Der letzte Thementag in diesem Jahr im Freilichtlabor Lauresham gewährt Einblicke in die mittelalterliche Jagd. Wegen des Wetters werden viele Veranstaltungen in Gebäude verlagert.
Von Manfred Ofer
Unter dem Dach der historischen Schmiede werden Jagdwaffen aus der Zeit des frühen Mittelalters hergestellt.
(Foto: Manfred Ofer)
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LORSCH - „Achtung, er kommt zurück!“ Der kleine Junge zieht instinktiv den Kopf ein, als der Bussard mit ausgebreiteten Schwingen über ihn hinweg segelt. Das Mädchen, das neben ihm sitzt, tut es ihm gleich. Der Vater lacht nervös. Kurz darauf setzt der majestätische Greifvogel auf dem Arm eines Falkners auf. Eine Szene von vielen, die sich am Sonntag im Freilichtlabor Lauresham zugetragen haben. Der Thementag „Von Jägern, Fischern und dem lieben Wild“ – zugleich der letzte des Jahres – befasste sich dort mit der Jagd im frühen Mittelalter.
Zu schaffen machte Organisatoren und Besuchern allerdings das Wetter: Nieselregen und Kälte sorgten dafür, dass sich mehr Aktionen als geplant in den Nachbauten historischer Gebäude abspielten. Die Kunst des Bogenschießens wurde dennoch unter freiem Himmel praktiziert.
Dabei übten sich kleine und große Schützen darin, die aufgestellten Schießscheiben zu treffen. Jubel und Beifall ertönten immer dann, wenn einer der Pfeile ins Schwarze traf. Neben Pfeil und Bogen waren im Mittelalter auch Speer, Axt und Messer für die Jagd geschätzt. Unter dem Dach einer Schmiede wurden einige dieser Waffen auf traditionelle Art hergestellt.
VERANSTALTUNG
Am Samstag, 15. Dezember, öffnet das Freilichtlabor Lauresham ab 17.30 Uhr noch einmal für eine besondere Veranstaltung seine Tore. Das Motto lautet dann „Lauresham bei Nacht“. Weitere Informationen hierzu gibt es im Internet unter www.kloster-lorsch.de. (mano)
„Wir sind schon sehr überrascht, wie viele Besucher trotz des schlechten Wetters heute zu uns gefunden haben“, freute sich Claus Kropp, der Leiter des Freilichtlabors. Während der Schmied mit Hammer und Amboss beschäftigt war, bediente er fleißig den Blasebalg. Parallel dazu erläuterte Burkhardt Krause bei einem Vortrag im Besucherzentrum die Rezeption der Jagd in den mittelalterlichen Quellen. Was hatten Literatur und Theologie in jenen Tagen zu dem Thema zu sagen?
Unterhaltsam waren auch die Mitmachaktionen, die von den Museumspädagogen angeboten wurden. Was stand bei den Menschen damals auf dem Speisezettel? Wie wurde einst Großwild gejagt? Nicht nur die Waffen waren hierfür von Bedeutung, sondern auch das Geschick des Jägers und nicht zuletzt die richtige Strategie. Das erlegte Fleisch kam in Lauresham übrigens ausschließlich bei den Herren auf den Tisch. Das Gesinde ernährte sich in erster Linie von Getreide wie Dinkel und den Resten des Banketts. Auch das gehört zur Wahrheit über das romantische Mittelalter.
Doch nicht nur zu Lande wurde nach einer Bereicherung des Speiseplans Ausschau gehalten. Vor einem der Gehöfte fiel der Blick auf einen schmalen Einbaum und aufgehängte Netze. Jörg Nadler war als Experte aus Schleswig-Holstein angereist, um Besuchern zu erklären, wie zu Zeiten Karls des Großen die Fischerei betrieben wurde.
Besuchern, die hinter die Kulissen der sogenannten Beizjagd, der Königsdisziplin mittelalterlicher Jagd, schauen wollten, half die Falknerei Reinhart weiter. Im Herrenhaus stellte Walter Reinhart vier klassische Kandidaten für diese Art von Hatz vor. Von Zeit zu Zeit ließ Walter Reinhart Bussard, Uhu, Steinkauz oder Falke über die Köpfe des Publikums fliegen. Und manchmal nahmen sie auch auf einem der Köpfe Platz.