Mittwoch,
13.03.2019 - 00:00
3 min
Naturschützer geben grünes Licht für Waldrodung

Von Matthias Rebsch
Lokalredakteur Bergsträßer Echo

Die Firma Röhrig sieht nur eine Möglichkeit, um weiter existieren zu können: durch eine Erweiterung des Steinbruchs in Richtung Juhöhe (hinten). (Fotos: Sascha Lotz)
HEPPENHEIM/JUHÖHE - Wenn irgendwo Wald gerodet wird, ruft das die Naturschutzverbände auf den Plan. Und weil sich der Steinbruch Röhrig vergrößern will, würden 6,2 Hektar Schutzwald in Richtung Juhöhe verschwinden. Deshalb hatte die Grüne Liste Heppenheim (GLH) am Montag eine Ortsbegehung mit der Firma Röhrig sowie BUND und Nabu organisiert. Diese signalisierten ihre Zustimmung für die Erweiterung. Die Bürgerinitiative „Für Schutzwald und kleines Felsenmeer“ (FSkF) war indes nicht eingeladen.
Der GLH sei es vorrangig um die Themen Wald und Natur gegangen, wie Fraktionsvorsitzender Franz Beiwinkel sagte. „Ziel war es, die naturschutzrechtlichen Aspekte kennenzulernen“, so der Heppenheimer. „Wir werden auch Kontakt zur Bürgerinitiative suchen und deren Argumente hören.“ Die GLH befinde sich noch im Meinungsfindungsprozess und wollte den Termin für einen Erkenntnisgewinn nutzen. „Heute geht es um Flora und Fauna, wir hören einfach mal zu“, so Beiwinkel. Doch der Termin hatte sich im Vorfeld herumgesprochen – und so nahmen auch zwei Mitglieder der Bürgerinitiative teil. Beide Projektgegner wurden von Marco Röhrig, Geschäftsführer des Granitwerks, mit Handschlag begrüßt.
Der Weg der etwa 30-köpfigen Gruppe führte vom Parkplatz Hölzerne Hand auf der Juhöhe durch den Wald in Richtung Steinbruch. Mit Rot hat die Firma bereits markiert, wo die neue Grenze des Steinbruchs verlaufen könnte. Dann würde der Abstand zur Bebauung auf der Juhöhe statt aktuell 500 Meter nur noch 380 Meter betragen – was die Bürgerinitiative kritisiert.
Martin Buschmann von der Firma SST Consult aus Aachen erklärte auf der Gerhard-Röhrig-Rast das Verfahren. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagte der für die Firma Röhrig tätige Bergbauingenieur. „Den Genehmigungsantrag stellen wir erst in den nächsten Monaten.“ Nach einem Treffen mit dem Regierungspräsidium sei das Unternehmen gerade dabei, „die Hausaufgaben abzuarbeiten“, wie es Buschmann formulierte. Dazu gehört auch die 1:1-Ersatzaufforstung für die geplante Rodung des Schutzwaldes. „Die Flächen dafür liegen im Umkreis von sechs Kilometern und sind bereits genehmigt“, so der Ingenieur. Für wegfallende Waldwege werde adäquater Ersatz geschaffen. Und die Röhrig-Rast mit ihrem eindrucksvollen Blick ins Rheintal werde an den neuen höchsten Punkt verlegt.
KREISTAG
Unter dem Punkt 1.9 und dem unscheinbaren Stichwort „Naturdenkmalverordnung“ soll am Montag im Kreistag unter anderem über die Versetzung des kleinen Felsenmeers auf der Juhöhe abgestimmt werden. Dazu ist keine Aussprache geplant. „Wir halten es für nicht akzeptabel, bei einem so kritischen Verfahren ohne Aussprache im Kreistag und im Vorgriff auf noch ausstehende Entscheidungen der Regionalversammlung ein Naturdenkmal zu löschen“, erklärte der Pressesprecher der Bürgerinitiative FSkF, Benjamin Höfle. (reb)
Waldgesetz sieht 1:1-Aufforstung vor
Günther Hagemeister beobachtet den Steinbruch, der seit 2005 unter Naturschutz steht, schon viele Jahre intensiv. „Es war ein besonderes Ereignis, dass ein laufender Industriebetrieb unter Naturschutz gestellt wird“, erinnert sich der Vorsitzende des Nabu Heppenheim. Unter anderem haben sich dort Uhu und Wanderfalke angesiedelt. Die Rodung sieht er unkritisch. „Es ist immer noch genug Wald vorhanden, wohin die Arten ausweichen können“, sagte er. „Und der Wald geht uns nicht verloren, weil das Waldgesetz eine 1:1-Aufforstung vorsieht“, so Hagemeister. Viel kritischer sieht er den Verlust von Grünland in der Ebene. Auch der künftig für den Heppenheimer Stadtwald zuständige Forstwirt Jochen Bitsch sieht „keine Verschlechterung“, wenn an anderer Stelle neuer Lebensraum für Flora und Fauna entstehe.
Herwig Winter, Vorstand beim BUND Bergstraße, hatte den artenschutzrechtlichen Ausführungen Hagemeisters nichts hinzuzufügen. Der Verband habe zwar grundsätzliche Bedenken gegen Steinbrüche. „In diesem Fall stellen wir sie aber zurück, weil hier im Sinne des Artenschutzes etwas getan wird. Was hier geleistet wird, ist vorbildlich.“ Was Winter vermisse, sei eine klare Aussage zu einer endgültigen Grenze.
Denn Firmen-Senior Gerhard Röhrig hatte vor 25 Jahren sein Versprechen gegeben, den Steinbruch nicht mehr in Richtung Juhöhe zu erweitern, wie ein Mitglied der Bürgerinitiative einwarf. „Richtig, das hat mein Vater gesagt“, antwortete Marco Röhrig. „Und er hat sich daran gehalten.“ Die letzte Erweiterung ging 2007 in Richtung Westen, erinnerte er. Doch der Granit dort habe starke Verfärbungen aufgewiesen und nicht der gewünschten Qualität entsprochen. Im Osten bestehe die gleiche Problematik, im Norden gebe es keine Lagerstätte mehr und in die Tiefe zu bohren, würde die Infrastruktur zerstören. Um überleben zu können, bleibe dem Unternehmen somit nur noch der Süden.