Schilder im Odenwald warnen Spaziergänger vor Bogenparcours
Kleine Schilder am Wegesrand warnen vor dem neuen Bogenparcours in Mörlenbach. Betreiber Carsten Weber erklärt, warum Spaziergänger sich keine Sorgen machen müssen.
Von Katja Gesche
Carsten Weber hat im Ober-Liebersbacher Wald einen Bogenparcours aufgebaut. Hier demonstriert er mit einem kleinen Bogen, wie man richtig schießt.
(Foto: Katja Gesche)
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Mörlenbach - Bei manchem Spaziergänger, der in den letzten Wochen in den Wäldern nahe des Mörlenbacher Ortsteils Ober-Liebersbach unterwegs war, lösten kleine Schilder am Wegesrand Verunsicherung aus. Auf diesen steht, dass sich im Wald ein Bogenparcours befindet, dass man Hunde anleinen und auf den Parcourspfaden nur in der ausgewiesenen Laufrichtung gehen soll. Andernfalls, so stand dort ebenfalls zu lesen, bestehe Lebensgefahr.
War der Parcour genehmigt?
In den sozialen Netzwerken schlugen diese Warnungen hohe Wellen. Menschen, die dort regelmäßig zu Fuß, auf dem Rad oder mit dem Pferd unterwegs sind, befürchteten, sie könnten von einem Pfeil getroffen werden. Außerdem sei, so wurde gesagt, der Bogenparcours nicht genehmigt.
Um der Sache auf dem Grund zu gehen, fand ein Vor-Ort-Termin mit Carsten Weber statt, dem Betreiber des Parcours. Weber erklärte, was es mit der Einrichtung auf sich hat – und wieso in seinen Augen keine Gefährdung für andere vorliegt.
Von den Wanderwegen aus, die das Waldstück durchziehen, ist vom Parcours wenig zu sehen. Rote und blaue Pfeile mit Nummern weisen auf die schmalen Parcourpfade hin, an denen lebensgroße Tierattrappen stehen. Auf diese wird mit Pfeil und Bogen geschossen. Die Nutzer müssen sich vorher anmelden; blutigen Anfängern ist ohne eine vorherige Einweisung das Schießen untersagt. Die Hinweise auf die Laufrichtung beziehen sich nur auf diese Trampelpfade für die Schützen, nicht auf die Wanderwege. Die können, so Weber, gefahrlos genutzt werden. Folgt man einem dieser Pfade, findet man Pfosten mit Markierungen. Sie zeigen an, von wo aus Erwachsene beziehungsweise Kinder das Ziel anvisieren sollen. Die Tierattrappen selbst stehen mehr oder weniger versteckt im Wald. Die Herausforderung ist, sie nicht nur zu treffen, sondern auch einen Schuss möglichst in einem bestimmten Bereich zu platzieren, der sogenannten Kill-Zone. Insgesamt ist der Parcours rund sieben Kilometer lang.
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Weber zeigt, dass bei allen Zielen auch ein verirrter Pfeil keine Gefahr darstellen sollte. Manche Tiere stehen vor dem Wurzelteller eines umgestürzten Baumes, der Pfeile auffangen kann. Andere sind so gegen den Hang ausgerichtet, dass Fehlschüsse in die Erde gehen. Generell sei, wie Weber demonstrieren konnte, das Bogenschießen eine präzise Angelegenheit. Erfahrene Schützen verfehlen die Ziele in der Regel nicht, und auch Anfänger schießen nicht meterweit daneben.
Erfahrener Bogenschütze
Weber wohnt in Groß-Umstadt. Er hat selbst vor drei Jahren mit dem Bogensport begonnen. „Für mich ist das eine Art Einkehr mit mir selbst“, erklärte er. In der Corona-Pandemie beschloss der Personalberater, sich beruflich umzuorientieren. „Ich wollte etwas machen, das mich in den Wald zwingt“, erklärte er. Er verband das mit seinem Hobby; die Idee zu einem Bogenparcours war geboren. Diese sind in Österreich, Bayern und Baden-Württemberg recht häufig, in der hiesigen Region aber noch nicht zu finden. Weber gab seinen bisherigen Beruf auf und begann mit der Planung.
Über ein Jahr suchte er nach einem geeigneten Waldstück, bis er auf das Gelände zwischen Ober-Liebersbach und der Juhöhe stieß. Der Wald ist in Privatbesitz, der Eigentümer war offen für die Pläne. Seit Mitte Januar hatte Weber am Parcours gearbeitet, Anfang Juni konnte die Anlage öffnen.
Weber ist für das Planen und Bauen eines solchen Parcours qualifiziert. Er ist zertifizierter Bogenschießleiter beim Deutschen Feldbogen Sportverband. Der Parcours, so erklärte er, entspreche auch dem dort aufgestellten Sicherheitsleitfaden und sei außerdem wettbewerbskonform. Von den Schützen, die den Parcours bisher besucht haben, hat er schon einige positive Rückmeldungen erhalten.
Weitere Überprüfungen laufen
Bleibt die Frage nach der Genehmigung. Tatsächlich ist das Waldstück in Privatbesitz. Der Parcours ist sowohl mit dem Eigentümer als auch dem dort tätigen Förster abgestimmt. So wurden Bereiche ausgespart, in denen sich tagsüber Wild aufhält. Weber glaubt, darüber hinausgehende Genehmigungen seien wahrscheinlich nicht notwendig. „Aber das wissen selbst die Behörden nicht so genau“, meinte er.
Tatsächlich wird die Anlage gerade durch Hessen Forst und die untere Naturschutzbehörde geprüft; diese haben vom Betreiber auch schon Unterlagen angefordert. „Wir waren von mehreren Mörlenbachern deswegen angeschrieben worden“, so Sebastian Hien vom Mörlenbacher Ordnungsamt. Die Gemeinde steht, wie er erklärte, mit den prüfenden Behörden in Verbindung. Die Anlage dürfe aber erst einmal weiterbetrieben werden.