Bei einer großangelegten Polizeikontrolle auf der A 67 zwischen Lorsch und Viernheim in der Nacht von Sonntag auf Montag ging es vor allem um die Suche nach alkoholisierten Lkw-Fahrern. Überraschung: Fehlanzeige!
Von Robin Rieke
"Bitte mal pusten": Ein Polizist kontrolliert den Alkoholpegel eines Lkw-Fahrers auf dem Parkplatz Wildbahn. Foto: Thorsten Gutschalk
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LORSCH - Ein Lastwagen wird auf der A 67 zwischen Lorsch und Viernheim von der Polizei auf den Parkplatz Wildbahn gewunken - die Polizei will kontrollieren, ob der Fahrer nüchtern und fahrtüchtig ist. Seine Überprüfung ist Teil einer großangelegten Polizeikontrolle in der Nacht von Sonntag auf Montag, bei der es vor allem um die Suche nach alkoholisierten Lkw-Fahrern ging, die nach dem Ende des Sonntagsfahrverbots ab 22 Uhr abends wieder auf den Autobahnen unterwegs sind.
Nach der ersten Sichtkontrolle an der Einfahrt, etwa auf erweiterte Pupillen, Alkoholgeruch oder auffälliges Verhalten, wird der Fahrer zu einer der Kontrollstellen gelotst. Dort angekommen, bedeutet Stefan Styra, Leiter der Polizeiautobahnstation Südhessen, dem Fahrer, aus dem Führerhaus zu steigen und Fahrzeugpapiere sowie Führerschein abzugeben - sie werden in einem Einsatzfahrzeug von einer Spezialistin geprüft. Der Fahrer sagt, er habe das ganze Wochenende nichts getrunken - und das Alkoholmessgerät gibt ihm kurz darauf recht: 0,0 Promille zeigt das Display, und nach einer kurzen Sichtung des Lkw durch die Verkehrssicherung darf der Fahrer sich wieder auf den Weg machen.
Wie diese Kontrolle liefen fast alle Kontrollen an diesem Sonntag ab, denn die Suche nach alkoholisierten Fahrern blieb ergebnislos. Mehr als 70 Beamte kontrollierten bei eisiger Kälte von 20 Uhr abends bis 2 Uhr in der Nacht 163 Personen und 145 Fahrzeuge, darunter 43 Lastwagen sowie 38 Sprinter - und stießen dabei nur auf einen Fall von illegaler Personenbeförderung durch einen osteuropäischen Sprinterfahrer, der keine Erlaubnis zur Personenbeförderung vorweisen konnte, sowie auf einen weiteren Sprinter, der vermutlich Diebesgut, darunter einen als gestohlen gemeldeten PC, geladen hatte. In beiden Fällen wird nun ermittelt.
Bei den überprüften Lkw-Fahrern wurde ein gefälschter Führerschein entdeckt, außerdem wurden zwei Verstöße gegen das Sonntagsfahrverbot und mehrere Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten festgestellt, 11 400 Euro wurden von der Polizei direkt vor Ort als "Gewinnabschöpfungsmaßnahme" einbehalten. Weitere Ergebnisse der Kontrolle waren der Fund von geringen Mengen Amphetamin, Haschisch und Marihuana bei dem Beifahrer eines PKW sowie ein unter Drogeneinfluss stehender Autofahrer.
"Der Hintergrund unserer Kontrolle sind die Vorfälle mit alkoholisierten Lkw- und Sprinterfahrern, die in den letzten zwei Jahren auf hessischen Autobahnen vermehrt vorkamen", so Styra. Der wohl schlimmste dieser Vorfälle ereignete sich auf der A 67 am Rüsselsheimer Dreieck: Hier kam es im September 2017 zu einem tragischen Unfall mit einem in falscher Richtung fahrenden Kleinlaster. Der Laster raste in das Auto einer holländischen Familie, drei Menschen starben bei dem Unfall. "Bei dem Fahrer des Kleinlasters wurden über drei Promille festgestellt", erklärt Styra - doch der Unfall sei leider kein Einzelfall, im Jahr 2018 habe es weitere alkoholisierte Geisterfahrer auf der A 5 und der A 67 gegeben.
Spektakulär, aber zum Glück ohne Schwerverletzte endete auch die Fahrt eines 40-Tonners Mitte Dezember: Dessen Fahrer fiel auf der A 5 durch das Fahren in Schlangenlinien auf. "Bei Weiterstadt gab es zu diesem Zeitpunkt einen Stau, in dessen Ende der Lkw vermutlich gerast wäre - eine Entscheidung musste also kurzerhand gefällt werden", erklärt Styra die schwierige Situation. Die Polizei räumte die Autobahn und sperrte sie mit einem Schneeräumfahrzeug und einem Polizeifahrzeug ab, in die der LKW ungebremst mit etwa 70 Kilometern pro Stunde fuhr. "Eine schwere Gefahrenlage konnte so abgewendet werden", so Styra.
Für ihn sei erstaunlich, dass bei der Kontrolle am Sonntag keine Alkoholverstöße festgestellt werden konnten - bei anderen, kleineren Kontrollen in letzter Zeit seien bis zu 30 Prozent der Fahrer positiv getestet worden. "Das Ergebnis der Kontrolle ist aber erfreulich", so Bernd Hochstädter - der Hauptzweck einer solchen Großkontrolle, erklärt er, sei ohnehin die abschreckende Wirkung, schließlich spreche eine solche Aktion sich schnell herum.