Plattgemacht: Im Babenhäuser Stadtteil Hergershausen ist die Schießanlage des Schützenvereins abgerissen worden, um einer neuen Einrichtung Platz zu machen, deren Kosten sich auf mehr alseine halbe Million Euro belaufen. Foto: Michael Prasch
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HERGERSHAUSEN - Der Hergershäuser Schützenverein wagt sich an eine große und teure Aufgabe – und das nicht undingt freiwillig. „Wir müssen einen neuen Schießstand bauen. Daran führt kein Weg vorbei“, sagt Klaus-Dieter Spaniol, der den rund 130 Mitglieder zählenden Verein im Babenhäuser Stadtteil mit einer kurzen Unterbrechung seit 1980 als Vorsitzender leitet.
Die Kosten für den Neubau sind mit rund 560 000 Euro veranschlagt. „Das ist für uns stemmbar. Wir haben gespart, müssen selbstverständlich auch einen Kredit aufnehmen, aber wir bekommen auch Zuschüsse vom Land und vom Landkreis“, ist Spaniol zuversichtlich, der als Montage-Inspektor wochentags fernab seines Heimatorts in einem Atomkraftwerk in Süddeutschland tätig ist.
In Hergershausen ist das sportliche Schießen ohnehin derzeit nicht mehr möglich. Die seitherige Schießanlage östlich des Sportplatzes der „Kickers“ ist in den vergangenen Wochen abgerissen worden. Auf einer Fläche von etwa 800 Quadratmetern wird noch in diesem Jahr eine neue Anlage errichtet, auf der auf einer Distanz von 50 Metern mit Luftgewehr, sowie Klein- und Großkaliber geübt und in Wettbewerbe gegangen werden kann.
BRAND ZERSTÖRT VOR 20 JAHREN ALLES
1998 traf die Hergershäuser Schützen ein Schicksalsschlag. Vor 20 Jahren vernichtete ein Brand alles, was sich der Verein aufgebaut hatte. Die Schützen ließen alles wieder erstellen. Jetzt lassen sie erneut eine neue Schießanlage bauen, um die gesetzlichen und behördlichen Auflagen und Vorschriften zu erfüllen. (bs)
Hessenmeister in den eigenen Reihen
„Wir haben sehr gute Schützen in unseren Reihen“, bemerkt Spaniol und erwähnt die häufige Teilnahme an hessischen und deutschen Meisterschaften. Erst vor Kurzem wurde der Sportschütze Ernst Stanzel Hessenmeister mit dem Kleinkalibergewehr auf 100 Meter.
Seit einigen Monaten müssen die etwa 40 aktiven Sportschützen des Vereins allerdings nach Dieburg ausweichen, wenn sie trainieren wollen. Sie genießen Gastrecht bei der Dieburger Schützengesellschaft, die ihren großen Schießstand an der Fohlenweide in der nördlichen Waldzone der Stadt hat – weitab von den Wohngebieten.
Schon im Herbst vergangenen Jahres hatten die Mitglieder des Hergershäuser Schützenvereins damit begonnen, die seitherige Schießanlage auszuräumen und zu entkernen. „Da kamen zig Container Material für den Abtransport zusammen“, erzählt Spaniol und bedankt sich für den Einsatz der Mitglieder und Freunde des Vereins bei der Selbsthilfe-Aktion. Den Abbruch des Gebäudes übernahm dann eine Firma. Und auch mit den Bauarbeiten ist ein Unternehmen beauftragt.
„In Selbsthilfe ist das nicht mehr zu schaffen“, meint der Vereinschef, der die Fertigstellung noch in diesem Jahr erhofft – vielleicht im Herbst. In drei Abschnitten soll die neue Schießanlage erstellt werden, die total eingehaust wird – auch mit einem sogenannten Kugelfang.
Der Schützenverein Hergershausen muss bauen lassen und damit investieren, weil die seitherige Schießanlage nicht den heute verschärften Auflagen entspricht. Das ist dem Verein schon seit einiger Zeit bekannt. Man suchte gut ein Jahrzehnt lang nach Abhilfe – letztlich vergeblich.
Spätestens als das Wohngebiet „An der alten Mühle“ mit etwa 150 Bauplätzen entstand, wurde es für die Schützen „ungemütlich“. „Wir ließen sogar Probebohrungen vornehmen und wollten die Anlage unter die Erde legen lassen“, berichtet Vorsitzender Spaniol. Aber in Hergershausen steht das Grundwasser ziemlich hoch. Die Pläne wurden verworfen. Schließlich entschied man sich für einen Neubau.
Der Hergershäuser Schützenverein – der 1957 gegründet wurde, als den Deutschen nach dem Krieg wieder der Schießsport erlaubt wurde – hat eine ziemlich aufregende Vereinsgeschichte hinter sich. Etwa zehn Jahre lang wurde in Sälen von örtlichen Gaststätten geschossen, die teils nicht mehr bestehen. Dann wurde eine alte Sanitätsbaracke aus Frankfurt-Höchst angekauft und auf den ehemaligen Dreschplatz am Ortsrand gestellt. Die Baracke wurde zum Schützenhaus; dieses wurde mehrfach erweitert und ergänzt – mit viel Eigenhilfe. Mitte der siebziger Jahre entstanden dann neue Schießstände.