Zoff wegen Recyclinganlage in Kolmbach und Gadernheim
Die Einwohner fürchten bei der Errichtung Lärm und Staub. Das Stadtparlament bekräftigt indes den Verkauf der Fläche.
Von Katja Gesche
Direkt an der B 47 zwischen Kolmbach und Glattbach soll eine Bauschutt-Recyclinganlage entstehen.
(Foto: Katja Gesche)
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LINDENFELS - So viel Interesse wird der Lokalpolitik nicht oft zuteil. Knapp 100 Zuschauer verfolgten am Donnerstagabend im Bürgerhaus Lindenfels die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Der Grund: In Kolmbach sowie im benachbarten Lautertaler Ortsteil Gadernheim sorgen Pläne für eine Bauschutt-Recyclinganlage für Unmut. Die Anlage soll im Gewerbegebiet „Im Gehren“ zwischen Gadernheim und Kolmbach gebaut werden. Gegner der Anlage saßen ebenso im Publikum wie Mitarbeiter der betroffenen Firma.
Das Gewerbegebiet wurde schon vor 15 Jahren beschlossen, aber es fanden sich keine Käufer für das topografisch schwierige Gelände. Daher wurde das Interesse einer Lindenfelser Baufirma an einer Ansiedlung dort positiv aufgenommen. Am 21. Juni 2018 stimmte die Stadtverordnetenversammlung dem Verkauf einer Parzelle in dem Gebiet einstimmig zu; die Beurkundung wurde auf Wunsch der Firma noch nicht vollzogen. Nun aber rollte Stadtverordnetenvorsteher Stefan Ringer (SPD) das Thema neu auf und beantragte, diesen Beschluss zurückzunehmen. Er erläuterte in seinem Redebeitrag, dass die geplante Nutzung damals nicht in der Vorlage beschrieben, sondern nur mündlich ergänzt worden war. Inzwischen, so Ringer, stelle sich die Situation anders dar. So sei für die Bauschutt-Zerkleinerungsanlage ursprünglich eine Einhausung vorgesehen gewesen. Das sei nun nicht mehr der Fall. Außerdem ließen die geplanten Produktionszahlen vermuten, dass die staub- und lärmintensive Zerkleinerung des Bauschutts an viel mehr Tagen pro Jahr stattfinden könnte als ursprünglich gedacht. Die Anwohner fürchten daher eine massive Beeinträchtigung durch Lärm, Erschütterungen und Staub.
Die Fraktionen bewerteten den Antrag Ringers unterschiedlich. Alexander Strohmenger (LWG/CDU) meinte, seine Fraktion könne der Kritik nicht in Gänze folgen. Sie lehnte die Aufhebung des Beschlusses geschlossen ab. Inge Morckel (FDP) und Martin Krey (Grüne) erklärten, sie hätten einen anderen Betrieb als den nun dort Vorgesehenen erwartet. Ihre Fraktionen stimmten dem Antrag Ringers zu. In der SPD gab es dagegen, wie Thomas Bauer und Harald Stanka erläuterten, verschiedene Positionen. Einig waren sich SPD-Redner darin, dass persönliche Diffamierungen und zu viel Emotionalität ein unschönes Licht auf die bisherige Diskussion in Kolmbach warfen.
HAUSHALTSZAHLEN
Erträge: 10,7 Millionen Euro, Aufwendungen: 10,6 Millionen Euro, Überschuss: 93 915 Euro
Finanzhaushalt: Überschuss 14 500 Euro, Grundsteuer A: 350 von Hundert, Grundsteuer B: 950 von Hundert (bisher: 680), Gewerbesteuer: 390 von Hundert (kag)
Obwohl das Thema für das Publikum sichtlich bewegend war, verhielt es sich bis zum Ende des Tagesordnungspunktes ruhig. Erst nachdem die Stadtverordnetenversammlung mit 17 gegen zehn Stimmen beschlossen hatte, den Verkauf nicht rückgängig zu machen, machten manche beim Hinausgehen ihrem Unmut laut Luft.
Angesichts dieses kontroversen Themas rückten die anderen Tagesordnungspunkte in den Hintergrund. Dabei hatte Bürgermeister Michael Helbig (SPD) an jenem Abend auch den Haushalt eingebracht. Es ist der fünfte Haushalt in Folge ohne Fehlbetrag. Doch neben einem bescheidenen Plus im Ergebnis- und Finanzhaushalt sieht er auch eine massive Erhöhung der Grundsteuer B von 680 auf 950 von Hundert vor.
Der Rathauschef beklagte, dass jene Haushaltszahlen für 2019, die vom Land vorgegeben worden waren, zu ambitioniert gewesen seien. „Nun sind wir auf dem Boden der Tatsachen zurück“, erklärte er. Außerdem seien die Kommunen zwar gehalten, frühzeitig ihre Haushaltspläne aufzustellen. Gleichzeitig stünden aber noch Beschlüsse aus, die sich auf den Haushalt auswirkten.