Prozess in Darmstadt um mutmaßliches Killer-Paar wegen Halluzinationen vertagt
Der Prozess um ein mutmaßliches Killer-Paar in Darmstadt ist am Freitag nach vier Stunden wegen des Gesundheitszustands des Angeklagten vertagt worden. Der 28-Jährige gab an, Halluzinationen zu haben, Stimmen zu hören und der Verhandlung nur noch schlecht folgen zu können. Zuvor hatten ein Polizist, eine Ärztin und ein Mithäftling als Zeugen im Fall der getöteten Dieburger Rentnerin ausgesagt.
Von Marc Wickel
Auftakt zum Mordprozess am Landgericht Darmstadt gegen die beiden Angeklagten, die eine Rentnerin in Dieburg ermordet haben sollen. Archivfoto: Guido Schiek
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DARMSTADT/DIEBURG - "Hinter der Wohnungstür waren verstärkt Blutstropfen", schilderte der Polizeibeamte seine ersten Eindrücke, als er am 25. März 2017 in die Dieburger Wohnung kam, von der aus ein Notruf abgesetzt worden war. In der Wohnung fand er dann das 81 Jahre alte Opfer in einer Blutlache.
Der Polizist war einer der Zeugen, die am Freitag ins Darmstädter Landgericht geladen waren. Dort wurde der Mordprozess gegen einen 28 Jahre alten Mann und seine 38 Jahre alte frühere Freundin fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar vor, eine Rentnerin in Dieburg aus Mordlust und Geldgier mit elf Messerstichen getötet zu haben. Laut Anklage soll das Paar durch die Krimi-Dokumentation "Killer-Paare" inspiriert worden sein, Serienkiller zu werden.
Der Beschuldigte, der zurzeit in der forensischen Psychiatrie in Haina untergebracht ist, hat die Tat bei Vernehmungen eingeräumt und später auch seine damalige Freundin beschuldigt. Die Angeklagte, die in Untersuchungshaft sitzt, schweigt zur Sache. Laut ihrem Verteidiger gibt es keine Beweise, dass sie beteiligt war.
ADHS, Alkoholabhängigkeit und eine Depression diagnostiziert
Der Polizeibeamte im Zeugenstand schilderte, dass er und ein Kollege die Rentnerin aus der Blutlache herauslegten und dann Schnittverletzungen am Hals entdeckten. "Der Telefonhörer war noch verwickelt in ihrer Hand." Die Getötete hatte mit letzter Kraft mit der Polizei telefoniert. Im Blut vor der Leiche habe man auch eine Schmuckkette gefunden, so der Polizist. "Die hat von der Machart her aber nicht zu der Frau gepasst."
Barbara Jost, leitende Oberärztin im Zentrum für seelische Gesundheit in Groß-Umstadt, hatte die Angeklagten behandelt. Allerdings entband sie nur die Angeklagte von der ärztlichen Schweigepflicht. Man habe bei ihr ADHS, Alkoholabhängigkeit und eine Depression festgestellt, sagte die Ärztin. Dann hätten sich der Beschuldigte und die Angeklagte näher kennengelernt. "Die Angeklagte gehörte für mich zu den Patienten, von denen ich denke, die kommen schnell wieder auf die Füße", erklärte die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. "Vor diesem Hintergrund hatte mich diese Partnerwahl überrascht."
Ein 50 Jahre alter Mann, der 2017 mit dem Beschuldigten zusammen in der JVA Weiterstadt einsaß, sagte ebenfalls aus. "Er hat mir erzählt, dass er mit seiner Freundin die Frau getötet hat", so der Zeuge, der aber auch Gedächtnislücken infolge einer Operation mit Vollnarkose einräumte.
Prozess wird am 13. Februar fortgesetzt
Der Beschuldigte habe seine Freundin aus der Sache raushalten wollen, damit sie ihn von außen in der Haft unterstützen könne. "Er hat erzählt, dass er Serienmörder werden wollte", schilderte der Zeuge. Beide seien von der TV-Reihe "Killer-Paare" beeindruckt gewesen. Er schaue die Serie jetzt auch, erzählte der Zeuge vor Gericht.
Kurz nach 12 Uhr drohte Verteidiger Daniel Gönnheimer einen Befangenheitsantrag an. Der Vorsitzende Richter Volker Wagner hatte auf einen Fragewunsch jovial "wenn sie sich unbeliebt machen wollen" geantwortet. Nach zehn Minuten Unterbrechung verzichtete der Anwalt auf Wunsch seiner Mandantin auf den Antrag.
Nach vier Stunden Verhandlung erklärte der Beschuldigte, dass er der Verhandlung wegen akustischer Halluzination nicht mehr folgen könne. Richter Wagner beendete daraufhin den Verhandlungstag.
Der Prozess wird am Dienstag, 13. Februar, fortgesetzt.