Neuanfang in Alsbach-Hähnlein mit Gesellenprüfung und Heirat
Tekie Rezene Tekeste baut sich nach der Flucht aus Eritrea mit seiner Frau Semhar ein neues Leben in Alsbach-Hähnlein auf. Unterstützt werden sie vom Verein Aysl Alsbach-Hähnlein.
Von Claudia Stehle
Tekie Rezene Tekeste und seine Frau Semhar Gebremeskel haben eine Wohnung in Alsbach-Hähnlein gefunden und sich inzwischen gut integriert. Foto: Verein Asyl Alsbach-Hähnlein
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
ALSBACH-HÄHNLEIN - Ein besonderer Erfolg ist für die Mitarbeiter des Vereins Asyl Alsbach-Hähnlein die Geschichte von Tekie Rezene Tekeste, der 2015 aus Eritrea nach Deutschland geflohen ist, inzwischen erfolgreich eine Berufsausbildung abgeschlossen, einen festen Arbeitsplatz und dank der Familienzusammenführung mit seiner Frau Semhar Gebremeskel nun eine gemeinsame Wohnung in der Gemeinde gefunden hat.
"Tekeste floh wegen der besonders strengen Regelungen des eritreischen Regimes, was den sogenannten nationalen Dienst anlangt, zu dem junge Männer und Frauen eingezogen werden und der auf unbestimmte Zeit teilweise über Jahrzehnte läuft", berichtet Friede Gebhardt vom Verein Asyl. "Die jungen Menschen fliehen deswegen und wegen der Armut und Perspektivlosigkeit aus ihrem Land", ergänzt ihre Vereinskollegin Brigitte Stein-Kaucher.
Mit finanzieller Unterstützung seiner Familie, die dafür fast ihren gesamten Besitz verkauft hatte, flohen Tekeste und später auch seine Schwester aus der Heimat. Sein Fluchtweg ging von Eritrea über Äthiopien in den Sudan, nach Libyen und übers Mittelmeer nach Italien. Von der Erstaufnahme in Gießen kam er im November 2015 nach Alsbach in die Gemeinschaftsunterkunft in der Sandwiese.
"Anfangs war es ein bisschen schwierig, mit so vielen unterschiedlichen Kulturen klarzukommen", sagt Tekie Rezene Tekeste. Er hoffte, eine Ausbildung machen zu können und Arbeit zu finden. Mit viel Einsatz schaffte er den erfolgreichen Abschluss des Deutschkurses B1. Danach gab es erst einmal eine Pause, da er aufgrund seines Aufenthaltsstatus keine Erlaubnis hatte, zu arbeiten oder hier weitere Schritte für sein Leben zu unternehmen. "Die Monate in der Flüchtlingsunterkunft unter diesen Umständen waren recht stressig", sagt er. Doch 2016 änderte sich die Gesetzeslage und er erhielt die Anerkennung als Geflüchteter, eine Erleichterung und eine große Motivation nach einer Lehre Ausschau zu halten. 2017 erhielt er einen Ausbildungsplatz als Karosseriebauer bei der Firma Jeske in der Sandwiese.
Auch privat bahnte sich eine glückliche Entwicklung an, als er 2018 seinen Bruder in Äthiopien besuchte und dort seine Frau Semhar, eine ausgebildete Bauzeichnerin heiratete, die er noch von der Schule in Eritrea kannte. Sie war bereits 2017 aus ihrem Heimatland nach Äthiopien geflohen. "Wir hatten in all diesen Jahren die Verbindung miteinander gehalten", sagen beide.
Nun hat der junge Mann im Dezember die Gesellenprüfung zum Karosseriebauer als einer der fünf erfolgreichsten von elf Absolventen seines Jahrgangs bestanden und wurde ab Januar von seiner Ausbildungsfirma als fest angestellter Mitarbeiter übernommen. "Er bereichert unser Betriebsklima, hat Talent und ist ein echtes Vorzeigebeispiel für eine gelungene Integration", sagt sein Chef.
Gleichzeitig fand Tekie Tekeste, der sich selbst als Mitglied im Verein Asyl engagiert, eine Wohnung und seine Frau Semhar, die bislang als Geflüchtete weiter in Äthiopien lebte, konnte inzwischen mit einem Visum nach Deutschland einreisen und in die gemeinsame Wohnung ziehen. "Mein Leben fängt jetzt an", sagt diese.
Beide planen miteinander ihre weitere gemeinsame Zukunft hierzulande. So will Semhar als erstes schnell einen Deutschkurs absolvieren und dann entweder mit ihrem Mann Nachwuchs bekommen oder erst einmal ihre Bauzeichner-Ausbildung zu einem guten Ende führen, bevor sie ihre Familie gründen.