Feucht und trotzdem fröhlich: Umzug in Babenhausen
Mit seinem Gaudiwurm feiert die Stadt einen Höhepunkt und zugleich das Ende der närrischen Zeit. Die letzte Zugnummer, die 52., ist die städtische Kehrmaschine.
Von Klaus Holdefehr
Bunt gegen Grau: Die Fußgruppe „Querbeet“ aus Babenhausen.
(Foto: Klaus Holdefehr)
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BABENHAUSEN - Die Diskussionen über Wetter hielten sich in Grenzen: Anders als am Rosenmontag an anderen Orten und anders als vor ein paar Jahren fegte an diesem Faschingsdienstag kein Orkan über Babenhausen. Das Wetter war freilich trotzdem durchwachsen, und das hat sicher dazu beigetragen, dass sich der Gaudiwurm pünktlich in Bewegung setzte und unterwegs auch nicht allzu viele Pausen eingelegt wurden.
Diesmal ganz groß in Mode: das transparente Regencape, Plastiksäcke und Planen. Schließlich sollten die tollen Kostüme ja sichtbar bleiben und das Saxofon nicht zum Aquarium werden. Der anfängliche Regen ließ später nach und verebbte schließlich fast vollständig.
Ob geballte Narretei Einfluss aufs Mikroklima hat? Im Lauf des Nachmittags zeigten sich am Himmel über Babenhausen (und über Dieburg, wo ja zeitgleich umgezogen wurde) blaue Flecken im himmlischen Grau, und gelegentlich blinzelte daraus sogar die Sonne hervor.
52 NUMMERN
Es war der 64. Babenhäuser Fastnachtszug, mit 52 Nummern – aber in diesem Jahr mit nur rund 1500 Besuchern, so die Schätzung der Polizei. (aus)
Diesmal völlig unpolitisch
Diesmal war’s völlig unpolitisch – so als hätten es die Narren mittlerweile aufgegeben, die manchmal doch so närrische Politik in der Stadt weiter zu glossieren. Eine Spitzenleistung war neu: Dort, direkt hinter dem Zugmarschall Helmut Fendt, marschierte nämlich nicht wie gewohnt „The Sound of Frankfurt“, sondern die Feuerwehrkapelle aus Habitzheim. Zurück zu regionalen Wurzeln.
Freude, feiern, Spaß – das war durchweg die Leitlinie, fast ein wenig trotzig dem Aprilwetter entgegengestemmt. So zeigten sich schon die Reiter und ihr Fußvolk, die sich dem Flamenco verschrieben hatten. Und so weiter: Die Rothermels entführten nach Indien, die Pumuckl von SG Rot-Weiß ins Land der Fantasie, und tierisch kamen die Papageien der wundervollen Babenhäuser Formation AktepTanz daher.
Die Freiwillige Feuerwehr ließ die Traurigkeit zuhaus – und die Sau raus. Und immer ein Garant der guten Laune sind die Marschmellows, närrische Entwicklungshelfer aus Aschaffenburg. Einzelne Privatgruppen waren auch mit von der Partie, aber längst nicht so viele wie in Dieburg, wo sie ja sozusagen das Grundprinzip des dortigen Umzugs ausmachen.
Neben den Marschmellows kamen noch andere närrische Gäste aus Aschaffenburg, Prinzenpaar eingeschlossen. Aus Seligenstadt kam eine Sambatruppe, die Löcher in das Grau des Himmels trommelte. Und Nieder-Roden hatte Square Dancers nach Babenhausen geschickt. Ansonsten war das Allermeiste hausgemacht.
Einen großen Block samt geisterhaftem Elferratsschiff stellte der SKV aus Sickenhofen, Langstadt war mit TSV und ebenfalls seinem Elferrat vertreten, der CVB Babenhausen bot seine mittlere und die Prinzengarde auf und auch noch einige Proseccomädchen, die dem Wagen mit den Babenhäuser Tollitäten Marie I. und Christoph I. Geleit gaben.
Und das war das Ende – fast. In Babenhausen folgt die städtische Kehrmaschine dem Zug sozusagen auf dem Fuße, und wird als eigene Nummer gerechnet, diesmal die 52. Das ist von hoher Symbolkraft, denn damit beginnt der Kehraus am Ende der närrischen Zeit.