Neujahrsempfang in Zwingenberg: Rassistische und antifranzösische Äußerungen von AfD-Politiker Glaser
Mit rassistischen und antifranzösischen Äußerungen hat der AfD-Bundestagsabgeordnete Albrecht Glaser bei einem Neujahrsempfang seiner Partei in Südhessen für Aufsehen gesorgt.
Von Bernd Sterzelmaier und Jens Kleindienst
Der Afd-Kreissprecher für den Kreis Bergstraße Rolf Kahnt (l.) mit dem Gastredner des Neujahrsempfangs, AfD-Bundestagsabgeordnete Albrecht Glaser. Foto: Karl-Heinz Köppner
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ZWINGEBERG - Albrecht Glaser, den die AfD nach wie vor als Kandidat für das Amt eines Bundestags-Vizepräsidenten vorschlägt, war der Hauptredner beim Neujahrsempfang des AfD-Kreisverbands Bergstraße. Er begrüßte im "Bunten Löwen" in Zwingenberg 100 Zuhörer "aus Hessen und den angrenzenden Gauen".
Der 76 Jahre alte Jurist war wiederholt Gast im AfD-Kreisverband. Er strotzte auch in Zwingenberg vor Selbstvertrauen. Den Euro, die - wie er es nannte - Migrationskrise, den Islam und die Kriminalität sieht er als Gefahren, die nur mit einer starken AfD gebannt werden könnten. Er sieht darin eine "schicksalhafte Aufgabe", die Hingabe und Leidenschaft erfordere, "um die Zerstörung Deutschlands zu verhindern". Es lohne sich, "noch einmal die Stiefel anzuschnallen und den Revolver auszugraben", wie er sich ausdrückte. Für seine Worte erhielt Glaser viel Beifall.
Als Student und Mitarbeiter der Universität Heidelberg ist Glaser Zeitzeuge der 68er Bewegung. "Ich war bei den Vernünftigen", sagte er im Rückblick auf die Zeit vor 50 Jahren. Die Anhänger dieser Bewegung hätten damals die Universitäten in Schweineställe verwandelt. Die Terrorwelle der RAF, die in den siebziger Jahren die Bundesrepublik erschütterte, beschrieb Glaser als direkte Folge der Studentenbewegung. Hauptziel der "Neo-Marxisten und Desperados" sei gewesen: "zerstören, zerstören, zerstören".
KREISVERBAND
Der AfD-Kreisverband Bergstraße hat nach Angaben des Vorsitzenden Rolf Kahnt 172 Mitglieder.
"Ich würde dort genauso reden wie hier"
Um seine Argumente zu untermauern, verweist Glaser auf mehrere historische Ereignisse in den vergangenen Jahrhunderten, die er entsprechend interpretierte. Frankreich sieht er nicht als Verbündeten, sondern nach wie vor als Rivalen. Naturvölkern schreibt er einen durchschnittlich niedrigen Intelligenzquotienten zu, der "genetisch bedingt" sei. "Alles, was wahr ist, kann nicht rassistisch sein", fügte er hinzu. Glaser gab selbst die Antwort auf die Frage, warum ihn die etablierten Parteien als Vizepräsidenten des Bundestages verhindern wollen: "Ich würde dort genauso reden wie hier", sagte er in Zwingenberg.
Glaser ist in Worms aufgewachsen. Er war Bürgermeister in Bretten, Erster Beigeordneter des Landeswohlfahrtsverbands Hessen und Kämmerer der Stadt Frankfurt, damals noch als Mitglied der CDU. Glaser gehört zu den Gründungsmitgliedern der AfD.
Die Partei nutzte den Neujahrsempfang, um ihre Anhänger auf den hessischen Landtagswahlkampf einzustimmen.
Kreissprecher Rolf Kahnt forderte dazu auf, die nächste Kampagne mit der gleichen Leidenschaft zu führen wie vor der Kommunalwahl 2016 und vor der Bundestagswahl. Seitdem ist die AfD sowohl im Kreistag als auch im Bundestag drittstärkste Kraft mit jeweils zweistelligen Ergebnissen.
Kritik an Eintracht-Präsident
In Zwingenberg war der Landesverband mit seinen führenden Politikern vertreten: mit dem Gießener Bundestagsabgeordneten Uwe Schulz sowie mit Klaus Herrmann, einem der beiden Landessprecher. Dessen Kollege Robert Lambrou ließ sich entschuldigen. Lambrou wollte in Frankfurt abwarten, wie sich Eintracht-Präsident Peter Fischer in der Mitgliederversammlung zum Thema AfD äußert. Gleichzeitig Mitglied der Eintracht und Wähler der AfD zu sein, sei unvereinbar mit den Vereinsstatuten, so Fischer. "Wehret den Anfängen", sagte er am Sonntag in Frankfurt. Herrmann und Lambrou werfen ihm unter anderem Verleumdung vor.
Herrmann sprach in Zwingenberg ganz in der Fußballersprache von "Foulspiel" des Eintracht-Präsidenten und von einem "Eigentor". Den Vorwurf, die AfD sei rassistisch und antisemitisch, wies Herrmann zurück.
Kahnt bezeichnete die etablierten Parteien als die besten Wahlhelfer der AfD. Das "Bashing" gegen US-Präsident Donald Trump und gegen den Brexit nannte er "unerträglich".
Kahnt kritisierte zudem die Einwanderungspolitik der Bundesregierung. Falls eine Große Koalition zustande kommt, werde die AfD die SPD als Volkspartei ablösen und zur zweitstärksten politischen Kraft in Deutschland aufsteigen.
Schulz berichtete, wie sich die 92-köpfige AfD-Fraktion im Bundestag eingerichtet hat und welches Medieninteresse ihr dort entgegengebracht wird. "Die Bussi-Gesellschaft wird in Berlin aktiv gestört, und zwar durch uns", so seine Beschreibung der Atmosphäre im Parlament.