Sitzgymnastik in Rimbach mit Bundestagsabgeordneter Lambrecht
Von Katja Gesche
Hoch die Arme: Bei der Sitzgymnastik ertüchtigen sich (von links) Christine Lambrecht, Renate Blatt und Elisabeth Lernbecher. Foto: Katja Gesche
( Foto: Katja Gesche)
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RIMBACH - „Da haben wir ja Bundestagsabgeordnete und Presse erfolgreich zum Schwitzen gebracht“, sagte Renate Blatt, Vorsitzende der Rimbacher Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF), mit einem verschmitzten Grinsen. Tatsächlich hatte die Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht (SPD) ebenso wie die anderen Gäste der Behindertenselbsthilfe Rimbach festgestellt, dass Sitzgymnastik anstrengender ist, als es klingt.
Erich Brandel ist der Trainer der Gruppe, die sich jede Woche einmal im Alten Bahnhof Rimbach trifft. Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Weschnitztal und auch aus Weinheim. Normalerweise wird 45 Minuten trainiert, doch da am Montag schwülwarmes „Kreislaufwetter“ herrschte, wurden Dauer und Belastung etwas heruntergefahren. So meinte zumindest Trainer Brandel mit einem Schmunzeln. Vielleicht wollte man aber auch den relativ jungen Gästen die Blamage ersparen, vor Lilo Gerstenmeier schlapp zu machen. Lilo ist die älteste Teilnehmerin der wöchentlichen Sitzgymnastik und ganze 101 Jahre alt.
Bei der Rente sollen Alt und Jung versöhnt werden
Nach einigen Übungen mit dem Gymnastikband waren bei allen Teilnehmern die Schultern und Arme schön gelockert. „Ich war vor einigen Jahren schon einmal hier und weiß, das ist anstrengend“, meinte die Bundestagsabgeordnete Lambrecht. „Doch ich arbeite ja meistens im Sitzen. Die ein oder andere Übung heute kann mir sicher nicht schaden.“
SELBSTHILFE
Die Behindertenselbsthilfe Rimbach bietet einen Fahrdienst an, man kann also zu den Veranstaltungen in der Begegnungsstätte abgeholt und wieder nach Hause gefahren werden. Außerdem werden Ausflüge unternommen.
Jeden Montag wird ab 14 Uhr mit Erich Brandel Gymnastik getrieben, danach gibt es Kaffee und Kuchen.
Donnerstag wird von 14 bis 16 Uhr Kaffee getrunken, dabei auch gespielt, vorgelesen und gesungen.
Weitere Einzelheiten zur Mitgliedschaft gibt es telefonisch (werktags zwischen 8 und 12 Uhr) unter der 06253-6640 oder unter www.bsh-rimbach.de. (kag)
Danach aber kam Lambrecht zu den politischen Themen, über die sie die Gymnastikfreunde informieren wollte. Den Appell, bei der Bundestagswahl wählen zu gehen, schickte sie ihren Ausführungen voraus. „Wir wollen Jung und Alt versöhnen“, fasste sie dann das Rentenkonzept der Sozialdemokraten zusammen. „Die Menschen müssen von ihrer Rente leben können“, forderte sie. Andererseits sollte auch die arbeitende Bevölkerung nicht mit zu hohen Rentenbeiträgen belastet werden. Aus diesem Grund fordere die SPD zum einen, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinkt, zum anderen, dass die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer nicht mehr als 22 Prozent betragen. Von zu niedrigen Renten sind vor allem Frauen betroffen, weiß Lambrecht. „Sie sollten nicht von Grundsicherung leben müssen, sondern mindestens zehn Prozent mehr erhalten“, so ihre Forderung.
Ein wichtiges Mittel gegen Altersarmut seien gute Löhne; in dem Sinne begrüßte sie den Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro. Vor allem bei Frauen kommt das Problem hinzu, dass sie durch die Betreuung von Kindern und Angehörigen weniger Jahre arbeiten. Für diese Fälle fordert die SPD ein Recht auf die Rückkehr in eine Vollzeitstelle. Das habe die SPD in dieser Koalition nicht geschafft, sich aber für die nächste Legislaturperiode vorgenommen.
„In unserem Land ist vieles gut“, findet Lambrecht. Dennoch müsse man genau hinschauen, denn nicht allen Menschen hier gehe es gut. So müsse in die Jugend investiert werden. „Wir haben keine Bodenschätze, aber einen Schatz von jungen Leuten“, so Lambrecht. Daher sollte der Bund, auch wenn Bildung Landessache sei, in Schulen investieren.
Ein weiteres Thema der Viernheimer Bundestagsabgeordneten war die Gesundheitspolitik. „Es geht nicht, dass die steigenden Kosten nur zulasten der Versicherten gehen“, erklärte sie und kritisierte damit die Deckelung der Arbeitgeberanteile bei den gesetzlichen Krankenversicherungen. Schließlich sei es auch für die Arbeitgeber wichtig, dass ihre Angestellten gesund sind.
Nach einer Warnung vor jenen Parteien, die von rechts außen kommen, und dem erneuten Appell, wählen zu gehen, fügte Lambrecht noch schmunzelnd hinzu: „Und wenn Sie SPD wählen, freut es mich besonders.“
Die Teilnehmer der Sitzgymnastik, unter ihnen Inge Hörnle, Vorsitzende der Behindertenselbsthilfe Rimbach, hörten sich die Ausführungen von Lambrecht interessiert an und spendetet Beifall. Danach ging der Nachmittag in einen gemütlichen Kaffeeklatsch über.