In Alsbach-Hähnlein formiert sich eine Bürgerinitiative
Kritik an zwei neuen Bebauungsplänen in den Ortsteilen wird von Naturschutzverbänden unterstützt. Die Ortsränder sollen nicht verschmelzen.
Von Claudia Stehle
Der in Hähnlein geplante Netto-Markt wird von Nabu und BUND kritisiert. Gebaut werden soll er westlich des Feuerwehrgerätehauses.
(Archivfoto: Karl-Heinz Bärtl)
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ALSBACH-HÄHNLEIN - Die Gemeindevertretung von Alsbach-Hähnlein hat die Aufstellung von zwei neuen Bebauungsplänen im Gemeindegebiet beschlossen. Dabei sollen einmal ein Einkaufsmarkt in der Quelllache zwischen Sandwiese und Hähnlein sowie zwischen dem Alsbacher Ortskern und Sandwiese das Wohngebiet Quartier 22 entstehen.
Zur Verhinderung dieser beiden Vorhaben wollen Umwelt- und Klimaschützer aus der Gemeinde ein Bürgerbegehren anstrengen, um durch einen Bürgerentscheid diese beiden Beschlüsse wieder rückgängig zu machen. In diese Debatte haben sich nun auch die Naturschutzverbände BUND und Nabu eingebracht, die mit ihrer Unterstützung eines Bürgerbegehrens erheblichen Schaden für Klima und Biodiversität verhindern wollen.
In einer gemeinsamen Erklärung machen die Naturschützer darauf aufmerksam, dass durch das geplante Quartier 22 Alsbach und Sandwiese komplett zusammenwachsen und der geplante künftige Supermarkt an der Quelllache die Lücke zwischen Sandwiese und Hähnlein fragmentiere.
„Ausreichend breite Lücken zwischen den Orten sind dagegen extrem wichtig, um Tieren die Wanderung zwischen den Lebensräumen zu ermöglichen“, heißt es in dieser gemeinsamen Erklärung. Mit den beiden Vorhaben würde die Ebene vom Rand des Odenwalds bis fast zur Autobahn A 67 durch einen komplett bebauten Bereich durchschnitten. Dadurch würden die biologisch besonders wertvollen Bereiche der Altneckarschlingen südlich und nördlich davon völlig voneinander getrennt.
Zudem seien die Lücken zwischen den bebauten Flächen wichtig für das örtliche Mikroklima, da sie für einen ungehinderten Luftaustausch sorgten und die Aufheizung durch die Bebauung verhinderten, heißt es weiter in der gemeinsamen Stellungnahme. Im Detail verweisen Nabu und BUND darauf, dass gerade in unmittelbarer Nähe des geplanten Supermarkts an der Quelllache wertvolle Biotope bestehen, die durch das Vorhaben beeinträchtigt würden. So gebe es derzeit hier Streuobstwiesen, Röhricht, ein Wäldchen mit Teich und Feuchtflächen am Landgraben. Hier seien auch Brutgebiete von Weißstorch und Turmfalken, sowie von Neuntöter und Grünspecht. Auch das stark bedrohte Rebhuhn und Blaukehlchen nutzten die benachbarten Flächen. „Viele dieser bedrohten Arten meiden die Nähe menschlicher Aktivitäten, daher werden diese Flächen durch das Bauvorhaben stark entwertet“, betonen BUND und Nabu in ihrer gemeinsamen Erklärung.
Sie verweisen zudem auf das wachsende Fahrzeugaufkommen durch den Einkaufsmarkt und dessen Auswirkungen auf das Klima. „Hier sollte Alsbach-Hähnlein, das sich für einstimmig für Klimakonzepte ausgesprochen hat, nach alternativen Lösungen suchen und die Anwohner in die Entscheidung für eine klima- und umweltfreundliche Lösung einbeziehen“, lautet die Empfehlung in der vorliegenden Stellungnahme der beiden Verbände. Sie verweisen darauf, dass die beiden Gebiete im Raumordnungs- und Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen sind. Für den angestrebten Bürgerentscheid sind 780 gültige Unterschriften erforderlich.
Bürgermeister Sebastian Bubenzer sieht diese Ankündigung mit Gelassenheit. „Beim Quartier 22 handelt es sich um eine Bebauung, bei der bezahlbarer Wohnraum entsteht, bei dem der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielen wird mit Dach- und Fassadenbegrünung und leicht erreichbaren Anschlüssen an den ÖPNV“, erläutert er. Auch beim geplanten Einkaufsmarkt werde nur eine Fläche von 1900 Quadratmeter neu benötigt und im Übrigen auf bereits versiegelte Fläche zurückgegriffen.