In Langstadt und Altheim schaute Europastaatssekretär Mark Weinmeister persönlich nach, wo die Leader-Förderung hingeht. Und erfuhr dabei auch von den Problemen, an sie heranzukommen.
Von Melanie Schweinfurth
Im Langstädter Bahnhof erfährt Europastaatssekretär Mark Weinmeister (Mitte) von Martin Münch und Klaus Schüler aus dem Vorstand des Vereins Netzwerk Bahnhof Langstadt von den Problemen, an die Leader-Förderung heranzukommen.
(Foto: Melanie Schweinfurth)
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LANGSTADT - Auf seiner Reise durch die Förderregionen des Programms „Leader“ machte Europastaatssekretär Mark Weinmeister nun auch in Langstadt und Altheim Halt, um sich über bereits umgesetzte sowie geplante Förderprojekte zu informieren.
Tobias Metzler, der in sechster Generation das Landgasthaus Bretzel in Langstadt betreibt, sah sich vor der Aufgabe, den Familienbetrieb zu erhalten und dem Sterben der Landgasthäuser entgegenzuwirken, wie er beim Besuch Weinmeisters berichtete. Zugleich sei klar gewesen, dass eine bauliche und konzeptionelle Umgestaltung unumgänglich sei. Man müsse Anpassungen behutsam vornehmen, sagte er. Den Umbau des denkmalgeschützten Traditionsgasthauses förderte Leader mit 25 000 Euro.
Von den fünf Handlungsfeldern, aus denen Projekte gefördert werden, bildet das Feld „Leben und Versorgung in den Ortskernen“ einen Schwerpunkt. Zwischen den weiteren Handlungsfeldern „Mobilität und Arbeit“ sowie „Förderung des gesellschaftlichen Miteinanders“ und „Welterbe, Tourismus und Natur“ gibt es Schnittmengen. So ist der Ausbau des Hofguts in Habitzheim zu einem Gesundheitszentrum mit 16 Praxen bedeutend für die Gesundheitsversorgung wie für den Bereich Arbeit. Die Maßnahme wurde mit 45 000 Euro Leader-Mitteln gefördert.
14 KOMMUNEN IM LANDKREIS
Vom Land über den Bund bis zur Europäischen Union gibt es zahlreiche Fördermöglichkeiten, die Kommunen und Regionen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das bedeutendste auf europäischer Ebene ist das Programm zur Förderung der ländlichen Entwicklung, kurz Leader.
24 Leader-Fördergebiete gibt es in Hessen. Eine von ihnen umfasst 14 Kommunen im östlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Für die Beratung der regionalen Akteure und die Vergabe der Fördermittel ist das Regionalmanagement des Landkreises für den ländlichen Raum zuständig. 2018 bewilligte das Regionalmanagement Projekte mit einem Fördervolumen von 663 000 Euro. Projekte mit einem Volumen von etwa 350 000 Euro sind in der Bearbeitung. (scm)
Auch das „Wohnprojekt Holzapfel“ in der Groß-Umstädter Kernstadt, das ebenfalls 45 000 Euro erhielt, berührt die Handlungsfelder Leben, Mobilität und Miteinander. „Wir möchten mehr Urbanität aufs Land bringen, ohne die ländliche Region zu verleugnen“, sagte Dorte Meyer-Marquart vom Regionalmanagement. In diesem Spannungsfeld aus Infrastrukturverbesserung und Modernisierung auf der einen, Erhaltung der dörflichen Strukturen auf der anderen Seite bewegen sich viele Projekte.
Nur wenige hundert Meter vom Landgasthaus Bretzel entfernt erfuhr der Europastaatssekretär von den Hürden, die mitunter die Umsetzung innovativer Ideen erschweren. Das Bahnhofsgebäude in Langstadt harrt seit Jahren der Sanierung. 2011 hat ein Bauunternehmer aus Groß-Umstadt das Gebäude gekauft, drei Jahre später gründete sich ein Trägerverein, der Teile für Kultur und Bildungsangebote nutzen möchte. Mindestens ein halbe Million Euro werde die Sanierung kosten, sagte Klaus Schüller vom Vereinsvorstand. Ein Förderantrag ist gestellt und findet das Wohlwollen des Regionalmanagements. „Doch nur maximal die Hälfte der Kosten wird gefördert. Der Verein ist nicht in der Lage, den finanziellen Eigenanteil zu leisten.“
Eine gemeinnützige GmbH, wie sie derzeit in der Überlegung ist, könne wiederum keinen Förderantrag stellen, sagte Meyer-Marquart. Die bürokratischen Hürden konnte Weinmeister bei seinem Besuch nicht beseitigen. „Aber es ist hilfreich, von den Problemen vor Ort zu erfahren, um die Leader-Förderung zu optimieren.“