Jetzt ist es offiziell: Helmut Adam (links) händigt dem neuen Rathauschef der Gemeinde Lautertal, Andreas Heun, die Ernennungsurkunde aus. Foto: Katja Gesche
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LAUTERTAL - Der Empfang von Andreas Heun (SPD), dem neuen Bürgermeister der Gemeinde Lautertal, war kühl. Dies lag nicht etwa an mangelnder Herzlichkeit der vielen Zuschauer, die zu diesem Anlass zur Heidenberghalle nach Gadernheim gekommen waren, und auch nicht an der schwierigen Finanzsituation der Gemeinde. Doch alle Gäste des Abends mussten zunächst eine ganze Weile vor der Halle an der frischen Luft ausharren und abwarten, dass die Gemeindevertretung einen nichtöffentlichen Sitzungsteil beendete.
Dann aber konnten die offiziellen Schritte zur Amtseinführung unternommen werden. Die Mandatsträger erkannten einstimmig die Bürgermeisterwahl an. Dr. Günter Haas (LBL), Vorsitzender des Gremiums, verpflichtete Heun per Handschlag zum Bürgermeister. Helmut Adam, der als erster Beigeordneter die Amtsgeschäfte kommissarisch geleitet hatte, händigte dem neuen Rathauschef die Ernennungsurkunde aus.
In seiner Antrittsrede machte Heun klar, dass ihm die Bedeutung und Verantwortung des Amtes voll bewusst sei. Zunächst dankte er Weggefährten und Wählern für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen. Ebenso lobte er seinen Mitbewerber Markus Bormuth für einen fairen Wahlkampf.
GRATULANTEN
Für die Fraktionen der Lautertaler Gemeindevertretung gratulierten Peter Hannewald (CDU), Martin Grzebellus (LBL), Frank Maus (GLL) und Beate Dechnig (SPD).
Landrat Christian Engelhardt (CDU) sicherte in seiner Ansprache die Unterstützung des Landkreises bei den anstehenden Aufgaben zu. „Sie haben einiges zu tun, aber Sie sind nicht allein“, erklärte er.
Weitere Grußworte kamen von Helmut Bechtel (SPD, Stadtrat in Heppenheim), Bernd Röder (Gemeindebrandinspektor), Reinald Engelbrecht (evangelischer Pfarrer Reichenbach), Simone Meister (Verschönerungsverein Reichenbach), Günther Dekker (Geschäftsführer Felsenmeerinformationszentrum) Rolf Herbold (Angelsportverein Lautertal), Christiane Stock (Verschwisterungsverein Apeg) und Albrecht Kaffenberger (Seniorenbeirat).
Musikalisch umrahmte der Gesangsverein Harmonie Gadernheim den Abend mit den Liedbeiträgen „Zeit ist ein Geschenk“ sowie „Kein schöner Land“. (kag)
Heun bekannte sich in seiner Ansprache für einen Neuanfang im Lautertal. „Ein Neuanfang bedeutet, klar und deutlich zu sagen, was ist, und nichts zu verschweigen oder zu bemänteln“, verpflichtete er sich zu Offenheit und Transparenz. Die Bürger würden künftig rechtzeitig und umfassend informiert.
Er wies auf die dramatische Haushalts- und Finanzlage hin. „Es wird weitere Einsparungen und Einschnitte geben müssen“, kündigte er an. Ein ordnungsgemäßes, professionelles Finanzmanagement habe für ihn zurzeit oberste Priorität. Er appellierte an die Fraktionen in der Gemeindevertretung, angesichts der schwierigen Lage die Parteipolitik hinten anzustellen. „Dann wird Lautertal aus der Krise gestärkt hervorgehen“, glaubt Heun. Nur über die Parteigrenzen hinweg könnten die Probleme gelöst werden. Doch auch die Bevölkerung nahm er ins Gebet. Im Wahlkampf habe er bemerkt, dass sich die Lautertaler Ortsteile nicht recht verbunden fühlen. Es gäbe nicht nur Rivalitäten. Manchem Bürger sei nicht einmal bekannt, welche Ortsteile überhaupt zur Gemeinde dazugehören. „Die gemeinsame Identität im Lautertal ist ausbaufähig“, kommentiert er die „Lautertaler Verhältnisse“. „Die Rivalitäten hemmen die Entwicklung der Gesamtgemeinde.“
Doch auch, wenn die Gemeinde arm sei, sei sie doch reich an engagierten Bürgern. So hätten sich, nachdem die schlechte Haushaltslage bekannt wurde, Bürger spontan zusammengesetzt und überlegt, wie sie die Gemeinde finanziell entlasten können. „Das ist vorbildlich.“
Ein anderer Reichtum Lautertals sei die attraktive naturnahe Umgebung mit Anschluss an die Ballungsräume Rhein-Main und Rhein-Neckar. Auch wenn manchem Darmstädter die Gemeinde Lautertal nicht bekannt sei, so hätte doch jeder schon einmal das Felsenmeer besucht. „Mit dem Felsenmeer haben wir einen Schatz vor der Tür“, erklärt er. Allerdings müsse auch hier touristisch ausgebaut und entwickelt werden. Heun plädierte dafür, das Tourismuskonzept für neue Zielgruppen zu erweitern.
Die Strukturen in der Verwaltung will Heun überprüfen und modernisieren. Sein erster Eindruck der Mitarbeiter dort sei positiv gewesen, meinte er. Wo es sinnvoll sei, solle mehr interkommunale Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen gepflegt werden.
Heun betonte abschließend, er wolle „Mittler und Brückenbauer“ sein, und seine Tür stehe für die Bürger immer offen. Die Bürger sollten Partner, nicht Untertanen der Verwaltung sein. Nach viel Applaus für seine Antrittsrede nahm der neue Rathauschef Glückwünsche und kleine Geschenke entgegen. Ab Montag um Mitternacht wird Heun, der auch seinen Wohnort in das Lautertal verlegen will, offiziell die Amtsgeschäfte aufnehmen.