Männer habe und hatte ihre Wohnung beobachtet.
Laut dem Angeklagten habe sich die Frau nicht mehr auf eine Beziehung mit ihm festlegen wollen. Da habe er sich gekränkt gefühlt, sagte der Angeklagte, der mit seiner Ehefrau fünf Kinder im Alter zwischen neun und 25 Jahren hat.
Die Tötung, die laut Staatsanwaltschaft ein Totschlag aus Eifersucht war, stellt der Angeklagte als spontane Tat dar. „Plötzlich habe ich meine Hände um ihren Hals gelegt und zugedrückt“, gestand der 52-Jährige. Nachdem er die Tote in einem Naturschutzgebiet bei Münster abgelegt hatte, war er nach Frankreich gefahren, wo ihn die Polizei mit Hilfe der Ehefrau orten konnte. „Ich wollte ans Meer und mir das Leben nehmen“, erklärte er. „Es tut mir alles sehr leid.“
Zuvor hatte am Mittwoch die Ehefrau des Angeklagten kurz ausgesagt. Da sie auf freiem Fuß war, konnte man folgern, dass die Ermittler dem Angeklagten nicht geglaubt haben. Die Ehefrau verwies auf ihre Aussagen bei der Polizei und verzichtete auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Die Vernehmungsbeamtin schilderte daraufhin, dass die Ehefrau sprachlos auf die Vorwürfe ihres Mannes reagiert habe. „Eine Lüge nach der anderen“, habe sie gesagt, schilderte die Ermittlungsführerin. Die Ehefrau habe vermutet, dass ihr Mann verärgert sei, weil sie bis zu seiner Festnahme in Colmar am 1. September 2017 mit der Polizei kooperiert habe. Die Telefone der Ehefrau waren zudem nach der belasteten Aussage des Angeklagten überwacht worden. Aber auch in diesen Gesprächen habe sich kein Tatverdacht ergeben, sagte die Polizistin.