Das hessische Umweltministerium hat bestätigt, was seit Wochen vermutet wird: Im Odenwald ist ein Wolf unterwegs. Wolfgang Wenner, Naturschutzbeauftragter der Gemeinde Wald-Michelbach (Kreis Bergstraße), hat das Tier am 20. August in einem ausgedehnten Waldgebiet am Rand des Ulfenbachtals gesehen. Am Sonntag gelang der Beweis. Der Fotograf Hans Oppermann lieferte das Bild.
Von Bernd Sterzelmaier
Auf Twitter hat der Nabu Hessen ein Bild vom Wolf im Odenwald gepostet. Foto: Oppermann-Fotografie/Nabu
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WALD-MICHELBACH - Das hessische Umweltministerium hat am Donnerstag bestätigt, was seit Wochen vermutet wird: Im Odenwald ist ein Wolf unterwegs. Wolfgang Wenner, Naturschutzbeauftragter der Gemeinde Wald-Michelbach (Kreis Bergstraße), hat das Tier am 20. August in einem ausgedehnten Waldgebiet am Rand des Ulfenbachtals gesehen. Am Sonntag gelang der Beweis. Der Fotograf Hans Oppermann lieferte das Bild, das der hessischen Wolfbeauftragten Susanne Jokisch vorgelegt wurde: "Das Tier auf dem Foto ist ein Wolf, und der Standort ist auch bestätigt", sagte Jokisch.
Laut Naturschutzbund Nabu gilt der Wolf im Odenwald seit 150 Jahren als ausgerottet. Seit 2011 gibt es neun nachgewiesene Vorkommen in Hessen, doch noch nie habe sich seitdem ein Wolf südlich der Mainlinie blicken lassen. Im Juni war bei Biebertal in Mittelhessen ein Exemplar gesichtet worden. Anfang August wurde ein wolfsähnliches Tier im Reinhardswald in Nordhessen beobachtet.
Ob das bei Wald-Michelbach an der Grenze zum Odenwaldkreis fotografierte Tier eingewandert ist oder zu den Wölfen gehört, die bereits an anderer Stelle gesehen wurden, steht nicht fest. Dies könne nur durch einen DNA-Test herausgefunden werden, sagte die Expertin. Die Naturschützer gehen jedoch davon aus, dass sich der Wolf schon längere Zeit in der Region aufhält. Der genaue Beobachtungsort werde nicht preisgeben, um zu verhindern, dass gezielt nach ihm gesucht wird.
DIE LETZTEN SÜDHESSISCHEN WÖLFE
Die vermeintlich letzten südhessischen Wölfe wurden 1840 im Viernheimer Wald und 1841 bei Lorsch im hessischen Ried erlegt. Bereits gegen 1780 war der Wolf im Odenwald ausgerottet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es plötzlich noch einmal große Aufregung über einen oder mehrere zurückgekehrte Wölfe. Im Jahr 1866 wurde dann der letzte Wolf im Odenwald am 12. März getötet und auf dem Marktplatz in Eberbach ausgestellt. Noch heute steht das Tier ausgestopft im Museum der Stadt Eberbach. Wie alte Aufzeichnungen zeigen, haben Wölfe in der Geschichte des Odenwaldes nicht ein einziges Mal einen Menschen verletzt.
Die Chancen, den Wolf in nächster Zeit noch einmal zu Gesicht zu bekommen, sind gering. Der Nabu ruft dazu auf, weitere Sichtungen zu melden. "Am besten ist immer ein Beweisfoto. Das können die Experten genau auswerten", sagte Nabu-Landesvorsitzender Gerhard Eppler. "Die Rückkehr des Wolfs in den Odenwald ist ein gutes Zeichen. Die wald- und wildreiche Gegend bietet einen idealen Lebensraum für den faszinierenden Beutegreifer", sagte der Biologe Eppler.
Um 1780 war der Wolf im Odenwald ausgerottet, wie aus den Dokumenten hervorgeht, die dem Nabu vorliegen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch einmal Aufregung über einen oder mehrere zurückgekehrte Wölfe. Im Viernheimer Wald im südhessischen Ried wurde 1840 ein Wolf erlegt, ein anderer 1841 bei Lorsch. Am 12. März 1866 wurde der letzte Wolf im Odenwald getötet und auf dem Marktplatz in Eberbach am Neckar ausgestellt. Noch heute steht das Tier ausgestopft im Stadtmuseum. Wie Aufzeichnungen zeigen, haben Wölfe in der Geschichte des Odenwaldes nicht ein einziges Mal einen Menschen verletzt.
Der Nabu rät dazu, bei Sichtungen besonnen zu reagieren. "Wie bei anderen großen Wildtieren wie Wildschweinen gilt beim Wolf: Abstand halten", betont Eppler. Damit die Tiere ihren Respekt vor dem Mensch behalten, dürften sie auf keinen Fall gefüttert werden. Auch eine indirekte Fütterung durch das unachtsame Lagern von Speiseresten und Tierfutter könne Wölfe anlocken und an den Menschen gewöhnen. "Wer Wölfe füttert, hilft nicht, sondern schadet ihnen", erläutert Eppler.
Wer zu Fuß oder auf dem Fahrrad einem Wolf begegnet, sollte ruhig bleiben und sich langsam zurückziehen. Falls der Wolf doch einmal folgt, gilt: gelassen und ohne Angst weitergehen. Nur wenn sich ein Wolf neugierig annähert, empfiehlt es sich, stehen zu bleiben, laut zu rufen und in die Hände zu klatschen, um ihn zu vertreiben.