WESCHNITZTAL - Nichts geschenkt gab es am Donnerstag im Landgericht Darmstadt. Die 10. Strafkammer hat eine Handvoll junger Männer unter anderem wegen Überfällen im Weschnitztal, einem Raub in Aschaffenburg und Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt. Zwei Strafen setzte das Gericht zur Bewährung aus.
Die Taten, die rund 10 000 Euro Beute eingebracht hatten, waren bewaffnete Raubüberfälle in Rimbach auf eine Spielhalle und ein Schmuckgeschäft, sowie auf einen Getränkemarkt in Mörlenbach. Dazu kamen ein Einbruch in eine Rimbacher Tankstelle, ein Raubüberfall auf einen Bitcoinhändler in Aschaffenburg, eine Urkundenfälschung bei einer Bankkontoeröffnung in Weinheim und eine Körperverletzung innerhalb der Tätergruppe. Die Taten waren zwischen April und August 2017 begangen worden. Durch Hinweise aus der Szene war die Polizei auf die jungen Männer gekommen.
Zu neuneinhalb Jahren Haft wurde der 22 Jahre alte Angeklagte aus Fürth verurteilt. „Sie waren eigentlich bei allem dabei“, sagte der Vorsitzende Richter Jens Aßling. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der Fürther die Taten in Rimbach, Mörlenbach, Weinheim und Aschaffenburg geplant und auch die Körperverletzung begangen. Da er 2017 über 21 Jahre alt war und wegen einer einschlägigen Vorstrafe noch unter Bewährung stand, gab es kaum Strafmilderungsgründe.
Zu sechseinhalb Jahren Haft wurde der ein Jahr ältere Bruder des Fürthers verurteilt. Er war bei dem Überfall auf den Aschaffenburger Bitcoinhändler dabei. Er hatte die Idee zu dem besonders schweren Raub bekommen, als er wusste, dass der Händler stets viel Bargeld bei sich hatte. Auch der 23-jährige ist einschlägig vorbestraft und stand unter Bewährung.
Der 19-jährige aus Birkenau, der die Taten in Rimbach und Mörlenbach begangen hatte, wurde zu vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Der junge Mann ist nicht der Schlaueste, sodass das Gericht von Entwicklungsverzögerungen ausging und noch auf eine Jugendstrafe entschied.
Aufklärungsbeiträge geleistet
Zu zweieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilte das Gericht einen 20-jährigen Rimbacher. Das Gericht glaubte ihm nicht, dass er nur der unwissende Fahrer zum Raub in Aschaffenburg war. Jens Aßling wies auf Beweise aus der Telefonüberwachung und Textnachrichten hin, und dass er einen Teil der Beute bekommen hatte.
Mit zwei Jahren auf Bewährung, weil er bei der Tat noch ein Heranwachsender war, kam der 21 Jahre alte Rimbacher davon. Er war beim Raub in Aschaffenburg dabei. „Sie waren aber derjenige, der am meisten zu dem gestanden hat, was er getan hat“, sagte der Vorsitzende Richter. Zudem habe er Aufklärungsbeiträge geleistet.
Der 25 Jahre alte Angeklagte aus Lindenfels wurde für seine Beteiligung an der Urkundenfälschung mit einem gefälschten italienischen Personalausweis zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Die Kammer übernahm damit weitgehend die Forderungen der Staatsanwaltschaft. Allerdings folgte das Gericht den Verteidigern Achim Flauaus und Andreas Sanders, die erfolgreich für den 22-Jährigen aus Fürth und den 19-Jährigen aus Birkenau auf eine Unterbringung in einer geschlossenen Drogentherapie plädiert hatten.