Die FDP Rimbach fordert eine eigenständige Polizeistation im Weschnitztal. Zurzeit ist die Polizeistation Heppenheim für das Weschnitztal zuständig. Die meisten Bürgermeister können dem Vorstoß etwas abgewinnen.
POLIZEIDIREKTION BERGSTRAßE
2017 wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Bergstraße 9679 Straftaten festgestellt, die niedrigste Zahl seit 2008. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 60,7 Prozent an. Die Anzahl der Straftaten in den Weschnitztalkommunen und Lindenfels schwanken von Jahr zu Jahr, sind aber auch dort über die Jahre hinweg rückläufig bei steigender Aufklärungsquote. Die Straftaten insgesamt betrugen 2017: Lindenfels 70, Mörlenbach 217, Birkenau 233, Rimbach 229 und Fürth 247.
Die Aufklärungsquote in den Weschnitztalkommunen ist durch die Bank höher als im Durchschnitt der Polizeidirektion; laut Kriminalstatistik wurden dort zwischen 64,3 und 74,2 Prozent der Straftaten im Jahr 2017 aufgeklärt. (kag)
WESCHNITZTAL/LINDENFELS - Das Thema Polizei wird zurzeit im Weschnitztal viel diskutiert, unter anderem in Hinblick auf die mögliche Einführung eines freiwilligen Polizeidienstes in Mörlenbach. Die FDP Rimbach fordert dagegen in einer Pressemitteilung eine eigenständige Polizeistation im Weschnitztal. Zurzeit ist die Polizeistation Heppenheim für das Weschnitztal zuständig. Sie fährt dort regelmäßig Streife.
Zwar gibt es darüber hinaus in Mörlenbach eine Ordnungspolizei für das Weschnitztal und Lindenfels. Ihre Aufgabe erstreckt sich allerdings nur auf die Überwachung des ruhenden und fließenden Verkehrs, die Gefahrgutüberwachung und die Unterstützung der Ordnungsämter der Gemeinden.
Roland von Hunnius (FDP) erläuterte auf Nachfrage, die Forderung der FDP beziehe sich konkret auf Presseberichte über Wohnungseinbrüche, Raubdelikte beim Rimbacher Einzelhandel und Vergewaltigungsdelikte in schlecht beleuchteten Teilen Rimbachs. Hunnius legte allerdings auch Wert auf die Feststellung, dass man mit der Arbeit der Heppenheimer Polizei zufrieden sei. Allein die räumliche Entfernung und die damit verbundene Zeit, bis Beamte im Weschnitztal sind, sieht er kritisch. Zum anderen betonte er, dass die Forderung nicht im Zusammenhang mit dem Zuzug von Flüchtlingen und Asylbewerbern stehe. „Von dieser Personengruppe ist uns keinerlei kriminelle Aktivität bekannt“, so von Hunnius.
Wenn man einen Blick in die Kriminalstatistik der Region wirft (dazu die Box), untermauern die nackten Zahlen die Forderung nach mehr Polizei nicht. Dennoch unterstützten die meisten Bürgermeister den FDP-Vorschlag.
Michael Helbig (SPD), Bürgermeister von Lindenfels, findet: „Die Polizei gehört in die Fläche.“ Für Lindenfels ist die Polizeistation Bensheim zuständig, die über das Lautertal einige Zeit benötigt, bis sie dort ankommt. Zwar gebe es aktuell in Lindenfels keine besorgniserregenden kriminellen Vorkommnisse. Doch Helbig ist sich sicher, dass mehr Polizeipräsenz wichtig ist, um Straftaten vorzubeugen. „Ich sehe das doch bei der Ordnungspolizei hier, wenn die Präsenz zeigt, hilft das gegen Verkehrssünder wie Raser. So kann auch Polizei vor Ort und auf der Straße helfen, dass manche Dinge erst gar nicht einreißen.“
Auch der Mörlenbacher Bürgermeister Jens Helmstädter (parteilos) unterstützt die Forderung. „Bei rund 45 000 Einwohnern in diesem Gebiet ist eine eigene Polizeistation notwendig.“ Allerdings glaubt er auch, dass es schwierig sein dürfte, mit diesem Wunsch bei der hessischen Landesregierung Gehör zu finden. „Das muss von den künftigen Regierungsparteien gewollt sein“, ist er sich sicher.
Bürgermeister Helmut Morr (parteilos) von Birkenau schließt sich dem an. Auch er spricht das Thema weiter Wege von der Bergstraße her an. „Das Weschnitztal ist schon etwas abgeschnitten“, erklärte er. Eine eigene Polizeistation würde das Sicherheitsgefühl bei den Bürgern erhöhen, ist er sich sicher. Auch Holger Schmitt (PuB) von Rimbach befürwortet eine eigene Polizeistation Weschnitztal. „Wir haben hier eine wachsende Bevölkerung, dadurch wird die Frage dringlicher“, meinte er. Für die öffentliche Sicherheit sei nun einmal die Landespolizei zuständig, nicht die Ordnungspolizei.
Bürgermeister Volker Oehlenschläger (CDU) aus Fürth kann der Forderung dagegen nicht viel abgewinnen. „Eigentlich dachte ich, der Landtagswahlkampf wäre vorbei“, meinte er amüsiert, wurde dann aber ernst. „Wir brauchen Polizisten als Streife auf den Straßen, nicht in einer Polizeistation sitzend“, so seine Sicht der Dinge. Er sieht das Weschnitztal polizeilich gut versorgt und belegt das mit den Zahlen der Kriminalstatistik, die sinkende Straftaten und steigende Aufklärungsquoten belegen. „Die Polizei macht hier einen guten Job“, so sein Fazit.